Schwere Rassismusvorwürfe gegen PSG-Trainer Galtier – Klub leitet Untersuchung ein

von Tristan Bernert - Quelle: RMC
3 min.
Christophe Galtier im Outfit von Paris St. Germain @Maxppp

Ein französischer Medienbericht schlägt hohe Wellen. Im Fokus: PSG-Trainer Christophe Galtier, der das Ziel von schwerwiegenden Rassismus-Vorwürfen ist.

Christophe Galtier, Trainer von Paris St. Germain, sieht sich mit ernstzunehmenden Rassismusvorwürfen konfrontiert. Urheber der Anschuldigungen ist Julien Fournier, ehemaliger Sportdirektor des OGC Nizza. Bei dem Klub aus Südfrankreich hatte er mit Galtier in der Saison 2021/22 zusammengearbeitet. Von dort aus war der 56-jährige Trainer im vergangenen Sommer zu PSG gewechselt – ein Abschied im Unfrieden.

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Doch der Reihe nach: Bereits im September 2022 erklärte Fournier, dem schon damals ein zerrüttetes Verhältnis zu Galtier nachgesagt wurde, bei ‚RMC‘: „Es ist ein offenes Geheimnis, dass mein Verhältnis zu Christophe von Anfang an chaotisch war. Ganz ehrlich, wenn ich die echten Gründe für unsere Auseinandersetzungen offenlegen würde, würde Christophe weder in Frankreich noch im Rest von Europa jemals wieder eine Kabine von innen sehen.“

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E-Mail-Leak

Vor allem in Frankreich sorgten die Aussagen des 48-jährigen Ex-Funktionärs damals für Aufsehen. Was Fournier genau meinte, blieb aber unklar. Und so ebbte die Thematik allmählich ab – bis zum heutigen Mittwoch. Denn in dem ‚RMC‘-Format ‚After Foot‘ hat der Rundfunksender eine E-Mail veröffentlicht, die von Fournier an Dave Brailsford, Direktor Fußball beim Nizza-Besitzer INEOS, geschickt worden war.

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In dieser rekapituliert Fournier ein Treffen vom 9. August 2021 mit Galtier und dessen Sohn, der gleichzeitig als Berater fungiert. Einen Tag zuvor hatte sich der OGC in Galtiers erstem Spiel als Cheftrainer mit 0:0 von Stade Reims getrennt. ‚RMC‘ bürgt für die Echtheit des Dokuments, dessen Inhalt hohe Wellen schlägt.

Rassistische Äußerungen

„Christophe Galtier kam in mein Büro und grüßte seinen Sohn, der mir noch sagte: ‚Frag ruhig meinen Vater nach dem, was ich dir gerade gesagt habe‘“, schreibt der Ex-Sportdirektor in dem an seinen Vorgesetzten datierten Bericht. Galtier junior war laut Fourniers Aussage bei ihm vorstellig geworden, um zu berichten, dass sein Vater mit der Zusammenstellung des Teams unzufrieden sei – offensichtlich aus Motiven, die als rassistisch bezeichnet werden müssen.

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„Sobald sein Sohn/Berater weg war, habe ich Galtier von dem vorangegangen Gespräch erzählt und gefragt, ob das wirklich stimmt. Er bejahte und sagte mir, dass ich die Realität der Stadt, in der wir leben, berücksichtigen müsse und dass wir nicht so viele Schwarze und Muslime im Team haben können.“ Zur Einordnung: Nizza gilt in Frankreich als politisch rechts orientierte Stadt.

Damit nicht genug. „Er sagte zu mir: ‚Letzte Nacht war ich in einem Restaurant und jeder kam zu mir an und meinte, dass wir kein Team von Schwarzen haben können‘“, zitiert Fournier den aktuellen PSG-Coach. Und weiter: „,Julien, du musst erkennen, in welcher Stadt wir sind. Unsere Mannschaft entspricht nicht dem, was die Leute wollen und sie entspricht nicht dem, was ich will.‘“ Der Ex-Sportdirektor stellt in seiner E-Mail explizit klar: „Es ging ihm nicht ums Sportliche, sondern um Hautfarbe und Religionszugehörigkeit.“

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PSG leitet Untersuchung ein

Es sind schwere Vorwürfe gegen Galtier, die ihn als Trainer von PSG untragbar machen, insofern ihr Wahrheitsgehalt verifiziert werden kann. Eine offizielle Stellungnahme von Seiten des Übungsleiters oder des Vereins steht zur Stunde noch aus. Laut ‚RMC‘ hat der Pariser Klub jedoch eine interne Untersuchung eingeleitet, um mehr Informationen zur Thematik zu erlangen.

PSG habe von den Vorwürfen nichts gewusst, als Galtier im vergangenen Jahr als neuer Trainer präsentiert wurde. ‚RMC‘ zitiert eine Quelle aus dem Umfeld von Klubboss Nasser Al-Khelaïfi (49): „Wenn er (Al-Khelaïfi, Anm. d. Red.) davon gewusst hätte, hätte Galtier niemals hier unterschrieben.“

Die größte PSG-Ultra-Gruppierung Collectif Ultras Paris (CUP) forderte derweil bereits die Entlassung von Galtier, sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. „Das CUP verfolgt die Affäre Galtier aufmerksam. Wenn die ihm vorgeworfenen Fakten bewiesen werden, ist es nicht akzeptabel, dass diese Person Teil des Vereins bleibt“, heißt es in einer Stellungnahme. Eine Sichtweise, die nicht nur die PSG-Führungsriege aus dem muslimisch geprägten Katar teilen wird.

Fournier nimmt Stellung

Fournier reagierte unterdessen gegenüber der Zeitung ‚Nice Matin‘: „Ich bin derzeit in Brasilien, weit weg von dieser Polemik, mit der ich auf meine Kosten in Verbindung gebracht werde. Ich bin in keiner Weise für die Verbreitung dieser internen Informationen verantwortlich, die ein Jahr alt sind, als ich den Verein verlassen habe. […] Das Timing dieser Enthüllungen empört mich ebenso wie ihr Inhalt.“

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