Indalecio bei Newcastle: Der ungewöhnlichste Transfer des Jahres

von Georg Kreul - Quelle: www.nufc.co.uk
6 min.
Florent Indalecio unterschrieb im Oktober einen Einjahresvertrag bei Newcastle @Maxppp

Für Florent Indalecio war der Zug vom Profifußball eigentlich bereits längst abgefahren. Doch der 23-Jährige, der zuletzt als Maurer in Australien arbeitete, konnte sich bei Newcastle United für einen Einjahresvertrag empfehlen. Vor dem morgigen Spiel gegen die U23 des FC Reading spricht der Franzose über seinen ungewöhnlichen Weg zu den Magpies.

Vom Bau in die Premier League – so lautete der Tenor der Medien bei Newcastles Verpflichtung von Florent Indalecio. Die ungewöhnliche Transferstory könnte auch aus einem Hollywood-Drehbuch stammen: Vor wenigen Wochen verdiente der 23-jährige Franzose seine Brötchen noch als Maurer in Australien.

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Im Jahr 2019 versuchte Indalecio in Australien seinen Traum als Fußballprofi noch zu verwirklichen. „In Australien, mit dem Visum, ist es nicht einfach, Fußball auf dem besten Niveau zu spielen. In der zweiten oder dritten Liga kann man nur zwei Spieler aus dem Ausland haben, die in der Mannschaft spielen können. Die Regeln waren schrecklich“, sagt Indalecio im Interview mit Newcastles Vereinsmedien.

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Arbeiten fürs Visum

Viele Chancen bekam der Franzose nicht: „Ich hatte ein Probetraining in der NPL1, das ist die zweite Liga. Der Klub wollte mich unter Vertrag nehmen, aber es war am Ende der Saison, also sagten sie: ‚Kommen Sie nächstes Jahr wieder.‘ Mein Visum war nur für ein Jahr gültig und wenn man ein weiteres Visum wollte, musste man 88 Tage Arbeit in der Landwirtschaft leisten. Es war sehr kompliziert.“

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Englisch lernte der ehemalige Jugendspieler der AS St. Étienne während seiner Aushilfsjobs. „Als ich das erste Mal nach Australien kam, sagte ein Freund zu mir: ‚Sie brauchen Arbeitskräfte für Maurer.‘ Ich wusste, dass es eine schwere Arbeit war“, erzählt der 23-Jährige, „niemand wollte sie wirklich machen, aber deshalb war es für mich leicht, einen Job zu finden.“

Rückschläge in der Jugend

Die Demut des Mittelfeldspielers, der sich selbst auf der Acht oder Zehn sieht, kommt nicht von ungefähr. Mittlerweile hat Indalecio eine sehr reflektierte Sicht auf seinen Karriereweg: „Ich bereue vieles von früher. Ich glaube, ich war zu jung, als ich St. Étienne verließ. Ich war nicht sehr reif.“

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Dabei sah für das damalige Talent alles nach einem vorgezeichneten Weg in den Profibereich aus: „Meine Mannschaft war sehr gut, die beste in Frankreich auf dem U13-Niveau und wir haben die Liga gewonnen.“ Bis zur U15 schnürte er die Schuhe für den französischen Klub, ehe sein Vertrag auslief und nicht verlängert wurde.

Neben der schwierigen Suche nach einem neuen Verein wurde der damalige Teenager von einem Schicksalsschlag erschüttert: Im Alter von 16 wurde bei Indalecio ein Tumor im Knie entdeckt, eine Operation war notwendig. Was folgte, war fast ein gesamtes Jahr in der Reha. Eine „harte und sehr schwierige Zeit“, wie er sagt. Die anschließend erfolglose Suche nach dem Anschluss im Profigeschäft führte ihn letztlich nach Down Under.

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Der letzte Strohhalm

Nun erhält Indalecio die womöglich letzte Chance, sich seinen Traum zu erfüllen. Nach einem Probetraining stattete Newcastle ihn mit einem Vertrag bis um Saisonende aus. „Ich konzentriere mich nur auf das Fußballspielen und weiß, dass die eigentliche Arbeit jetzt beginnt“, sagt jemand, der weiß wie es ist, morgens um 7 Uhr bei mindestens 30 Grad in der australischen Sonne auf einer Baustelle zu arbeiten.

Der Kumpel von Newcastle-Profi Allan Saint-Maximin, ebenfalls aus der Jugend von St. Étienne, will auf dem Platz überzeugen und zeigen, dass er nicht aufgrund seiner Verbindungen die Chance in der Reserve des Premier League-Klubs erhält: „Ich sagte dem Klub, dass ich nicht aus Spaß oder wegen des Geldes unterschreiben möchte. Ich wollte wirklich für Newcastle unterschreiben, um zu beweisen, dass ich eines Tages auf dem höchstmöglichen Niveau spielen kann.“

Dass er gewisse Fähigkeiten mitbringt, bewies der Ex-Maurer gleich in einer der ersten Trainingseinheiten mit einem sehenswerten Fallrückzieher. Bis zum Saisonende hat Ingalecio Zeit, seine Chance zu nutzen, um künftig nicht wieder morgens um 7 Uhr auf einer Baustelle arbeiten zu müssen.

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