Ribéry: Zwingt das Seuchenjahr zur Verlängerung?
Das Seuchenjahr von Franck Ribéry fand seinen vorläufigen Höhepunkt am 5. Mai außerhalb des Fußballplatzes. Vor dem Berufungsgericht der UEFA scheiterte der Antrag des FC Bayern, seinem französischen Superstar die Sperre für das Champions League-Finale zu erlassen. Selten lief die Saison eines Vereins und seines Superstars derart widersprüchlich, wie im Falle des deutschen Rekordmeisters und Franck Ribéry.
Es begann im vergangenen Sommer. Mitten in die bayrische Euphorie unter dem neuen Trainer Louis van Gaal platzte die Nachricht, Real Madrid wolle den damals 26-Jährigen verpflichten. Statt eines Liebesbeweises an seinen bayrischen Arbeitgeber machte Ribéry klar, dass er zu den ‚Königlichen‘ wechseln wolle. Doch Uli Hoeneß verweigerte die Freigabe. Bis heute sind die Gerüchte nicht aus der Welt, still und heimlich träume der Dribbler noch immer von der spanischen Hauptstadt.
Nach dem Transfer-Streit folgte die lange Leidenszeit. Während der FC Bayern mehr schlecht als recht durch die erste Saisonhälfte dümpelte, um dann gegen Juventus Turin die Wende zu schaffen, sah Ribéry seine Ärzte öfter als den Trainingsplatz. Doch in der bayrischen Führung glaubte man an den Franzosen. Man wolle den Ribéry-Vertrag unbedingt verlängern, verkündete die bayrische Führung wieder und wieder. Bis heute ist auch hier keine Entscheidung gefallen.
Doch der Frühling meinte es gut mit den Bayern und seinem genialen Franzosen. Trotz der unklaren Zukunft von Ribéry, dem Generationswechsel im Münchener Management und dem Höhenflug des FC Schalke 04, schaffte das Team von Louis van Gaal das Unerwartete. Bayern übernahm die Tabellenführung in der Bundesliga, qualifizierte sich für das Finale des DFB Pokals und erreichte das Halbfinale der Champions League. Doch der Held dieser Zeit war ein anderer: Es schlugen die großen Stunden von Arjen Robben. Ribéry fungierte in der öffentlichen Wahrnehmung häufig nur als Mitläufer, während der Niederländer immer da war, als er gebraucht wurde.
Doch rund um das Champions League-Halbfinale gegen seine Landsleute aus Lyon, holte Ribéry die Seuche wieder ein. In Frankreich brach der Sex-Skandal aus, in dem der 27-Jährige wohl knietief verwickelt ist und zeitgleich leistete sich Ribéry gegen Lisandro Lopez eines der dümmsten Fouls seiner Karriere. Er flog vom Feld. Und wieder gingen die Wege zwischen Klub und Superstar auseinander. Während sich der FC Bayern bis ins Finale vorkämpfte, musste Ribéry den ‚Ritter von der traurigen Gestalt‘ geben.
Obwohl Karl-Heinz Rummenigge angekündigt hat, man werde den Kampf um die Final-Teilnahme von Ribéry nicht aufgeben und vor den internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen, stellt sich bereits die Frage, welche Konsequenzen das Seuchenjahr von Ribéry für dessen Zukunft haben wird? Für den Meister war es ein gutes Jahr. Sie haben gesehen, dass es auch ohne den Franzosen geht. Nur Ribéry steht eigentlich in einer Zwickmühle, aus der es eigentlich nur noch die Ausflucht Vertragsverlängerung gibt.
Bayern war immer treu und ertrug stoisch auch öffentliche Bloßstellungen durch den Berater von Ribéry. Auf der anderen Seite bewies der Erfolg, dass der Rekordmeister dies nicht hätte tun müssen. Im Nachhinein hat die letzte Saison nur den Bayern geholfen, während das Image von Ribéry in Europa gelitten hat. Will der Franzose zu seinem alten Status zurückfinden, kann er eigentlich nur bei dem einen Verein bleiben, der immer zu ihm gehalten hat: Dem FC Bayern.
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