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100 Millionen allein für die Flügel: Wie sich Guardiola sein zweites Bayern baut

von Tristan Bernert
5 min.
Pep Guardiola krempelt den Kader von Manchester City um @Maxppp

Manchester City ist wieder einmal im Kaufrausch. Der große Unterschied zu den vergangenen Jahren: Pep Guardiola hat die Zügel in der Hand. Der Katalane kam mit einer klaren Spielidee in die englische Arbeiterstadt und die setzt er um. Sein Handeln erinnert dabei verblüffend an seine Zeit beim FC Bayern.

Wer Pep Guardiola verpflichtet, der muss sich auf Veränderungen einstellen. Denn mit dem Katalanen bekommt ein Verein mehr als nur einen Trainer – er bekommt einen Revolutionär. Wo Guardiola seine Zelte aufschlägt, bleibt selten ein Stein auf dem anderen. Pep hat eine klare Idee von Fußball. Und diese Idee setzt er durch.

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So kam es nicht von ungefähr, dass sich der FC Bayern München im Jahr 2013 ausgerechnet für den ehemaligen Startrainer des FC Barcelona entschied. Gerade hatte man zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte das Triple gewonnen. Der große Jupp Heynckes war unter donnerndem Applaus abgetreten. In München hatte man allen Grund, zufrieden zu sein und genau das war der Sportlichen Leitung ein Dorn im Auge. Man wollte um jeden Preis verhindern, dass die Stars satt werden, dass sie sich auf ihrem Erfolg ausruhen. Da kam Guardiola gerade recht. Nur mit ihm konnte der nötige, rigorose Neustart initiiert werden.

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Über die Jahre wurde der Kader immer mehr den Bedürfnissen des Trainers angepasst. Etablierte Kräfte wie Mario Gómez, Mario Mandzukic und sogar Vereinsikone Bastian Schweinsteiger mussten gehen. Es kamen Spieler, die besser ins Konzept des Katalanen passten: Technisch versierte und passstarke Mittelfeldakteure wie Thiago. Später, als Guardiola mehr Wert auf das Flügelspiel legte, folgten dynamische Tempodribbler. Bei ihrer Verpflichtung nicht besonders prominente und deshalb belächelte Einkäufe wie Douglas Costa oder Kingsley Coman demonstrierten innerhalb kürzester Zeit ihren Wert.

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Die Revolution von Manchester

Nun wurde also in Manchester die Revolution ausgerufen. Wie bei den Bayern war es auch bei den ‚Skyblues‘ nötig, einen Neustart einzuläuten. Schuld daran war jedoch nicht der übermäßige Erfolg und der Abtritt einer Trainerlegende. Im Gegenteil: Seit 2009 machen die Millionen des Scheichs Mansour Manchester City zu einem der finanzstärksten Vereine der Welt. Gemessen an den Investitionen lässt der Erfolg jedoch auf sich warten. Vor allem international blieben die ‚Citizens‘ weit hinter den eigenen Erwartungen zurück und schafften es nicht, den Ruf einer unmotivierten, überbezahlten Söldnertruppe abzulegen.

Guardiola soll das ändern. Die Umstrukturierung des Kaders ist bereits in vollem Gange. Ilkay Gündogan kam von Borussia Dortmund und soll der neue Taktgeber im Mittelfeld werden. Die Parallelen zum Sommer 2013 sind unübersehbar: Gündogan nimmt in den Planungen Guardiolas die Rolle ein, die einst Thiago innehatte. Dass sich der 45-Jährige nicht vor die Medien gestellt hat, um zu verkünden „Ilkay oder nix“ ist einer der wenigen Unterschiede.

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Neue Rolle für Silva und De Bruyne?

Dass bisher keine weiteren Neuzugänge für die zentrale Schaltzentrale verpflichtet wurden und es diesbezüglich keinerlei konkrete Gerüchte gibt, ist auf den ersten Blick überraschend. Schließlich steht mit Fernandinho nur noch eine adäquate Alternative zur Verfügung. Möglicherweise plant Guardiola, zwei Spieler im zentralen Mittelfeld einzusetzen, die bisher auf anderer Position zum Einsatz kamen: David Silva und Kevin De Bruyne.

Die beiden Edeltechniker spielten unter Manuel Pellegrini entweder auf dem Flügel oder aber hinter den Spitzen. Vor allem Silva entspricht mit seiner Spielweise aber nicht dem, was sich Guardiola unter einem Flügelspieler vorstellt. Der kleine Spanier ist einfach nicht schnell genug, um den Anforderungen Guardiolas gerecht zu werden, hat aber dafür andere Qualitäten. Er ist einer, der das Spiel lenken kann und mit tödlichen Pässen die Abwehr aushebelt. Gleiches gilt für De Bruyne, der zwar mehr Tempo mitbringt als Silva, aber dennoch auf den Außenbahnen etwas verschenkt ist.

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100 Millionen Euro für Flügelspieler

Nicht nur die ausbleibenden Verpflichtungen zentraler Mittelfeldspieler sprechen dafür, dass Guardiola mit dem Duo auf zurückgezogener Position plant. Mit Nolito haben die ‚Skyblues‘ bereits einen Mann für die Flügel geholt. Es werden womöglich noch mindestens drei weitere Folgen. Wie der ‚Guardian‘ und die ‚Times‘ – und damit zwei der seriösesten Zeitungen Englands – unabhängig voneinander berichten, sollen Leroy Sané vom FC Schalke 04, Gabriel Jésus von Palmeiras São Paulo und Marlos Moreno vom kolumbianischen Erstligisten Atlético Nacional kommen. Mehr als 100 Millionen Euro hätte City dann allein für die Flügel ausgegeben.

Alle drei verkörpern einen ähnlichen Spielertypen: Schnell, dynamisch, dribbelstark, trickreich. Bereits bei den Bayern hat Guardiola demonstriert, wie wertvoll solche Akteure für seine Spielidee sind. Während Gündogan also in die Thiago-Rolle schlüpft, ist das Flügel-Trio das Äquivalent zu Costa und Coman – die nächste Parallele zu seiner Zeit beim FC Bayern.

Sterling am Scheideweg

Nach der Verpflichtung der drei Tempodribbler wird Platzmangel auf den Außenbahnen der ‚Citizens‘ herrschen. Es ist unwahrscheinlich, dass der Verein nicht noch den ein oder anderen Spieler abgeben wird. Großer Verlierer der Ära Guardiola könnte kein geringerer als der zwischenzeitliche Rekordtransfer des vergangenen Jahres sein: Raheem Sterling. Zwar betonte Guardiola zuletzt, wie sehr er sich auf die Zusammenarbeit mit dem 62,5-Millionen-Mann freue, doch weiß man aus seiner Zeit bei den Bayern, wie wenig solche Aussagen wert sind. Stichwort: „Ich hätte gerne tausend Dantes.“

Sterling konnte während seiner ersten Saison im Etihad Stadium die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Zwar kam er auf regelmäßige Einsatzzeiten, doch mit der zunehmenden Dichte des Kaders wird er es unter Guardiola schwerer haben. Die Karriere des früh als Wunderkind gefeierten 21-Jährigen nähert sich dem Scheideweg. Sterling wird momentan nicht so recht wissen, was er von Guardiola erwarten soll. Auf der einen Seite hat der 45-Jährige in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hat, dass er ein gutes Händchen für junge Spieler hat. Auf der anderen Seite weiß man auch, dass er nicht davor zurückschreckt, Spielern mit großen Namen den Laufpass zu geben. Nur eines ist bei den ‚Citizens‘ in diesen Tagen sicher: Wer Pep Guardiola verpflichtet, der muss sich auf Veränderungen einstellen.

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