FT-Kurve Bundesliga

Werder gefangen in der Defensiv-Falle

Nimmt man das 1:4 vom ersten Spieltag gegen Hertha heraus, hat sich Werder in der Defensive merklich stabilisiert. Doch vor allem gestern gegen Köln wurde deutlich, dass das Offensivspektakel, das Florian Kohfeldt einst angepeilt hatte, in weite Ferne gerückt ist.

von Tobias Feldhoff
2 min.
Yuya Osako und Josh Sargent ärgern sich über eine vergebene Chance @Maxppp

Torschütze Leonardo Bittencourt (26) brachte es im Anschluss an das 1:1 gegen den 1. FC Köln auf den Punkt: „Wir sind es nicht gewöhnt, dass der Gegner so tief gegen uns steht und haben heute keine Lösungen gefunden. Wir hatten zu wenig Box-Aktionen.“

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Beim Ballgeschiebe gegen sehr defensiv eingestellte Rheinländer wurde deutlich: Werder Bremen hat große Probleme, zwischen die Abwehrreihen des Gegners zu kommen. Tempo im letzten Drittel nahmen die Bremer Angreifer gegen den FC nur äußerst selten auf. Aus dem Spiel heraus kreierten Bittencourt und Co. nur in den letzten zehn Minuten der Partie echte Gefahr.

Defensive Stabilität statt Offensivgeist

Erste Ursache ist die generelle Umstellung, die Florian Kohfeldt in der Saisonvorbereitung vorgenommen hat. In den Trainingsschwerpunkten wich der romantische Ballbesitzfußball dem defensiven Pragmatismus. Das mag gegen favorisierte Gegner zielführend sein – gegen Kontrahenten wie die Kölner fehlen in der Spielauflösung schlichtweg die Mittel, auch wenn Kohfeldt betont, dass im Training längst wieder die Offensive im Vordergrund steht.

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„Leider sind wir aus dem Mittelfeld zu selten ins Tempo gekommen und haben nicht in die Zwischenräume gespielt, um die tiefen Läufe, die durchaus da waren, zu bedienen“, resümierte Kohfeldt.

Hände gebunden auf dem Transfermarkt

Neben Kohfeldts Paradigmenwechsel liegt der Grund für Werders mangelnde Kreativität auch im Transfermarkt begründet. Einziger Neuzugang für die Offensive ist der für zwei Jahre von Manchester United ausgeliehene Tahith Chong (20), der tolle Anlagen mitbringt, aber in seiner Entwicklung noch Zeit benötigt.

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Gestern erhielt Chong aber ein Extralob von Kohfeldt: „Uns fehlten auch die Verlagerungen, um ins Eins-gegen-Eins zu kommen, wie es Tahith am Ende gemacht hat – er war wirklich eine sehr gute Einwechslung.“

Eine große Lücke hat zudem der Abgang von Davy Klaassen (27) gerissen. Nur zu gerne hätte man sich Marko Grujic (24) geschnappt, der Transfer scheiterte aber auf der Zielgeraden. Nun bildet zumeist Christian Groß (31) gemeinsam mit Maximilian Eggestein (23) die Mittelfeld-Zentrale. Der Spätberufene ist zwar in der Defensive eine absolute Bank, im Spiel zwischen die Linien besteht allerdings noch deutlich Luft nach oben – das Grundproblem der so ordentlich in die Saison gestarteten Bremer.

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