Drittliga-Knipser & Rekordbrecher: Toneys langer Weg zu den Three Lions

von Tristan Bernert
3 min.
Ivan Toney (m.) bejubelt ein Tor für den FC Brentford @Maxppp

Newcastle United wollte ihn einst nicht, nun ist Ivan Toney für England nominiert. Der Stürmer des FC Brentford hat über einen steinigen Weg zum Erfolg gefunden.

Welche Voraussetzungen muss ein Spieler im modernen Fußball mitbringen, um es in die Nationalmannschaft zu schaffen? Sicherlich eine Ausbildung in einem modernen Nachwuchsleistungszentrum. Einen klaren Karriereplan, der einen durch manchmal mehrere Transfers stetig nach oben und irgendwann zu einem Topklub führt. Das Vertrauen der Trainer und vor allem jede Menge Glück.

Unter der Anzeige geht's weiter

Ivan Toney hatte zu Beginn seiner Karriere nichts dergleichen und trotzdem wurde der Stürmer des FC Brentford am heutigen Donnerstag erstmals in die englische Nationalmannschaft berufen. Der Weg des 26-Jährigen hin zu den Three Lions ist einmalig.

Lese-Tipp Begehrter De Zerbi äußert sich zu Gerüchten

Keine Chance bei Newcastle

Der Rechtsfuß war kein hochdekorierter Spieler aus einer der großen Premier League-Akademien, sondern durchlief in seiner Heimatstadt Northampton die Jugendabteilung des ortsansässigen Viertligisten. Im Alter von 19 Jahren wurde Newcastle United aufmerksam und holte Toney für die im englischen Kontext winzige Ablöse von rund 400.000 Euro.

Unter der Anzeige geht's weiter

Eine Summe, die auch prompt seinen Stellenwert bei den Magpies widerspiegelte. Toney wurde mehrfach in die unteren Ligen verliehen, durchsetzen konnte er sich in Newcastle nie. Lediglich zehn Minuten Premier League-Luft durfte der Stürmer schnuppern.

Überragende Quoten

2018, als der NUFC das Sturmtalent für den einstigen Einkaufspreis an den Drittligisten Peterborough United abgab, schien klar, dass es für Toney nie für die große Karriere reichen würde. Es kam anders. In zwei Jahren im Trikot von Peterborough war der Stürmer an 65 Toren direkt beteiligt.

Unter der Anzeige geht's weiter

Das erregte die Aufmerksamkeit des damaligen Zweitligisten FC Brentford. Dessen Besitzer Matthew Benham machte einst ein Vermögen mit systematisch platzierten Sportwetten, indem er verschiedene Datenanalyseverfahren auf den Sport anwendete und ist nun bekannt dafür, ein ähnliches Prinzip in der Transferpolitik seiner Klubs Brentford und FC Midtjylland anzuwenden: Moneyball – die Verpflichtung von Spielern auf Grundlage erweiterter Statistiken und Daten.

Nun bedurfte es keiner höheren Mathematik, um zu verstehen, dass 65 Torbeteiligungen in zwei Saisons ein guter Wert sind. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – war es Brentford, das Toney im Sommer 2020 für nicht unwesentliche 5,5 Millionen Euro verpflichtete. Schnell zeigte er, dass er jeden Cent wert war. 33 Tore erzielte Toney in seiner ersten Saison, damals ein neuer Rekord. Hinzukamen zehn Vorlagen, wodurch Brentford im Sommer 2021 in die Premier League aufstieg.

Unter der Anzeige geht's weiter

Lob von Southgate

Der Rest ist Geschichte. Die Bees haben in Englands Elite-Liga die Klasse gehalten und sind auf dem besten Weg, sich langfristig zu etablieren. Aktuell steht Brentford punktgleich mit dem FC Liverpool auf Tabellenplatz acht. Topscorer des Klubs – wie könnte es anders sein: Toney mit fünf Toren und zwei Vorlagen nach sechs Spieltagen.

So kam dann auch Gareth Southgate nicht mehr am 26-Jährigen vorbei. „Wir verfolgen seine Entwicklung schon seit langer Zeit“, erklärte der Nationaltrainer die heutige Nominierung des 1,85 Meter-Stürmers, die von der englischen Presse mit Wohlwollen aufgenommen wurde.

Toney könnte nun zur echten Alternative für den englischen WM-Kader werden, wie Southgate durchblicken ließ: „Seine Form und seine Qualitäten – nicht nur seine Torgefahr, sondern seine Technik, seine Kopfballstärke und seine Beteiligung im Spielaufbau – geben uns eine neue Möglichkeit, die uns andere Spieler, die wir hätten wählen können, nicht gegeben hätten.“ Und das ohne Ausbildung in einem NLZ oder einen strikten Karriereplan.

Unter der Anzeige geht's weiter

Nachrichten

Unter der Anzeige geht's weiter