Mangelnde Mentalität: Ein hausgemachtes BVB-Problem

von Tobias Feldhoff
3 min.
Hans-Joachim Watzke prangert mangelnde Mentalität beim BVB an @Maxppp

Hans-Joachim Watzke hat die Mannschaft öffentlich an den Pranger gestellt. Doch die von ihm kritisierten Mentalitätsprobleme bei Borussia Dortmund kommen nicht von ungefähr. Gemeinsam mit Michael Zorc hat sich der BVB-Boss die Schwierigkeiten selbst eingebrockt. Ein Kommentar.

Mikel Merino, Ousmane Dembélé, Emre Mor, Dan-Axel Zagadou, Jadon Sancho und Sergio Gómez – auf dem Transfermarkt von Borussia Dortmund wurde der Jugendaspekt in den vergangenen beiden Jahren wahrlich großgeschrieben.

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Nicht zu unrecht ließ sich Hans-Joachim Watzke dafür feiern, Klubs wie den FC Barcelona oder Real Madrid ausgestochen zu haben. Und in der Tat hat der BVB von den Deals profitiert. Im Fall von Merino und Mor rein wirtschaftlich, bei Dembélé auch sportlich.

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BVB nur eine Durchgangsstation

Und dennoch haftet den Transfers aus dem Sommer 2016 ein entscheidender Malus an. Alle drei Juwele haben sich nach einem Jahr schon wieder verabschiedet. Der BVB war – aus unterschiedlichen Gründen – nur eine Durchgangsstation. Beiderseitige Identifikation mit den Fans, dem Klub und der Mannschaft konnte so kaum aufkommen.

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Dass Watzke genau dies nun öffentlich anmahnt, kann einer gewissen Ironie nicht entbehren. Gegenüber der ‚FAZ‘ macht der Geschäftsführer deutlich, dass dem Team der viel zitierte „Spirit“ fehle: „Die Mannschaft, die 2011 und 2012 die Titel gewonnen hat, war fußballerisch definitiv nicht so gut wie die heutige Mannschaft. Aber sie hatte die beste Mentalität, die man sich vorstellen kann.“

Watzke und Zorc sind selbst schuld

Doch wie genau soll sich ein gestandenes Team wie in jenen Jahren bilden, wenn die Youngsters vor allem deshalb zur Borussia kommen, um dort hervorragenden Nährboden für die eigene Weiterentwicklung vorzufinden? Eine gewachsene Homogenität ist so kaum möglich – da kann man den Spielern nicht einmal wirklich einen Vorwurf machen.

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Watzke mag das Vorgehen auf dem Transfermarkt „alternativlos“ nennen. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten mag er da Recht haben. Gleiches gilt auch für seinen „Spagat zwischen Borsigplatz und Shanghai“. Den Konsequenzen muss er sich dabei aber bewusst sein. Und dazu gehört eben auch, dass es unter diesen Umständen in den kommenden Jahren schwierig wird, eine Mannschaft zu stellen, die einerseits famose junge Einzelspieler stellt, und andererseits in sich so gewachsen ist wie diejenige vor einem halben Jahrzehnt, die den großen FC Bayern schier zur Verzweiflung brachte.

Welchen Weg wählt der BVB?

Um in drei Wettbewerben möglichst lange mithalten zu können, „brauchst du 18 bis 20 Toptoptopspieler, die kann sich außer Bayern in der Bundesliga niemand leisten“, sagt Watzke im ‚kicker‘.

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Die Frage lautet nun: Akzeptieren die Dortmunder dauerhaft den Status als Nummer zwei in Deutschland oder soll in absehbarer Zeit noch einmal der Angriff auf die Bayern erfolgen? Resignation ist der falsche Ratgeber, das reine Setzen auf eingekaufte Talente aber auch. Watzke und Co. müssen einen gesunden Mittelweg finden. Verpflichtungen wie Maximilian Philipp oder Mahmoud Dahoud, die dauerhaft eine Ära prägen könnten, sind ein sinnvoller Anfang.

Wir benötigen im Sommer eine Kader-Justierung, je nach Verlauf der Rückrunde auch eine deutlichere“, kündigt Watzke an. Sollte sich abzeichnen, dass in der Rückrunde (ohne Aubameyang) keine Besserung in puncto Mentalität eintreten sollte, soll der Sommertransfermarkt entsprechend genutzt werden. Der BVB sollte sich aber bewusst sein: Ein Team wie in den Jahren 2011 und 2012 zu formen, braucht seine Zeit – und vor allem auch Konstanz auf den wichtigen Positionen bis hin zur Trainerfrage.

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