„Tischtuch nicht zerschnitten“: Nagelsmann-Rückkehr zum FCB denkbar?
Die Entlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern im Jahr 2023 traf den damals 35-jährigen aufstrebenden Trainerstar völlig überraschend – und mitten im Skiurlaub. Uli Hoeneß bewertet den damaligen Aktionismus der FCB-Bosse als Fehler und öffnet dem Bundestrainer die Tür zu einer Rückkehr.

Anlässlich des 125. Vereinsjubiläums des FC Bayern ist Ex-Präsident und ewiger Patron Uli Hoeneß aktuell ein gern angefragter Interviewpartner. In der ‚Abendzeitung‘ zieht der 73-Jährige eine Bilanz der vergangenen Jahre und hebt dabei ausgerechnet zwei Trainer hervor, deren Abgänge beim FCB besonders denkwürdig waren und nach außen chaotisch wirkten. Einem hält Hoeneß sogar die Tür für eine Rückkehr offen.
Thomas Tuchel musste erst im Sommer gehen und wurde nach langem Suchen durch Kompany ersetzt. „Ich muss ehrlich sagen, ich hatte mit Thomas persönlich ein sehr gutes Verhältnis. Er war auch ein paar Mal bei uns zum Essen, das hat ihm Spaß gemacht. Aber im Nachhinein glaube ich, dass er eben nicht so nah an der Mannschaft dran war, wie es Vincent Kompany ist. Das ist heutzutage schon sehr wichtig, weil die Spieler am Ende auch Menschen sind, die Wärme brauchen“, so Hoeneß.
Entlassung ohne echten Grund
Die Trennung sei in diesem Fall also richtig gewesen. Anders sei die Sachlage jedoch bei Tuchels Vorgänger Julian Nagelsmann, der im März 2023 seinen Stuhl räumen musste: „Diese Trennung habe ich kritisch gesehen. Wir haben damals seit Weihnachten nicht mehr gut gespielt, aber das ist eigentlich noch kein Grund gewesen, so eine Notbremse zu ziehen.“
Der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic eröffnete Hoeneß, dass er zusammen mit dem zu dieser Zeit Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn entschieden habe, Nagelsmann zu entlassen, obwohl man noch in allen drei Wettbewerben vertreten war.
„Da habe ich ihm gleich gesagt, dass ich zum Beispiel den Zeitpunkt schwierig finde. Und wie das dann gelaufen ist, Julian war im Urlaub und nicht zu erreichen - so geht es einfach nicht. Eine Trennung kann man machen, aber sie muss geregelt ablaufen“, so Hoeneß.
Tür steht weiter offen
Trotzdem habe er damals nicht interveniert, da es schlicht zu spät gewesen sei: „Oliver und Hasan hatten Thomas Tuchel schon mehr oder weniger zugesagt. Und was willst du dann machen? Es gab für uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder, die Entlassung zu verhindern, dann hätten die zwei aber ebenso ihren Hut nehmen können. Oder das mit ihnen durchzuziehen.“ Beide Funktionäre mussten schließlich am Saisonende gehen.
Während es unwahrscheinlich ist, dass Salihamidzic oder Kahn zum Klub zurückkehren, schließt Hoeneß eine zweite Amtszeit von Nagelsmann jedoch nicht aus:
„Zwischen dem FC Bayern und Julian ist das Tischtuch nicht zerschnitten. Aktuell stellt sich die Frage nicht, aber in ein paar Jahren, wenn er mal nicht mehr beim DFB tätig sein sollte und wir einen Trainer suchen sollten, wird er sicher auch einer derjenigen sein, über die man nachdenken kann. Wobei ich der Meinung bin, dass Vincent endlich mal wieder ein Trainer ist, der länger bei uns bleiben könnte, was dem Verein guttäte.“
Hartes Pflaster für Trainer
Der FC Bayern hatte in den vergangenen Jahren ein überaus schwieriges Verhältnis zu seinen Cheftrainern. Seit Pep Guardiola hielt kein Übungsleiter mehr mindestens zwei Spielzeiten auf der Münchner Bank durch.
Seit dem Sommer darf sich Kompany versuchen, der seine Sache bisher zwar ordentlich macht, allerdings im DFB-Pokal bereits im Achtelfinale die Segel streichen musste und auch in der Champions League nur mit viel Glück gegen Celtic Glasgow die Oberhand behielt.
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