Kommentar FT-Kurve WM-Qualifikation Europa

DFB-Dilemma: Muss am Ende Neuer ran?

Der Ausfall und die Degradierung von Marc-André ter Stegen sorgt nicht nur beim FC Barcelona für Unruhe. Hinsichtlich der bevorstehenden Weltmeisterschaft müssen auch die Verantwortlichen beim DFB mehrere Optionen im Blick haben.

von Dominik Schneider
3 min.
Manuel Neuer, Noah Atubolu und Marc-André ter Stegen @Maxppp

Beim FC Barcelona brodelt es hinter den Kulissen. Grund dafür ist die Entscheidung von Marc-André ter Stegen, sich einer Rücken-OP zu unterziehen und gleichzeitig per Social Media-Post zu verkünden, dass seine Ausfallzeit höchstwahrscheinlich drei Monate betragen wird. Erst ab einer Pause über vier Monate könnte Barça 80 Prozent seines Gehalts aus der von der Liga vorgegebenen Gehaltsobergrenze vorübergehend streichen und zur Registrierung eines anderen Spielers verwenden.

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Während in Katalonien die Köpfe rauchen, um doch noch Profit aus ter Stegens Ausfall zu schlagen, wirft der Eingriff bei Deutschlands Nummer eins in DFB-Kreisen ganz andere Fragen auf. Im kommenden Sommer wird die deutsche Nationalmannschaft nach Nordamerika reisen, um eine erfolgreiche Weltmeisterschaft zu spielen. Ter Stegens schwierige Situation bringt auch Bundestrainer Julian Nagelsmann in die Bredouille.

Denn nicht nur der verletzungsbedingte Ausfall lässt einen WM-Einsatz von ter Stegen völlig offen. Dass der 33-Jährige inzwischen nur noch die Nummer drei in Barcelona ist, spielt dem gebürtigen Mönchengladbacher ebenso wenig in die Karten. Nach langer Pause und bei fraglichem Fitnessstand werden die Interessenten im Winter womöglich nicht Schlange stehen, um ter Stegen zu verpflichten.

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Von der Torwart-Nation zum Torwart-Problem?

Über Jahre hinweg duellierten sich die Elite-Keeper um den Platz im Tor der Nationalmannschaft. Egal wie wechselhaft der Kader in der Vergangenheit besetzt war, für den Platz zwischen den Pfosten konnten sich die Bundestrainer stets im obersten Regal bedienen. Sepp Maier, Toni Schumacher, Andreas Köpke, Oliver Kahn, Jens Lehmann, Manuel Neuer. An Aura und Qualität mangelte es nie. Das könnte bald anders aussehen.

Hinter ter Stegen und dem bereits zurückgetretenen Neuer ist die Dichte an Toptorhütern nicht mehr so hoch. Oliver Baumann (35) steht derzeit in der Gunst von Nagelsmann vorne als Vertreter von ter Stegen. Dahinter steht mit Alexander Nübel (28) ein weiterer Kandidat mit gehobenem Bundesliga-Niveau zur Verfügung. Auch Stefan Ortega (32) und Kevin Trapp (33) werden in den Überlegungen eine Rolle spielen, sind beide Akteure Stand jetzt für Teams aktiv, die in der Champions League vertreten sind. Bernd Leno (33) lehnte im vergangenen Jahr eine Einladung zum DFB ab und katapultierte sich somit ins Abseits.

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Große Chance für Atubolu

Von der Weltspitze sind die genannten Schlussmänner allesamt weit entfernt. Und so stellt sich die Frage, mit wem für das Großturnier in den USA, in Mexiko und in Kanada als Nummer eins geplant wird. Inzwischen darf sich auch Noah Atubolu (23) leise Hoffnung machen. Der U21-Nationaltorhüter ist seit vergangener Saison deutlich auf dem aufsteigenden Ast.

Ob es dann am Ende schon reichen wird, um die etablierten Kräfte zu verdrängen, wird mit seinen Leistungen für den SC Freiburg zusammenhängen. Das wird ihm auch in der Europa League auf internationaler Bühne möglich sein.

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Schattenmann Neuer

Ein weiteres Szenario ist eine mögliche Rückkehr von Neuer, der sich zuletzt bei der Klub-WM mit dem FC Bayern auch mit 39 Jahren in starker Verfassung präsentierte. Schon kurz nach seinem DFB-Rücktritt gab es Stimmen, die behaupteten, Neuer könnte womöglich für die Weltmeisterschaft 2026 zurückkehren. Man solle „so etwas nie ausschließen“, sagte Neuer schon kurz nach seinem Rücktritt über ein mögliches Comeback, hielt sich seither mit derlei Äußerungen aber zurück.

Wenn ter Stegen nach seiner erneuten Operation am Rücken nicht schnell zu ausreichend Spielpraxis kommt, um seine Form zu finden, wird die Kreativität von Nagelsmann gefragt sein. Einige Optionen bleiben ihm, eine tatsächliche Ideallösung kristallisiert sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht heraus.

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