Sechs Probleme im BVB-Spiel

von Remo Schatz
3 min.
Edin Terzic als Cheftrainer des BVB @Maxppp

Borussia Dortmund hat sich in den vergangenen Jahren den zweifelhaften Ruf erarbeitet, gegen die Kleineren der Bundesliga zu verlieren und gegen stärkere Teams zu brillieren. Gegen Bayer Leverkusen traf diese Weisheit am gestrigen Dienstagabend nicht zu. Der BVB hat nach wie vor mit essenziellen Problemen zu kämpfen.

Unerfahrener Coach

Edin Terzic schlägt im Vergleich zu seinem Vorgängern Lucien Favre einen völlig anderen Ton an. Der neue Chef ist laut von der Seitenlinie und coacht von der ersten bis zur letzten Minute. Das gefällt der Führungsspitze und wurde so auch ausdrücklich gefordert. Gestern wurde der noch junge Trainer aber vor allem in der ersten Halbzeit buchstäblich ausgecoacht. Bayer-Coach Peter Bosz ließ die Innenverteidiger zustellen und zwang so Torwart Roman Bürki (30), das Spiel aufzubauen. Lange Bälle und keine Struktur im BVB-Spiel waren die Folge. Einen Plan B hatte Terzic nicht.

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Fehlende Flexibilität

Dem auf Ballbesitz ausgelegten Ansatz fehlt in solchen Situation schlichtweg die Flexibilität. Eine Möglichkeit wäre, dass sich im Mittelfeld ein Spieler fallen lässt und anbietet. Eine andere, dass die langen und daraus resultierenden zweiten Bällen besser genutzt werden. Die Bayer-Defensive hätte mehr Druck bekommen und so nicht mehr allzu hoch schieben können. Mit Erling Haaland (20) hat man den dazu nötigen Wandspieler. Das BVB-System ist aber schlichtweg nicht variabel genug, um auf solch durchdachte Drucksituationen zu reagieren.

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Unkoordiniertes Anlaufen

Nach dem ersten Spiel unter Terzic wurde bemängelt, dass der BVB im Pressing zwar ordentlich anläuft und so Druck erzeugt, die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen aber noch fehlt. Damals wurde dies auf die wenigen Trainingseinheiten unter dem neuen Trainer geschoben. Bis dato hat sich das Anlaufverhalten aber nicht wesentlich verbessert. Das schwarz-gelbe Pressing lässt nach wie vor Struktur und vor allem Konsequenz vermissen. Der Druck auf die letzte Kette fehlt dadurch vollends, die kraftintensiven Bemühungen verpuffen.

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Mentalitätsfrage

Dass Marco Reus (31) kein Freund der Mentalitätsfrage ist, ist hinlänglich bekannt. Der BVB gibt aber immer wieder selbst Anlass, diese Frage zu stellen. Zudem stellt sie auch selbst. „Mit der Körpersprache waren wir gar nicht einverstanden, der Kopf ging runter, wir wollten uns nicht wehren und haben akzeptiert, was da passiert ist”, bemängelte Terzic im Anschluss an die gestrige Niederlage und stellte die einfache Gleichung auf: „Qualität ist immer das Ergebnis von Talent plus Mentalität.“

Leistungsträger im Formtief

Mangelnde Qualität kann man dem BVB-Kader nicht attestieren. Einige Spieler agieren in dieser Saison aber weiter unterhalb ihres eigentlichen Leistungsvermögens. Auch wenn Reus mittlerweile wieder ein paar bessere Partien absolviert hat, konnte er nach seiner monatelangen Verletzung nie an frühere Tage anknüpfen. Jadon Sancho (20) scheint der turbulente Transfersommer mit täglichen Gerüchten über einen Wechsel zu Manchester United nach wie vor zu beschäftigen. Anders ist die Leistungsdelle in dieser Saison kaum zu erklären. Julian Brandt (24) ist augenscheinlich vor allem mit sich selbst beschäftigt und lässt, wie beim gestrigen 1:1-Ausgleich, sein Können allenfalls ab und an mal aufblitzen. Und auch Superstar Erling Haaland taucht in letzter Zeit immer wieder mal ab.

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Mangelnde Effizienz

Trotz aller Kritik ist es nicht so, als würde sich der Vizemeister keine Chancen erarbeiten. Gegen Leverkusen und vor allem beim 1:1 gegen den FSV Mainz 05 erspielten sich die Dortmunder Angreifer reihenweise erstklassige Chancen. Vom verschossenen Elfmeter mal abgesehen, hätte allein Reus das Spiel gegen die Rheinhessen entscheiden müssen. Die Chancen werden aber teilweise kläglich liegen gelassen respektive die Angriffe nicht mit letzter Entschlossenheit und Überzeugung zu Ende gespielt.

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