Hertha unter Klinsmann: Mit Dárdai-Fußball und Windhorst-Millionen

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – kaum eine Redensart beschreibt die Situation von Hertha BSC so treffend wie diese. In der Zukunft soll der Angriff auf die nationale Spitze erfolgen, doch vorher ist erst einmal Rückbesinnung auf die vergangenen Jahre angesagt.

von Niklas Scheifers - Quelle: RMC Sport
2 min.
Hertha BSC Granit Xhaka @Maxppp

Wie gefährlich Euphorie und Aufbruchsstimmung sein können, verrät ein Blick in den Südwesten der Republik. Dort, beim VfB Stuttgart, wollte einst ein gewisser Wolfgang Dietrich noch in der zweiten Liga den Turbo Richtung Champions League-Comeback zünden. Ausgliederung, Investoren, teure Spieler. Klang alles super.

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Im zweiten Jahr nach der Bundesliga-Rückkehr wollte der Turbo dann aber irgendwie nicht mehr zünden. Stuttgart stieg wieder ab, Dietrich wurde aus dem Amt gejagt – wieder alles auf Null. Mit Hertha BSC droht nun der nächste Klub, über die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit Richtung Abstieg zu stolpern. 19 Hinrunden-Punkte sind jedenfalls noch kein Grund zur – genau – Euphorie.

Zurück zum Dárdai-Fußball

Jürgen Klinsmann ist es zu verdanken, dass im Lager der Alten Dame die Alarmstufe zumindest für den Moment von rot auf orange korrigiert werden kann. Die Rolle des Ex-Bundestrainer ist paradox: Einerseits lässt Klinsmann kaum ein Mikrofon aus, um Herthas hohe Ansprüche zu untermauern, andererseits ist er als Cheftrainer dafür verantwortlich, dass auf dem Platz nun vieles wie in der Vergangenheit funktioniert.

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Diese Vergangenheit hat einen Namen: Pál Dárdai. Das Berliner Urgestein malochte seine spielerisch limitierte Truppe zuerst zum Aufstieg, dann sogar zweimal nach Europa. Es waren Dárdai und sein Defensiv-Fußball, der die Blau-Weißen nach zwei Ausflügen ins Unterhaus zurückholte ins Inventar der Bundesliga. Einfach nur dabei sein war dann aber nicht mehr genug – vor dieser Saison musste der Ungar gehen.

Königstransfer bedroht die Stammkräfte

Den Dárdai-Stiefel hat Klinsmann der zuletzt hinkenden Alten Dame wieder angezogen – und sammelt damit Punkte. Die Innenverteidigung findet nach dem gescheiterten Experiment mit Ante Covic wieder zu ihrer Sicherheit, Mittelfeld und auch Sturm helfen hinten fleißig mit. Bestes Beispiel Per Skjelbred: Der Routinier biss sich gegen Bayer Leverkusen (1:0) an den Hacken von Kai Havertz fest und verdarb dem Hochbegabten den Spaß. Das können sie in Berlin.

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Der Lohn der neuen Stabilität: Ein Zwischenspurt von acht Punkten in fünf Spielen unter Klinsmann. Zur Hertha dieser Tage gehört aber eben auch, dass anstatt des treuen Kettenhunds Skjelbred in der Rückrunde ein Granit Xhaka vom FC Arsenal auf der Sechs ackern soll. Kolportierter Kostenpunkt: Weit über 20 Millionen Euro. Dem neuen Investor Lars Windhorst sei Dank.

Topspieler? „Ganz normal“

Solche Akteure, solche „Champions League-Spieler“ (Klinsmann) wollen sie beim Hauptstadtklub, das sei eben „ganz normal“ (auch Klinsmann). Ob Spieler im Champions League-Kaliber verfügbar sind, ist eine andere Frage. Laut ‚RMC Sport‘ hat Olympique Lyon ein 20-Millionen-Angebot der Hertha für Mittelfeldmann Lucas Tousart abgelehnt. Ganz so einfach ist die Jagd nach den Topspielern eben nicht.

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Hertha irgendwo zwischen Champions League-Denken und Abstiegskampf – es sind spannende Tage in Berlin. Das Schicksal des VfB Stuttgart sollte jedenfalls noch eine Weile in den Hinterköpfen bleiben.

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