„Durchschnitt nicht als Weltklasse verkaufen“: Sammer teilt aus
Nach seiner öffentlichen Kritik an Borussia Dortmund in der vergangenen Saison hatte sich Matthias Sammer längere Zeit zurückgehalten. Jetzt wurde der 57-Jährige wieder deutlich.

Bei Borussia Dortmund hat Matthias Sammer künftig eine neue Rolle. Er berät Lars Ricken & Co. in strategischen Fragen, bei Transfers hat er kein Mitspracherecht. Im Januar hatte er als Experte bei ‚Amazon Prime‘ nach der 1:2-Niederlage beim FC Bologna den BVB hart kritisiert, was im Lager der Dortmunder nicht unbedingt gut angekommen war. Seitdem hielt sich Sammer zumindest öffentlich zurück.
Bis jetzt. Zwar kritisiert er im Interview mit dem ‚kicker‘ nicht spezifisch den BVB, dafür aber den gesamten deutschen Fußball: „Der deutsche Fußball hat seine grundsätzliche Identität und damit wesentliche Stärken verloren“, begründet der ehemalige Profi des VfB Stuttgart und der Schwarz-Gelben die ausbleibenden internationalen Erfolge in den vergangenen Jahren.
Auch die deutsche Nationalmannschaft holt keine Erfolge
„Die Balance zwischen Innovation und Tradition, um unsere Identität zu bewahren, ist uns nicht geglückt. Bewusst provokativ stelle ich mir, wenn ich den deutschen Fußball gerade sehe, die Frage: Wofür steht der deutsche Fußball heute eigentlich? Ich kann es nicht erkennen“, so Sammer.
Der Funktionär fordert außerdem eine deutlich kritischere Auseinandersetzung mit den ausbleibenden Ergebnissen: „Wir müssen bei unseren Beurteilungen aber auch differenzieren und kritisch-konstruktiv diskutieren und dürfen Ergebnisse nicht, nur damit es keine Unruhe gibt, künstlich beschönigen. Im Schönreden sind wir noch immer stärker als in der kritischen Analyse.“ Damit meint Sammer nicht nur die ausbleibenden Erfolge der Bundesligisten, sondern auch die der deutschen Nationalmannschaft. „Der deutsche Fußball muss wieder lernen, Durchschnitt nicht als Weltklasse zu verkaufen“, so sein Fazit.
Sammer will beim BVB bleiben
Am Ende seines Rundumschlages geht Sammer auch auf seine eigene Situation beim BVB ein und kritisiert auch sein eigenes Verhalten als TV-Experte gegen Bologna: „Vielleicht war ich in diesem Moment in Bologna zu sehr Fan, zu emotional und habe kurzfristig meine Rolle vergessen.“
Noch hat Sammer keinen neuen Vertrag unterschrieben, sein Verbleib an der Strobelalle gilt aber als reine Formsache. „Ich liebe diesen Klub und wollte nicht gehen, als Borussia auf Platz elf stand. Jetzt sind wir Vierter. Ich will – aber im Hintergrund! – mithelfen, dass es weiter aufwärts geht.“
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