Der Torhüter, der Freistöße schoss: Die Mücke ist zurück

von Tristan Bernert
3 min.
Rogerio Ceni während der Saison 2015 @Maxppp

Beim FC São Paulo wurde Rogério Mücke Ceni zur Legende. Nun ist der Rekordspieler zurück bei seinem Heimatverein.

Der beste Torhüter war er nie, nie ein schillernder Star und doch genießt Rogério Mücke Ceni absoluten Legenden-Status. Denn der Brasilianer brachte Qualitäten mit, die in der Welt des Fußballs eine Rarität sind: Torgefahr trotz seiner Position und bedingungslose Vereinstreue.

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Am heutigen Donnerstag ist der 48-jährige, dessen Zweitname Mücke ihm tatsächlich von seinen Eltern gegeben wurde, zu seinem dritten Engagement beim FC São Paulo angetreten. Nach der Entlassung von Hernán Crespo übernahm Ceni in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag das Cheftrainer-Amt beim brasilianischen Erstligisten.

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Wie lange Cenis Amtszeit diesmal gehen wird, ist noch nicht abzusehen. Dass sie nur ansatzweise an seine Zeit als Spieler herankommen wird, ist aber nahezu unmöglich. Denn der ehemalige Keeper streifte sich 25 Jahre lang die Handschuhe für den SPFC über.

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Seit 1990 in São Paulo

Als 17-Jähriger begann er seine Profikarriere beim Sinop FC aus dem Bundesstaat Mato Grosso. Wenige Monate nach seinem Debüt wurde der FC São Paulo auf Ceni aufmerksam und holte das Torhüter-Talent aus der Provinz in die Metropole. Es sollte der erste und einzige Vereinswechsel in seiner Spielerkarriere bleiben.

Es folgten 25 Jahre, in denen Ceni auf Titeljagd ging. Unter anderem dreimal gewann er die brasilianische Meisterschaft, zweimal die Copa Libertadores, einmal den Weltpokal. 2006 und 2007 wurde der Torhüter zu Brasiliens Fußballer des Jahres gewählt – es waren die goldenen Zeiten des SPFC. Mit der Seleção holte der 16-fache Nationalspieler, der aber nie die Nummer eins seines Landes war, 2002 die Weltmeisterschaft.

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Wichtiger für seinen Aufstieg zur Legende waren jedoch die Rekorde, die er während seiner Zeit in São Paulo sammelte. Als er Ende 2015 seine Karriere beendete, hatte er nach offiziellen Angaben seines Klubs in 1237 Pflichtspielen auf dem Platz gestanden. Kein Spieler in der Geschichte des Fußballs ist bislang häufiger für einen Verein aufgelaufen.

Der Torhüter, der Freistöße schoss

Zudem war kein anderer Torhüter torgefährlicher. Ceni schoss nicht nur die Elfmeter für die Schwarz-Rot-Weißen, sondern auch die Freistöße. Auf 131 Treffer wird seine Karrierebilanz beziffert – ein Wert, der ihm über Brasiliens Landesgrenzen hinaus Kultstatus einbrachte.

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Dieser Kultstatus war es auch, der Ceni nach seinem Karriereende seine zweite Amtszeit in São Paulo bescherte – das glaubt zumindest der brasilianische ‚Globo Esporte‘-Journalist Humberto Luiz Peron. Denn 2017 holte der SPFC die Klublegende als Trainer zurück. Laut Peron erfolgte die Verpflichtung weniger aus sportlichen Gründen – Ceni war zuvor noch nie Trainer gewesen – sondern aus vereinspolitischen.

Zurück in schwarz-rot-weiß

Die damalige Klubführung habe versucht, den Ruhm des Rekordspielers auszunutzen, um sich für eine Wiederwahl in Stellung zu nehmen. Ein Fakt ist das zwar nicht. Dass Cenis Amtszeit nur von wenig Erfolg gekrönt war, hingegen schon: Nach nur 13 Spielen erfolgte die Trennung.

Nun ist Ceni also wieder zurück – und das unter anderen Vorzeichen. Zwischen 2017 und 2020 sammelte er Erfahrungen als Trainer bei Fortaleza. Mit Flamengo, das er bis Juli dieses Jahres anleitete, wurde er Meister und Superpokal-Sieger. Auf Titeljagd wird er in dieser Saison beim FC São Paulo aber nicht gehen. Für den Tabellen-13. geht es zurzeit eher um den Klassenerhalt. Mit dem Trainerwechsel werden Fans und Mannschaft nun aber neue Hoffnung schöpfen – schließlich ist Ceni eine absolute Vereinslegende.

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