Was am gestrigen Abend bereits über den digitalen Äther ging, wurde am heutigen Freitag offiziell bestätigt: Niko Kovac wechselt zum FC Bayern. Vor einer Woche noch wollte der Coach von Eintracht Frankfurt von einem Wechsel nichts wissen – und versucht sich jetzt rauszureden.

„Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass ich im nächsten Jahr Trainer von Eintracht Frankfurt bin.“ Diese Aussage von Niko Kovac ist genau eine Woche alt. Seit heute weiß man, sie ist ein weiteres Stück Bundesliga-Makulatur. Zugegeben, ein felsenfestes Dementi sieht anders aus. Im Hinblick auf die heutige Pressekonferenz wirft sie aber gleich doppelt Fragen auf.
Kein Kontakt vor gestern
Kovac versicherte heute, dass am gestrigen Donnerstag die erste Kontaktaufnahme des FC Bayern vonstatten ging. Vorher habe es keine Gespräche oder gar Sondierungen gegeben. Warum er sich gestern offenbar binnen Minuten entscheiden musste, erklärt der Coach auch auf Nachfrage nicht. Es scheint fast so, als hätte er nur auf den Anruf aus München gewartet, um direkt alles stehen und liegen zu lassen. Natürlich schlägt man ein Angebot der Bayern nicht aus. Dennoch müssen auch Verträge mit dem Rekordmeister erst ausgehandelt und besprochen werden.
Beendet wurde die heutige Pressekonferenz durch einen Einwurf des ‚ZDF‘-Journalisten Martin Wolf. Der Kollege fragte nach der Glaubwürdigkeit des Trainers, der noch vor einer Woche von einem Wechsel nichts wissen wollte. Kovac reagiert genervt und verstrickt sich in Widersprüche: „Ich hätte sagen können, Nein, dann hätte ich aber gelogen.“ Er hätte also gelogen, wenn er eine Kontaktaufnahme verneint hätte. Die erste Kontaktaufnahme soll doch aber erst am gestrigen Donnerstag stattgefunden haben?
Viel fragwürdiger ist aber, wo Kovac in seinen Aussagen aus der vergangenen Woche eine Hintertür für einen Wechsel in diesem Sommer sieht: „Ich habe die Wahrheit gesagt. Sie werden sagen, es war ein offenes Türchen. Aber ich habe die Wahrheit gesagt. Wenn ich kategorisch gesagt hätte, Nein, dann hätten sie sagen können, ich habe gelogen. Aber ich habe nicht gelogen, weil ich das so gesagt habe.“
Absolut reines Gewissen
Vor einer Woche gab es also „keinen Grund, daran zu zweifeln“, dass er auch im „nächstes Jahr Trainer von Eintracht Frankfurt“ ist. Kovac will uns dies als Wahrheit verkaufen. Mit Sicherheit hat er diese Aussage getätigt, weil er ein absolut reines Gewissen hatte. Eine Lüge bleibt aber eine Lüge, auch wenn man sie Wahrheit nennt.
Dass der Konjunktiv der beliebteste Verb-Modus im Fußballgeschäft ist, ist hinlänglich bekannt. Bei seiner damaligen Aussage hat Kovac aber darauf verzichtet und recht deutlich angekündigt, dass er auch im kommenden Jahr die Adler vom Main betreuen wird. Der Ärger der Eintracht-Fans ist ihm nun sicher und angesichts der Umstände auch verständlich. Kovac galt immer als absolut authentischer und glaubhafter Typ. Dieses Image hat nun eine ordentliche Delle bekommen.
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