Coronakrise: „Millionen-Transfers sind Vergangenheit“

von Remo Schatz - Quelle: Sport1
3 min.
In England begehrt: Jadon Sancho @Maxppp

Die Auswirkungen der Coronakrise auf den Fußball sind in keinster Weise absehbar. Spielzeiten können unter Umständen nicht beendet werden, früher mal solide Vereine geraten ins Wanken, Gehälter brechen ein. Und auch die Ablöserekorde gehören vermutlich der Vergangenheit an.

Die 222 Millionen Euro, die Paris St. Germain vor rund drei Jahren für Neymar an den FC Barcelona überwiesen hat, sind wohl endgültig ein Rekord für die Ewigkeit. Dass ein Verein nach der Coronakrise noch einmal über solche Mittel verfügen wird, darf aktuell bezweifelt werden.

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Die Krise trifft die gesamte Fußballwelt mit der gleichen Härte. Es ist schon jetzt zu befürchten, dass einige Vereine in die Insolvenz rutschen werden. Definitiv ausgeschlossen ist, dass insbesondere in diesem Sommer Geld für Millionentransfers vorhanden sein wird.

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Sané-Transfer „wäre fahrlässig“

Mit Blick auf den geplanten Transfer von Leroy Sané (24) zum FC Bayern ist sich Gregor Reiter sicher. „Es wäre fahrlässig, wenn ein Klub-Boss in diesen Zeiten einen solchen Deal aushandelt“, so der Rechtsanwalt und Chef der deutschen Spielerberater gegenüber ‚Sport1‘, „in dieser ungewissen Situation weißt du als Verein nicht, wie sich dein Markt entwickelt – du hast keine Planungssicherheit.“

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Auf Sané soll in München ein Fünfjahresvertrag mit Traumgehalt warten. On Top kommt die Ablösezahlung an Manchester City, die bislang als mindestens dreistellig kolportiert wurde. Mit solchen Transfersummen ist allerdings laut Reiter nicht mehr zu rechnen: „Die Millionen-Transfers aus der Vergangenheit werden künftig wohl genau das sein: Vergangenheit.“

Bleibt Havertz in Leverkusen?

Gleiches gilt für Kai Havertz (20). Vor Corona rechnete selbst Bayer Leverkusen mit einem sicheren Wechsel im Sommer. Die Werkself hatte den neuen Transferrekord fest eingeplant, von 130 Millionen Euro war die Rede. Ein Summe, die im Sommer niemand mehr zahlen kann und wird.

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„Darüber machen wir uns zurzeit gar keine Gedanken. Wir haben gerade andere Sorgen. Es geht darum, dass wir als Vereine jetzt einen gemeinsamen Konsens finden und sehen, wie wir über die Runden kommen“, erklärt Geschäftsführer Fernando Carro.

Keine Geschäfte mehr mit England

Problematisch wird zudem die Lage für die Bundesligisten, die auf Deals mit der vormals bestsituierten Premier League gehofft hatten. An Timo Werner meldete zuletzt der FC Liverpool Interesse an, Jadon Sancho stand darüber hinaus auch bei den Manchester-Klubs City und United auf dem Zettel.

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Die Engländer haben aber ganz andere Probleme. Da die Premier League ihren Reichtum vor allem auf den milliardenschweren TV-Vertrag begründet, treffen die englische Eliteliga die ausbleibenden Übertragungen noch deutlich härter. Darüber hinaus kann das Besitzer-geführte Vereinsmodell den Klubs zum Verhängnis werden.

„50+1-Regel als Segen“

Nicht wenige haben vor allem in jüngster Zeit die deutsche 50+1-Regel als nicht mehr zeitgemäß kritisiert. Sie könnte nun aber zum Rettungsanker werden. Reiter geht davon, dass sich die „50+1-Regel der Bundesliga als Segen erweisen“ wird.

Bei vielen englischen Klubbesitzern hat sich ein Großteil des Vermögens binnen einer Woche an den internationalen Aktienmärkten in Luft aufgelöst. Einige Papiere haben sich innerhalb von Tagen mehr als halbiert. Es ist zu befürchten, dass sich einige Eigentümer aus der Premier League zurückziehen und die Klubs verramscht werden. So oder so werden die Kassen nach der Krise leer sein.

„Es wird sicher zu Transfers kommen, aber eben nicht mehr in den Volumina wie zuletzt. Die Cash-Reserven sind auch aufgrund des Zinsniveaus in der Vergangenheit gerade in der Krise schlichtweg nicht da. Wir wissen nicht, wie sich die Lage in Spanien, Italien oder England entwickelt. Vor allem die Briten sehe ich mit Blick auf Corona und Brexit in doppelter Hinsicht gefährdet“, befürchtet Reiter.

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