Während Kylian Mbappé auf eine absolute Seuchensaison zurückblickt, feiert die portugiesische Presse überschwänglich ihre Helden nach dem Triumph gegen Deutschland in der Nations League. Die FT-Presseschau am Donnerstag.

Neustart nach der Seuchensaison
Die abgelaufene Saison bei Real Madrid lief für Neuzugang Kylian Mbappé sehr durchwachsen. Trotz guter Zahlen und dem Gewinn des Goldenen Schuhs für den besten Torschützen Europas blieb der Franzose mit seinem neuen Klub titellos. Schlimmer erging es ihm jedoch in seiner Rolle als Klubbesitzer von SM Caen. Vor einem Jahr hatte der Angreifer zusammen mit seiner Mutter 80 Prozent des französischen Traditionsklubs übernommen. Das klare Ziel: Aufstieg in die Ligue 1 und Etablierung in der Elite des Oberhauses. Doch das Projekt ging ganz schön nach hinten los.
Nach einer extrem enttäuschenden Saison mit erschreckend schwachen Spielen, Fanprotesten und schwer anzusehendem Fußball stieg Caen als abgeschlagener Tabellenletzter in die dritte Liga ab. Gegenüber ‚Ici Normandie‘ erklärt die Mutter des Real-Stürmers, dass das Projekt trotzdem weitergeht: „Wir werden SM Caen nicht verlassen. Ich erinnere mich, dass ich Kylian demütig gesagt habe, dass man uns nicht verdient und dass man gehen muss, wenn man nicht gewollt ist. Er wollte nicht. Er hat mich vom Gegenteil überzeugt.“ Stattdessen soll ein Neuaufbau der Mannschaft stattfinden. Zehn frische Spieler sollen kommen, bis zu 15 sollen gehen. Dazu sorgen verschiedene Großsponsoren für das höchste Budget der dritten Liga. Mit Maxime D’Ornano nimmt Anfang Juli der bereits vierte Trainer in der Mbappé-Ära seinen Job auf.
Ein Spiel für die Geschichte
Mit dem 2:1-Erfolg im Nations League-Halbfinale gegen Deutschland am gestrigen Mittwoch endet in Portugal eine lange Leidenszeit. „So endet der deutsche Fluch“ titelt die ‚Record‘. „Es ist der erste Sieg gegen den Angstgegner seit 25 Jahren.“ Damals hatten die Iberer die DFB-Truppe bei der EM 2000 im abschließenden Gruppenspiel mit 3:0 bezwungen und damit aus dem Turnier geworfen. Auch diesmal war die Elf um Kapitän Cristiano Ronaldo laut der portugiesischen Sportzeitung das deutlich bessere Team: „Ein Spiel für die Geschichte, wegen des Sieges, wegen der Leistung, wegen der skandalösen Demonstration einer Überlegenheit, die selbst die optimistischsten Prognosen übertroffen hat. Eine verdiente Belohnung für eine der eindrucksvollsten Darbietungen, die die Nationalmannschaft jemals gezeigt hat.“
Auch ‚O Jogo‘ schwärmt angesichts der gestrigen Darbietung: „Die nüchternen Fakten, auch wenn sie für die Nationalmannschaft äußerst positiv sind, können die Emotionen und magischen Momente auf dem Rasen der Allianz Arena bei weitem nicht wiedergeben.“ Sorgen machen sich die internationalen Medien über die Elf von Julian Nagelsmann, die „über weite Strecken des Spiels nicht zu sehen“ war, wie die ‚Marca‘ feststellt. Gnädiger, aber nicht minder besorgt zeigt sich ‚The Athletic‘: „Deutschland hatte viele wichtige Spieler zu ersetzen. Es erscheint ziemlich gemein, anhand der Leistung einer experimentellen Mannschaft zu beurteilen, wo das Team ohne diese Schlüsselspieler steht. Und doch gibt es weiterhin Bedenken, da die Weltmeisterschaft nur noch ein Jahr entfernt ist. Ja, die Nations League hat für niemanden Priorität, und die Spieler sind müde […]. Deutschland sieht sich selbst als Favorit für den nächsten Sommer, davon war aber nicht viel zu sehen.“
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