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Die Eintracht erfindet sich neu: Leasen statt kaufen

von Remo Schatz
2 min.
Fredi Bobic und Bruno Hübner gehen neue Wege @Maxppp

Rund 540 Millionen Euro investierten allein die drei englischen Topvereine Manchester United und City sowie der FC Chelsea. Sphären, in denen Eintracht Frankfurt längst nicht mehr mitreden kann. Die Hessen wählten daher im Sommer einen komplett neuen Weg. Mit einigen Chancen, aber auch großen Risiken.

Als Fredi Bobic Anfang Juni seinen Job als Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt antrat, kündigte er direkt an, „dass wir bei der Personalpolitik sehr viel Fantasie zeigen müssen“. Geld war kaum da und so mussten kostengünstige Alternativen gefunden werden. Und Bobic wurde kreativ.

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Der frühere Stürmer wollte seinem Trainer Niko Kovac junge und hochbegabte Talente in die Hände legen. Was das angeht, ist die Transferbilanz beeindruckend. Beim AC Florenz eiste man Ante Rebic los. Von Manchester United kam Guillermo Varela, vom FC Everton Shani Tarashaj sowie Michael Hector vom FC Chelsea. Und beim elfmaligen Champions League-Sieger Real Madrid konnte man sich gleich doppelt bedienen: Jesús Vallejo und Omar Mascarell kamen von den Königlichen an den Main.

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Bobic erfindet die Leasingmannschaft

Mit einem Alter von 19 bis 24 Jahren fallen nicht alle in die Kategorie Talente. Gemeinsam haben sie aber, dass sie ausgeliehen sind. Eine Kaufoption besitzen die Hessen lediglich bei Rebic. Es ist also davon auszugehen, dass die Verstärkungen wohl nur eine Saison in der Bankenmetropole spielen werden. Der Bundesligist hat sich demnach fast eine halbe Mannschaft für eine Saison geleast. Ein Modell, das Schule machen könnte.

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Je nachdem, wie Bobic verhandelt hat und somit wie hoch die Leihgebühr beziehungsweise das Gehalt ausfallen wird, steht der Eintracht mehr oder weniger kostengünstig eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung. Natürlich kann man entgegnen, dass die Hessen zum Ausbildungsverein verkommen. Sollte am Ende aber das Saisonziel Klassenerhalt erreicht werden, ist Bobic der Vorwurf herzlich egal.

Ein weiterer Kritikpunkt ist jedoch nicht so leicht von der Hand zuweisen. Zum einen müsste Kovac, sollte die Eintracht nun jährlich nach dem Leasingmodell verfahren, jeden Sommer mit zahlreichen Spielern wieder bei Null anfangen. Viel schlimmer ist aber, dass bei einer solchen Transferstrategie die Identifikation mit den Profis völlig verloren geht. Alex Meier hat sein Standing bei den Fans und den Spitznamen ‚Fußballgott‘ schließlich nicht unmittelbar nach einer guten Saison erhalten.

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Festverpfllichtung nach Leasingjahr nicht ausgeschlossen

Auf der anderen Seite ist ja nicht gesagt, dass wirklich jeder Spieler nach der Saison wieder gehen muss. Wie der Ottonormalverbraucher, der sich ein Auto least, könnte eventuell auch die SGE – sofern der Preis stimmt – den Spieler nach dem Probejahr kaufen. Selbstredend wird es insbesondere bei Real-Talent Vallejo schwierig, den 19-Jährigen bei seinem Jugendverein auszulösen. Beim 24-jährigen Hector, dem 21-jährigen Tarashaj und dem 23-jährigen Varela ist ein dauerhafter Wechsel aber zumindest nicht ausgeschlossen.

Noch kann man in Frankfurt nicht von einem revolutionärem Strukturwandel sprechen. Sollte die Eintracht aber mit den Leihspielern Erfolg haben, wird sich Bobic in einem Jahr wieder bei den Champions League-Klubs nach Leasingprofis umschauen. Eine langfristige Entwicklung bleibt bei diesem Weg jedoch auf der Strecke.

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