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Reus am Scheideweg: Titel oder Liebe?

Das rein sportliche Duell mit dem FC Bayern hat Borussia Dortmund vergangenen Samstagabend verloren. Marco Reus besorgte zunächst die Führung, ehe Robert Lewandowski und Arjen Robben die Partie zu Gunsten der Münchner drehten. Wie der ‚{kicker }‘ am heutigen Montag berichtet, wird auch das Rennen um BVB-Torschütze und -Superstar Reus ein reines Duell zwischen den beiden Erzrivalen der vergangenen Jahre. Topklubs wie der FC Barcelona, Real Madrid oder Manchester United sind demnach schon jetzt außen vor. Der 25-Jährige wird einzig zwischen den verbliebenen beiden Seiten abwägen.

von Lukas Heimbach
4 min.
Bayern München Marco Reus @Maxppp

Für festgeschriebene 25 Millionen Euro kann Marco Reus am Saisonende aus seinem bis 2017 datierten Vertrag herausgekauft werden. Und kein Interessent der Welt wird bei dieser Summe auch nur einen Moment lang darüber nachdenken, ob der Offensivstar sie wert ist. Dementsprechend gilt es für den deutschen Nationalspieler wohl einzig und allein abzuwägen, was er will und welche Ziele er ab kommendem Sommer verfolgen möchte. Bleibt Reus in Dortmund oder wechselt der Irrwisch zum deutschen Rekordmeister? FussballTransfers beleuchtet die Pros und Contras.

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Reus würde ein Exempel statuieren

Die Gründe für einen Verbleib bei der Borussia liegen auf der Hand: In Dortmund wird er geliebt. Widersteht der 25-Jährige den Lockrufen aus der bayrischen Landeshauptstadt, hat er sein Denkmal bei den ‚Schwarz-Gelben‘ wohl sicher. ‚Echte Liebe‘ lautet der Slogan des BVB. Mit der Unterschrift unter einem neuen Vertrag bei der Borussia könnte sich der Dortmunder zur Personifikation dieser Vereinsphilosophie aufschwingen.

Reus würde ein Exempel statuieren. Als einer der wenigen Profis in der Bundesliga-Geschichte dem Glamour, dem Elitestatus und den manigfaltig winkenden Titeln beim FC Bayern standhalten. Geboren in Dortmund würde er seine Liebe zum Verein in das Herz jedes einzelnen BVB-Fans einmeißeln. Die ganz großen Erfolge auf Klubebene und der mögliche Status als einer der besten Fußballer des Planeten, womöglich sogar eine Auszeichnung als Weltfußballer, würden ihm bei den Westfalen aber wohl versagt bleiben.

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Emotionale, nicht sportliche Entscheidung

Zu Saisonbeginn hieß es, er wolle diese Spielzeit abwarten und insbesondere die sportliche Entwicklung der Borussia in seine Resolution einbeziehen. Nimmt man Reus diesbezüglich beim Wort, sieht es derzeit rabenschwarz für den BVB aus.

Die mit einer Entscheidung pro Verbleib einhergehende Gehaltserhöhung wird der Linksaußen sicherlich dankend zur Kenntnis nehmen, entscheidend ist diese aber nicht. Ausschlaggebend wäre in diesem Fall allen voran die emotionale Komponente. Aber leider, liebe Dortmunder, hat diese in dem nach Erfolg gierenden, globalisierten Fußballkosmos in der Historie nur selten die Oberhand behalten.

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Ist der Weg schon vorgezeichnet?

Wie schon seine Ex-Kollegen Mario Götze und Robert Lewandowski zuvor scheint daher auch bei Reus der Weg fast vorgezeichnet. Noch nie holte der westfälische Offensivwirbel einen großen Titel. Nach Dortmund wechselte er erst 2012, als der BVB bereits zwei Meistertitel eingesackt hatte. Anschließend waren die Bayern wieder an der Reihe. Und auch in diesem Jahr ist der FCB wieder auf gutem Wege dorthin. Besonders bitter aus der Sicht von Reus sicherlich das Champions League-Finale 2013. Im direkten Aufeinandertreffen schnappte der Deutsche Meister dem Rivalen den Henkelpott vor der Nase weg. Reus durstet es nach Titeln.

Reputation und Titel

Zweifellos gehört er aktuell zu den besten Kickern Deutschlands. Vor der WM war der 25-Jährige die ganz große Hoffnung auf den Titel in Brasilien, ehe er sich verletzte. Bei der Wahl zum Weltfußballer in diesem Jahr sind sechs deutsche Spieler nominiert. Fünf davon spielen bei den Bayern, der sechste, Toni Kroos, spielte vergangene Saison ebenfalls noch in München.

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Die Reputation von Bayern-Spielern ist in der Fußballwelt größer als die sämtlicher anderer deutscher Klubs. Geschichtlich betrachtet nachvollziehbar. Entsprechend wird ein Akteur mit FCB-Emblem auf der Brust auch schneller als Weltklasse geadelt als ein Spieler von Borussia Dortmund, Schalke 04, Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach. In München wartet der pure Erfolg auf Reus – ob Mannschafts- oder Individual-Titel. Der absolute Star, der wichtigste Baustein in einem starken Kollektiv, wäre er dort aber nicht mehr. Von den Fans so sehr geliebt werden wie etwa die Ur-Bayern Thomas Müller oder Bastian Schweinsteiger würde er wohl nie – zu sehr hinge eine ‚schwarze-gelbe‘ Vergangenheit an ihm.

In der Allianz Arena könnte er darüber hinaus aber auch in die Fußstapfen von Franck Ribéry treten. Seit 2007 wirbelt der französische Weltstar auf dem linken Flügel des Rekordmeisters. Auf Vereinsebene hat der mittlerweile 31-Jährige alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Zudem neigte er in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger zu Verletzungsanfälligkeit. Ribéry ist längst nicht mehr unersetzbar. Sein Vertrag läuft noch bis 2017. Aber spätestens wenn Reus tatsächlich kommen sollte, dürfte seine Zeit an der Säbener Straße langsam aber sicher zu Ende gehen.

Titel oder Liebe?

Den Transfer von Robert Lewandowski brachten die Bayern nach elendig langem Hin und Her am 4. Januar unter Dach und Fach. Ganz so schnell wird die Entscheidung in der Causa Reus aber wohl nicht fallen. Offiziell verhandeln dürfen die Münchner mit dem Wunschspieler im Januar aber noch nicht, da sein Vertrag nicht wie im Fall Lewandowski am Saisonende ausläuft, sondern lediglich die Ausstiegsklausel ab Sommer greifen kann. Vor Saisonende könnte ein möglicher Transfer dennoch bereits über die Bühne gehen, wie die Beispiele Sidney Sam, Mario Götze oder André Hahn in der Vergangenheit gezeigt haben.

Letzten Endes lautet die einfache, aber alles entscheidende Frage, die Reus sich stellen muss: Titel oder Liebe?

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