Die Besten weg, kein Neuzugang in Sicht: Valencia & das Chaos

von Tristan Bernert
3 min.
Gabriel Paulista nach seinem Treffer zum 1:1 gegen Levante @Maxppp

Die besten Spieler haben den Klub bereits verlassen, ein Neuzugang ist noch nicht in Sicht: Die aktuelle Transferpolitik des FC Valencia mutet durchaus kurios an. Vereinsintern gab es bereits vor Saisonstart die ersten Unruhen. Auch nach dem gestrigen Sieg am ersten Spieltag schwelt der Konflikt weiter.

Schon vor seinem Dienstantritt Ende Juli wusste Javi Gracia wohl, dass sein Engagement beim FC Valencia nicht ohne Drama auskommen würde. Schließlich ist der Trainerstuhl bei den Fledermäusen in den vergangenen Jahren ein traditionell wackliger gewesen.

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Seitdem Investor Peter Lim den spanischen Erstligisten im Mai 2014 übernommen hat, scheint der Klub das Chaos anzuziehen. Gracia ist bereits der achte Trainer, den der singapurische Geschäftsmann installiert hat. Die Vorgänger des 50-jährigen Spaniers wurden teils unter kuriosen Umständen abgesägt.

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Vor knapp einem Jahr entließ Lim mit Marcelino einen Coach, der aufgrund seiner Erfolge größte Beliebtheit im Umfeld und innerhalb der Mannschaft genoss. Vorausgegangen waren Unstimmigkeiten zwischen dem Trainer und dem Klubbesitzer. Marcelinos Nachfolger wurde Albert Celades. 292 Tage, eine Spielerrevolte und ein Rücktrittsgesuch später war auch der 44-Jährige wieder Geschichte.

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Noch kein einziger Neuzugang

Nun soll also Gracia die Mannschaft zum Erfolg führen – die Vorzeichen dafür stehen aber denkbar schlecht. Während seine Vorgänger zwar mit dem vereinsinternen Chaos leben mussten, aber immerhin mit frischen Millionen aus Singapur neue und namhafte Spieler erhielten, bekommt Gracia zurzeit nur ein Merkmal der Ära Lim zu Gesicht: Das Chaos.

Denn der Investor hat mittlerweile den Geldhahn zugedreht. Im Zuge der Coronakrise fehlt Valencia nun das Geld an allen Ecken und Enden. Der Klub reagierte, indem er sich von seinen besten Spielern trennte. Toptalent Ferran Torres wurde an Manchester City verkauft, Torjäger Rodrigo Moreno an Leeds United. Ezequiel Garays auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert, Francis Coquelin und Dani Parejo gingen zum FC Villarreal – Letztgenannter sogar ablösefrei. Alles mit dem Ziel, Einnahmen zu generieren (insgesamt rund 60 Millionen Euro) und Gehalt zu sparen.

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Attacke Richtung Klubführung

Im Gegenzug hat bisher kein einziger Neuzugang den Weg nach Valencia gefunden. Für die Fans des Traditionsvereins eine ebenso beunruhigende Tatsache wie für Trainer Gracia. „Ich sehe es genauso wie jeder andere. Der Kader wurde als Resultat der Abgänge geschwächt“, wählte er vor wenigen Tagen deutliche Worte, „ich hoffe nach wie vor, dass noch Verstärkungen kommen, so wie es mir versprochen wurde. Bisher ist aber keiner gekommen.“

Eine klare Attacke in Richtung Klubführung. Er habe bereits mehrfach mit seinen Vorgesetzten über Transfers gesprochen. „Zweimal vor meiner Ankunft und seitdem ich hier bin, drei- oder viermal“, so Gracia. „Aus unterschiedlichen Gründen, die ich teilweise nicht verstehen kann, wurde bisher kein Fortschritt erzielt. Unsere Optionen verschwinden allmählich“, warnte er.

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Ein Sieg, der nichts ändert

So gerieten Trainer und Klubführung bereits aneinander, bevor überhaupt der erste La Liga-Spieltag absolviert war. Umso überraschender kam es dann, dass sich Valencia am gestrigen Sonntagabend mit 4:2 gegen UD Levante durchsetzte.

Gracia machte aus der Not eine Tugend und schickte teils blutjunge Spieler aus der A-Jugend oder der zweiten Mannschaft auf den Platz. Der 17-jährige Engländer Yunus Musah beackerte eindrucksvoll den rechten Flügel, Vicente Esquerdo (21) gab sein La Liga-Startelfdebüt im Mittelfeld. Doppeltorschütze war Manu Vallejo (23), der somit gegen Levante genauso oft traf, wie während der gesamten Saison 2019/20.

Der erste Schritt zum Burgfrieden im Estadio Mestalla? Nicht für Gracia, wie er nach der Partie klarstellte: „Ich denke nicht, dass das heutige Ergebnis etwas an den Lücken im Kader ändert. Die Situation ist dieselbe wie vorher.“ Ob und wann die Wünsche des Trainers erhört werden, ist unklar. Aber dass seine Amtszeit in Valencia nicht ohne Drama auskommen würde, wusste Gracia wohl schon vorher.

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