Eberl von Gladbach-Verantwortlichen enttäuscht – „einfach Bock“ auf RB
Mitte Dezember wird Max Eberl als Sportchef von RB Leipzig in die Bundesliga zurückkehren. In einem ausführlichen Interview spricht er über sein Aus bei Borussia Mönchengladbach, seinen Einstieg bei den Sachsen und die Zeit dazwischen.

Ende Januar trat Max Eberl als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach zurück. Knapp elf Monate später wird der 49-Jährige erneut einen Job in der Bundesliga antreten: Bei RB Leipzig als Geschäftsführer Sport. Im Interview mit der ‚Welt‘ spricht Eberl über sein Aus bei den Fohlen, seinen sportlichen Neuanfang in Sachsen und die Zeit dazwischen.
Die wohl wichtigste Frage beantwortet er gleich zu Beginn. Wie es dem Menschen Max Eberl gehe, der im Januar unter Tränen seine mentale Erschöpfung öffentlich gemacht hatte? „Es geht ihm sehr gut. Ich habe die Zeit intensiv genutzt, auf den Menschen Max Eberl geschaut, auf ihn geachtet und mich um ihn gekümmert“, so der 49-Jährige.
Er sei viel gereist und habe sich professionelle Hilfe genommen. „Ich habe mir Fragen stellen lassen und mich auf sie eingelassen. Diese psychische Reise war aufschlussreich, aber auch sehr schmerzhaft und hart. Ich war mit mir beschäftigt und kann offen sagen: Ich habe auch viel geweint. Inzwischen bin ich an einem Punkt, an dem ich Dinge viel bewusster mache“, beschreibt Eberl.
Erstes Gespräch 2021
Während seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach war das nicht so: „Wir Fußballer neigen aufgrund des dichten Zeitplans dazu, Dinge schnell abzuhaken, zu verdrängen und weiterzumachen. Das nächste Spiel steht ja an. Aber irgendwann wird der Berg immer größer mit all dem, was sich so angehäuft hat.“
Dies führte schlussendlich zu seinem Rücktritt – das Ende eines langen Prozesses: „Dass ich keine Kraft mehr hatte und merkte, den Job nicht mehr so ausüben zu können, wie er es verdient, darüber habe ich den Klub bereits im September 2021 informiert. Es gab dann viele offene Gespräche. Ich habe gesagt, dass ich nicht mehr kann und zum Ende des Jahres raus will. Ich habe angeboten, bei der Suche nach einem Nachfolger zu helfen, musste dann aber vier Monate kämpfen, um wirklich rauszukommen.“
Deutliche Kritik an Borussen
Eberl kritisiert: „Ich hatte den Eindruck, als habe man nicht wirklich verstanden, worum es mir geht – und vor allem: Wie es mir geht. Es hieß, ich solle mich ein paar Wochen rausnehmen, ein bisschen Urlaub machen. Aber wie sollte das gehen? Ich hatte ja keine Vorstellung davon, wie lange ich brauchen werde.“
Schlussendlich sollte es elf Monate dauern: Die Zeit, die zwischen seinem Aus bei den Borussen und seinem Einstieg als Sportchef bei RB Leipzig Mitte Dezember liegt. Dass Eberl bei den Sachsen einsteigt, sorgte vor allem im Gladbacher Umfeld für Kritik. Fans der Fohlenelf warfen dem 49-Jährigen in einem offenen Brief Unehrlichkeit vor – eine Tatsache, die Eberl „wirklich hart getroffen“ habe.
Auch der Umgang des Vereins mit der Thematik habe ihn enttäuscht. „Die darin geäußerte Enttäuschung darüber, dass ich zu RB gehe, verstehe ich“, so Eberl über das Schreiben der Fans, „aber nicht, dass mir Lügen und Theaterspiel vorgeworfen wird – und dass der Klub so etwas nicht umgehend zurückweist. Im Verein wissen sie, wie es mir gegangen ist und wie oft ich in Gesprächen geweint und gesagt habe, dass ich nicht mehr kann. Deshalb enttäuschte es mich sehr, dass Menschen, mit denen ich 23 Jahren lang fast täglich zusammengearbeitet habe, mir nicht glauben. Das kann ich nicht verstehen.“
„Die Menschen, die so etwas schreiben, sind das Problem“
Und weiter: „Dass unkommentiert stehen gelassen und nicht eingeordnet wird, wenn man mir in einem offenen Brief vorwirft, ich würde Menschen mit Burnout oder Depressionen diskreditieren, kann ich nicht verstehen. Die Menschen, die so etwas schreiben, sind das Problem.“ Ebenfalls kritisch sieht er die Tatsache, dass „mit mir hat sich jemand zu Wort gemeldet, der psychisch angeschlagen, der krank war – und ihm wird nicht geglaubt.“
Der Kontakt zu den Gladbacher Verantwortlichen sei mittlerweile abgerissen. „Das hat mich anfangs verletzt, aber es hat mir auch geholfen, damit abzuschließen. Ich habe jahrelang funktioniert, und als ich nicht mehr funktioniert habe, war es ganz schnell vorbei“, so Eberl.
„Bock“ auf RB
Über sein zukünftiges Engagement bei den Sachsen, die er in seiner Rolle als Gladbach-Manager noch kritisiert hatte, sagt der 49-Jährige: „Natürlich war diese Debatte in meinen Gedanken ein Thema. Als ich mich damit auseinandergesetzt habe, habe ich gemerkt, wie wichtig es mir jahrelang war, den Menschen zu gefallen – dass die Fans und die Leute um mich herum zufrieden sind mit dem, was ich mache.“
Das habe sich mittlerweile geändert: „Heute aber sage ich: Am Ende gibt es nur einen, dem du wirklich Rechenschaft ablegen musst, und das bist du selbst. Und ich habe einfach Bock, für Leipzig zu arbeiten.“
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