FT-Kurve Eredivisie

Trotz Massenverkäufen: Ajax hat es wieder geschafft

Der Trainer weg, eine halbe Startelf verkauft und trotzdem ist Ajax Amsterdam nicht aus der Erfolgsspur zu bringen. Wie haben die Kaderplaner der Niederländer das geschafft?

von Tristan Bernert
3 min.
Das Team von Ajax Amsterdam bejubelt ein Tor @Maxppp

Bei Ajax Amsterdam sind die Verantwortlichen es eigentlich gewohnt, Sommer für Sommer die besten Spieler zu verlieren. Schließlich ist es zentraler Bestandteil der Transferpolitik des niederländischen Rekordmeisters, junge Talente zu kaufen, zu fördern und anschließend für hohe Summen an europäische Topvereine zu verkaufen. Eine Strategie, die zwar viele Klubs verfolgen wollen, die Ajax aber in Perfektion betreibt.

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Was in dem abgelaufenen Transferfenster in Amsterdam passierte, war aber auch für den Weltklasse-Ausbildungsklub aus der Grachtenstadt außergewöhnlich. „Wir hatten einen komplett anderen Sommer erwartet“, erklärte Gerry Hamstra, Technischer Direktor von Ajax, jüngst im ‚Telegraaf‘, „natürlich wussten wir, dass es ein paar Abgänge geben würde, aber niemand hat vorhergesehen, dass unsere Spieler für derartige Summen gekauft werden würden.“

Am Rekord gekratzt

Summen, die in Addition den 2020 aufgestellten Einnahme-Rekord von 218 Millionen Euro fast einstellen. Für insgesamt 216 Millionen Euro verkaufte Ajax in diesem Sommer seine Spieler – und verlor eine halbe Stammelf: Unter anderem Antony, Lisandro Martínez (beide Manchester United), Sébastien Haller (Borussia Dortmund), Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui (beide FC Bayern) und Nicolás Tagliafico (Olympique Lyon) verließen den Klub.

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Hinzukam mit Erik ten Hag der Erfolgscoach der Erfolgscoach der vergangenen Jahre, der nun Antony und Martínez bei ManUnited anleitet. Das Erbe, das der neue Trainer Alfred Schreuder antreten musste, war folglich ein schweres.

Doch der 49-Jährige, einst bei der TSG Hoffenheim vor die Tür gesetzt, hat einen perfekten Saisonstart hingelegt. In der Eredivisie hat Ajax die ersten fünf Spiele allesamt gewonnen, schoss dabei 16 Tore und kassierte selbst nur drei. In der Champions League folgte gestrigen Mittwoch ein echtes Statement: Mit 4:0 schoss Ajax den Europa League-Finalisten Glasgow Rangers aus dem Stadion und zeigte teils traumhaft schönen Fußball.

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Die Kombination macht‘s

Ajax hat es wieder einmal geschafft, die Stars von gestern vergessen zu machen. Einer langfristig angelegten und schlauen Transferpolitik sei Dank. Talente, die in der vergangenen Saison noch in der zweiten Reihe standen, haben mittlerweile einen großen Schritt nach vorne gemacht. Rechtsverteidiger Devyne Rensch (19) etwa, der mit seinem Offensivdrang Mazraoui ähnelt und bereits an drei Saisontoren direkt beteiligt war. Oder Stürmer Mohammed Kudus, der gegen Glasgow erstmals von Beginn an ran durfte und Schreuder mit einem Traumtor und einer Vorlage dankte.

Hinzukommen Neuzugänge, die allesamt das Potenzial haben, ihren Marktwert in Zukunft zu steigern. Calvin Bassey, der für 23 Millionen Euro von den Rangers kam und schon in der vergangenen Saison zeigte, dass er physisch auf absolutem Topniveau ist, wird über kurz oder lang für Premier League-Klubs interessant werden. Tagliafico-Ersatz Owen Wijndal (22) ist niederländischer Nationalspieler und sogar Steven Bergwijn, mit 31 Millionen der Rekordzugang der Eredivisie, könnte zukünftig wieder auf dem Radar von Topklubs auftauchen.

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Die nächste Generation steht bereit

Eine schlaue Lösung fand man auch bei Lucas Ocampos. Der Argentinier war als Antony-Ersatz auserkoren und sollte für 20 Millionen Euro vom FC Sevilla kommen, doch in letzter Sekunde blockierte der Ajax-Aufsichtsrat den Deal. 20 Millionen für einen 28-Jährigen sei zu viel – kein Wiederverkaufswert. Schlussendlich holte man Ocampos aber doch: Auf Leihbasis.

Sollte der Antony-Ersatz in einem Jahr also wieder gehen – vorausgesetzt Amsterdam lässt die Kaufoption verstreichen – werden wohl schon die nächsten Talente bereitstehen, um ihn zu ersetzen. Ein Kandidat wäre Francisco Conceição (19), für fünf Millionen Euro vom FC Porto gekommen, der zurzeit noch sporadisch eingesetzt wird, aber als großes Talent gilt. Und sollte er in ein paar Jahren für viel Geld wieder gehen sollen, wird sicherlich bereits das nächste Talent in den Startlöchern stehen. Bei Ajax sind es die Verantwortlichen schließlich gewohnt, Sommer für Sommer die besten Spieler zu verlieren.

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