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Experiment Spielertrainer: Kompanys historischer Fehlstart

von Georg Kreul
3 min.
RSC Anderlecht Vincent Kompany @Maxppp

Die Rückkehr von Vincent Kompany zu seinem Jugendklub RSC Anderlecht sollte eigentlich eine Erfolgsgeschichte werden. Nach den ersten Pflichtspielen droht der Einstand der City-Legende zum Albtraum zu werden. Die Funktion als Spielertrainer scheint nicht die Ideallösung zu sein.

Gegangen als Prinz, zurückgekehrt als König“ – so wurde Vincent Kompany beim ersten Heimspiel des RSC Anderlecht von den Fans empfangen. Treffender hätten die Anderlecht-Anhänger den Karriereweg des Abwehrspielers nicht beschreiben können. Der damals 20-Jährige war im Jahr 2006 als unbeschriebenes Blatt zum Hamburger SV gewechselt und 13 Jahre später als Manchester City-Legende mit vollem Trophäenschrank zurückgekehrt.

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Die Rückkehr des Eigengewächs verlief bislang jedoch alles andere als königlich. Das Pflichtspieldebüt des Spielertrainers ging mit 1:2 gegen KV Oostende verloren. Darauf folgten in der belgischen Liga zwei 0:0-Unentschieden und zuletzt eine 2:4-Niederlage gegen KV Kortrijk. Für den RSC Anderlecht ist das der schlechteste Saisonstart seit 21 Jahren.

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Kritik am „Gott“ Kompany

Für die belgische Presse ist das Experiment mit dem Trainernovizen Kompany bereits gescheitert. So schimpfte TV-Experte Marc Degryse zuletzt: „Kompany ist nur ein Mensch, abgesehen davon, dass er ein guter Fußballer ist – aber ich glaube, er denkt er sei ein Gott.“ Bislang stand der Coach in jedem Spiel die vollen 90 Minuten als Abwehrchef auf dem Platz, scheint aber Probleme zu haben, beide Rollen gleichzeitig auszufüllen.

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Degryse sieht zudem in Kompanys fortlaufender Nationalmannschaftskarriere ein großes Problem: „In den Länderspielpausen hätte ein Trainer normalerweise zwei Wochen Zeit, intensiv mit seiner Mannschaft zu arbeiten. Aber Kompany wird mit Belgien gegen San Marino und Schottland spielen – bevor er in Manchester sein Abschiedsspiel gibt.

Jugendstil und Inspiration von Guardiola

Zu Kompanys Verteidigung muss gesagt werden, dass der 33-Jährige den RSC Anderlecht nicht komplett alleine betreut. Unterstützt wird er durch den ehemaligen Manchester City-Jugendtrainer Simon Davies, den Kompany mit nach Anderlecht brachte. Zusammen arbeitet das Duo verstärkt daran, auf junge Spieler zu setzen. Der Altersdurchschnitt in den ersten vier Pflichtspielen lag bei 23,4 Jahren.

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Ich habe das Gefühl, dass ich hier etwas Großes anfangen kann. Leute, die mich kennen, wissen, dass ich nichts ohne einen Plan starte“, verkündete Kompany bei seiner Vorstellung. Als Trainervorbild nennt er seinen ehemaligen Coach Pep Guardiola: „Er kann die kompliziertesten Dinge auf einfachste Weise erklären. Ich bin nicht hier und sage, dass ich das gleiche Level erreichen kann wie er. Aber das ist mein Ziel.

In ähnliche Transfersphären wie sein ehemaliger Mentor stößt der Spielertrainer nicht vor. Kompany, der mit 17 Jahren sein Pflichtspieldebüt für Anderlecht gab, will verstärkt auf die Jugend setzen. Bislang steht ein Transferplus von fünf Millionen Euro zu Buche, zahlreiche Jugendspieler wurden mit Profiverträgen ausgestattet. Der prominenteste Neuzugang ist sicherlich Kompanys ehemaliger Weggefährte Samir Nasri, der sofort zum Kapitän befördert wurde.

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Projekt schon vor dem Aus?

Nach dem verpatzten Saisonstart scheint Kompanys Masterplan allerdings nach hinten loszugehen. Doch der ehemalige Anderlecht- und Ajax-Coach Aad de Mos forderte gegenüber der belgischen Zeitung ‚La Derniére Heure‘ mehr Geduld: „Ich würde Kompany Zeit bis zur Winterpause geben, aber sollten die Ergebnisse nicht besser werden, muss man sich die Dinge noch einmal ansehen.

Mit dem KRC Genk, Standard Lüttich und dem FC Brügge warten in den kommenden Wochen keine einfachen Aufgaben auf Anderlecht. Sollte die junge Mannschaft nichts Zählbares aus diesen Partien holen, droht die „Rückkehr des Königs“ zu einer Horrorgeschichte zu werden.

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