Bayer 04: Kein Havertz, kein Problem?
Mit Kai Havertz verlor Bayer Leverkusen den womöglich besten Spieler, der jemals das Trikot der Werkself getragen hat. Bisher hat der Klub den Abgang des Edeltechnikers aber erstaunlich gut kompensiert.

Bis zu 100 Millionen Euro können im Zuge des Verkaufs von Kai Havertz in die Kassen von Bayer Leverkusen fließen. Auf die Verpflichtung eines Nachfolgers des zum FC Chelsea abgewanderten Offensivstars verzichtete die Werkself jedoch. Gebetsmühlenartig wiederholten die Verantwortlichen in der abgelaufenen Transferperiode: Havertz sei nicht eins zu eins zu ersetzen. Der Abgang müsse im Kollektiv aufgefangen werden.
Ungeachtet dessen, dass Peter Bosz die Verpflichtung eines weiteren Offensivspielers begrüßt hätte, sieht er das ähnlich. Auf einer Pressekonferenz erklärte der Trainer unlängst: „Es ist klar, dass wenn man ohne Kai Havertz spielt, das Spiel dann anders ist. Das bedeutet, dass wir nach vorne weniger Kreativität haben, aber in der Defensive stärker sind. Das hat alles mit den Spielern zu tun, die man zur Verfügung hat. Und aus diesen Spielern muss man das Maximale herausholen.“
Spätestens seit dem gestrigen 4:3-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach lässt sich konstatieren, dass dem Niederländer dies geglückt ist. Bayer rangiert punktgleich mit dem BVB auf Platz vier, in der Bundesliga ist die Werkself noch ungeschlagen. Zu rechnen war damit nicht, zumal Bosz zurzeit verletzungsbedingt komplett ohne Neuzugänge auskommen muss.
Rekordmann Alario
Wie von den Kaderplanern gefordert sind bereits etablierte Kräfte aus dem Schatten von Havertz getreten und haben einen Schritt nach vorn gemacht. Das gilt vor allem für Lucas Alario. Der Argentinier wäre im Transfersommer am liebsten vor Neuzugang Patrik Schick geflüchtet, musste aber bleiben und befindet sich nun in der Form seines Lebens.
Wettbewerbsübergreifend traf Alario bereits neunmal, in den vergangenen drei Bundesliga-Partien jeweils doppelt. In der Geschichte von Bayer Leverkusen ist das bisher noch keinem anderen Spieler gelungen.
Bailey auf dem Weg zu alter Stärke
Neben dem 28-Jährigen mausert sich Leon Bailey zu einem der wichtigsten Spieler der Offensive. Nach einer brillanten Phase in der Saison 2017/18 war der Jamaikaner in einem tiefen Formloch verschwunden, das zur Normalität zu werden schien. Mittlerweile erinnert Bailey wieder an den Spieler, der die Bundesliga einst verzückte. Drei Tore und vier Vorlagen in neun Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache.
Im Kreativzentrum der Werkself teilen sich Florian Wirtz und Nadiem Amiri das Havertz-Erbe. Erstgenannter agiert in der neuen Saison als offensivausgerichteter Achter und ist trotz seiner erst 17 Jahre einer der besten Passspieler des Teams. Seinen Torabschluss muss Wirtz aber noch deutlich verbessern, ehe er auch nur daran denken kann, die Effektivität eines Havertz zu erreichen.
Die Rolle des torgefährlichen Mittelfeldspielers übernimmt zurzeit Amiri, womit zu Saisonbeginn kaum zu rechnen war. Schließlich kam der Nationalspieler in seiner Debütsaison trotz regelmäßiger Einsatzzeit nur auf einen mageren Treffer. In der laufenden Hinserie sind es bereits derer vier. Kein Havertz, kein Problem? Zumindest bisher scheint es so.
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