Bayerns klares „Nein“ zur Super League: Eine Hintertür bleibt

von Georg Kreul - Quelle: Corriere della Serra | Spiegel
3 min.
Karl-Heinz Rummenigge ist der ehemalige Vorstandschef des FC Bayern @Maxppp

Borussia Dortmund und der FC Bayern München reihten sich am gestrigen Montag in die lange Liste der Kritiker an der geplanten Super League ein. Karl-Heinz Rummenigge stellt sich nun erneut auf die Seite der UEFA. Dabei besteht für die Bayern und den BVB noch ein befristetes Schlupfloch.

Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge hat sich erneut zu der von zwölf internationalen Topklubs geplanten Einführung der Super League geäußert. Im Gespräch mit dem ‚Corriere della Serra‘ grenzt der 65-Jährige eine Bayern-Beteilung an der geplanten Elitelita noch deutlicher ab als am gestrigen Montag.

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„Wir sind nicht dabei, weil wir nicht dabei sein wollen“, stellt Rummenigge klar, „wir sind froh, in der Bundesliga zu spielen, ein ‚Brot- und Buttergeschäft‘, wie die Engländer sagen. Wir freuen uns, die Champions League zu erreichen, und wir vergessen nicht die Verantwortung gegenüber unseren Fans, die im Allgemeinen gegen eine solche Reform sind.“

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„Wir haben zehn Jahre lang darüber geredet und uns immer dafür entschieden, das bestehende Modell beizubehalten“, fährt der Bayern-Boss fort, „dann hat das Coronavirus dem gesamten europäischen Fußball geschadet, vor allem den großen Mannschaften, die ohne Fans im Stadion so viel verloren haben.“

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Rummenigge sieht in der Abspaltung nach wie vor keine Lösung des Grundproblems: Den horrenden Schulden von Real Madrid & Co. „Mit der Super League versuchen die Vereine, das Problem der Schulden zu lösen, das sich mit der Pandemie verschlimmert hat. Aber der Weg kann nicht sein, immer mehr zu kassieren und Spieler und Agenten immer mehr zu bezahlen“, sagt der Ex-Profi und plädiert dafür, die Kosten im europäischen Fußball zu senken.

„Wir müssen etwas einsparen, nicht mehr auf den Tisch legen“, so Rummenigge weiter, „wir haben zu viel Geld ausgegeben, wir alle, niemand ausgeschlossen. Es ist an der Zeit, dass der Fußball weniger arrogant wird.“

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Keine Vorziehung der CL-Reform

Die Idee, als Lösungsvorschlag die für 2024 geplante Reform der Champions League vorzuziehen, um so die zwölf Gründerteams der Super League zum Verbleib zu bewegen, sei nicht umsetzbar: „Nein, die 2024-Reform kann nicht vorweggenommen werden, da die Vermarktungsrechte verkauft wurden. Die Reformen sind ab 2024 bestätigt. Am Freitag war sogar Andrea Agnelli (Juve-Boss, Anm. d. Red.) einverstanden.“

Durch die Umwandlung der Gruppenphase in ein Liga nach Schweizer System fänden vergleichsweise 100 Spiele mehr statt, die vermarktet werden können. So soll die auf 36 Teams vergrößerte Königsklasse mehr Einnahmen für einen großen Pool an Klubs generieren.

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Milliardentöpfe locken

Rummenigge ist sich allerdings auch bewusst, dass der Wettbewerb ohne Schwergewichte wie Real Madrid, dem FC Barcelona oder Manchester United an Stahlkraft verlieren würde: „Ich hoffe aufrichtig, dass das nicht der Fall ist, ich kann es mir nur schwer vorstellen. Das ist ein Schaden, keine Frage: Ohne zwölf große Teams ist der Wettbewerb beschädigt.“

Die potenziellen Einnahmen in der Super League sind jedoch enorm. Allein 3,5 Milliarden erhalten die Gründerklubs, die sie unter sich aufteilen können. Während der „anfänglichen Verpflichtungsperiode der Vereine“ könnten zusätzliche Solidaritätsleistungen in Höhe von zehn Milliarden Euro ausgezahlt werden. Zudem sind 100 Millionen Euro Startgeld für die jeweiligen Vereine eingeplant.

Zum Vergleich: In der Champions League-Saison 2019/20 strichen die Bayern 135 Millionen Euro von der UEFA ein, mussten dafür aber den Titel gewinnen. Bei einer definitiven Absage würde den Klubs also potenziell viel Geld durch die Lappen gehen.

Befristetes Nein?

Noch haben sowohl der BVB als auch die Bayern die Möglichkeit, zur Teilnahme an der Super League. Denn wie der ‚Spiegel‘ berichtet, sind sowohl die beiden deutschen Vorzeigeklubs als auch Paris St. Germain, das sich bislang ebenso weigerte, als sogenannte „erweiterte Gründungsmitglieder“ vorgesehen.

In dem im ‚Spiegel‘ veröffentlichten Auszug des 167 Seiten langen Vertragswerks wird Dortmund und Bayern explizit eine 30-Tage-Frist eingeräumt, eine entsprechende Einladung zur Super League anzunehmen, PSG erhält 14 Tage Bedenkzeit. Trotz des bisherigen Bekenntnisses zur UEFA bleibt den deutschen Vertretern also nach wie vor eine Hintertür zur Super League offen.

Update 16::04 Uhr: In einer offiziellen Vereinsmitteilung positioniert sich Rummenigge im Namen des FC Bayern klar gegen eine Teilnahme: „Ich darf im Namen des Vorstandes ausdrücklich feststellen, dass der FC Bayern nicht an der Super League teilnimmt. Der FC Bayern steht solidarisch zur Bundesliga. Es war und ist für uns immer eine große Freude, als deutscher Vertreter in der Champions League spielen zu können. Für den FC Bayern ist die Champions League der weltweit beste Klubwettbewerb.“

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