Zurück in die Zukunft: Leipzigs Plan mit Löw & Klopp
Die Entwicklung bei RB Leipzig ist in den vergangenen Jahren arg ins Stocken geraten. Nach der Entlassung von Marco Rose soll bei den Sachsen der Fuß wieder aufs Gaspedal getreten werden. Mit Zsolt Löw übernimmt ein Interimscoach, der zusammen mit Jürgen Klopp für die erfolgreiche Zukunft im Fußball-Imperium von Red Bull sorgen soll.

Trotz monatelanger Kritik kam die Entlassung von Marco Rose bei RB Leipzig am Wochenende etwas überraschend. Noch unerwarteter: der neue Interimstrainer. Zsolt Löw dürfte für viele Leute ein relativ unbeschriebenes Blatt sein. Dabei hat der 45-Jährige in den vergangenen Jahren Titel gehamstert wie kaum ein anderer Trainer in derselben Zeit.
Die Sammlung umfasst Meistertitel und Pokalsiege in Deutschland, Frankreich und Österreich und sogar den Henkelpott der Champions League. All diese Erfolge feierte Löw jedoch als Assistent von namhaften Trainern, mit denen er in den vergangenen Jahren erfolgreich zusammenarbeitete. Nun darf er sich das erste Mal als Cheftrainer beweisen – und soll das Projekt RB neu beleben.
„RB Leipzig bedeutet mir sehr viel, das gesamte Red Bull-Konzept bedeutet mir sehr viel. Es ist so etwas wie meine Familie“, erklärte Löw auf seiner Antrittspressekonferenz am Dienstagvormittag. Den Trainerjob hatte der Ungar zwischen 2012 und 2018 von der Pike auf im Kosmos des Getränkeriesen gelernt, erst beim FC Liefering, dann bei RB Salzburg, schließlich in Leipzig.
Verfeinerung der RB-Schule
Anschließend tourte der neue RB-Trainer als Co von Thomas Tuchel durch Europa, assistierte dem heutigen englischen Nationaltrainer bei Paris St. Germain, dem FC Chelsea und dem FC Bayern. Dabei lernte Löw weitere taktische Aspekte und Trainingsweisen kennen und bildete sich gewissermaßen fort, nachdem er zuvor maßgeblich am Aufbau des RB-Fußballs der ersten Jahre beteiligt war.
Von diesem Wissen will auch sein alter Arbeitgeber profitieren und holte Löw vor wenigen Wochen in sein Global-Soccer-Team um Jürgen Klopp und Mario Gómez. „RB hat sich entschieden, mich zurückzuholen, weil ich zwischen 2012 und 2018 an der RB-Philosophie mitgearbeitet habe. Diese Entwicklung hat in den letzten Jahren etwas stagniert. Die Weiterentwicklung hat nicht stattgefunden. Ich kann eine von den Personen sein, die diese Philosophie versteht und weiterentwickeln kann.“
In dieser Position hat Löw in den vergangenen Wochen zusammen mit Klopp alle Vereine des RB-Netzwerks besucht, mit den jeweiligen Trainern gesprochen und nach Verbesserungspotenzial gesucht – auch bei Rose. Mit seinem guten Freund aus alten Mainzer Zeiten stand Löw in den vergangenen Wochen mehrfach in Kontakt, versuchte zu helfen. Nun wurde er zu seinem vorübergehenden Nachfolger ernannt.
Löw nur Übergangslösung
„Natürlich habe ich mir nicht gewünscht, seinen Platz zu übernehmen, aber unsere Freundschaft hält das aus“, versichert der neue Chef, der trotz vieler Angebote in der Vergangenheit immer Assistent geblieben war. „Ich habe das Gefühl gehabt, dass ich genau richtig bin in meiner Position. Egal ob unter Ralph Hasenhüttl, Adi Hütter, Ralf Rangnick oder Thomas Tuchel – wir waren immer erfolgreich, daher wollte ich nie aussteigen. Ich habe mich auf dem Beifahrersitz gut gefühlt.“
Für die kommenden Wochen ist die Maßgabe klar: In der Liga soll die Qualifikation für die Champions League geschafft werden und im besten Fall lockt der DFB-Pokalsieg. „Es ist eine einmalige Chance mit zwei Siegen einen Titel zu gewinnen. Ich habe in meinem Leben viele Pokale gewonnen und weiß, was es bedeutet. Ein Pokal ist für immer“, macht Löw klar.
Danach soll es für ihn aber wieder auf seine alte Position zurückgehen: „Für mich war es sehr wichtig, dass wir uns zu Beginn klar absprechen, dass dieser Job nur für sieben Wochen ist und dann ein neuer Trainer kommt und ich wieder in meine geliebte Red Bull Global-Rolle zurückgehen kann. Ich habe das Gefühl, dass ich dort noch sehr viel helfen und unterstützen kann.“
Neuer Trainer muss passen
Zusammen mit Klopp und Gómez wird auch Löw ein gewichtiges Wort bei der Suche nach einem neuen Cheftrainer mitsprechen können, der mit dem Global-Team den Fußball in Leipzig weiterentwickeln soll. Das gesuchte Profil bringt Leipzigs Geschäftsführer Sport Marcel Schäfer klar auf den Punkt: „Wir möchten ab Sommer einen Trainer, der sich komplett mit dem Klub und unserer Philosophie identifiziert. […] Dabei ist ganz klar, dass wir attraktiven und offensiven Fußball zeigen möchten […].“
Eine Idealbesetzung scheint der aktuell vereinslose Roger Schmidt zu sein, der – mit Löw – bei RB Salzburg die Grundidee von RB mitentwickelt hat und diese wie der Ungar anschließend bei verschiedenen Stationen mit neuen Ansätzen und Ideen angereichert hat. Der 58-Jährige gilt als einer der Kandidaten für die vakante Stelle, steht aber dem Vernehmen nach auch bei Borussia Dortmund auf der Liste.
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