Nach vier Jahren: Celtic gegen die Rangers – noch immer ein Old Firm?

von Tim Beyer
3 min.
Es geht wieder heiß her in Glasgow @Maxppp

Im europäischen Profifussball gibt es wenige Derbys, deren Bedeutung auch nur annähernd an die des sogenannten Old Firm heranreicht. Immer wenn in der schottischen Premier League die Stadtrivalen Celtic Glasgow und die Glasgow Rangers aufeinander treffen, herrscht absoluter Ausnahmezustand. Das wird auch heute nicht anders sein, wenn die Erzrivalen erstmals seit vier Jahren wieder in der Liga gegeneinander antreten.

Celtic oder die Rangers – eine Glaubensfrage, die weit über die sportliche Rivalität beider Teams hinausgeht. In diesem Derby treffen nicht nur die beiden dominierenden Teams der Liga aufeinander, sondern auch zwei Welten: Hier die zumeist protestantischen Anhänger der Rangers, dort die Fans von Celtic Glasgow, dem katholisch geprägten Klub irischer Einwanderer.

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Old Firm – oder doch nicht?

Das 402. Stadtderby der Geschichte wird aber selbst für Old Firm-Verhältnisse ein außergewöhnliches Match werden. Dabei geht es gar nicht mal so sehr um die sportliche Situation beider Klubs, die sich vor dem heutigen Tag wie erwartet darstellt: Celtic führt die Tabelle vor dem fünften Spieltag mit einem Punkt Vorsprung vor den Rangers an, beide scheinen in diesem Jahr wieder einmal vorne weg zu marschieren. Brisanz birgt vor allem die jüngere Historie des Old Firm. Vor vier Jahren meldeten die Rangers Konkurs an, es wurde auf dem Papier ein neuer Klub unter gleichem Namen gegründet – der aber in der vierthöchsten Spielklasse starten musste. Drei Aufstiege durften die Rangers-Fans seitdem bejubeln, nun ist ihr Klub zurück in der Beletage des schottischen Fußballs.

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Für viele Celtic-Fans, denen die Umstände der Neugründung und der raschen Rückkehr des Stadtrivalen ohnehin ein Dorn im Auge sind, beginnt damit eine neue Zeitrechnung. Sie argumentieren, es gebe die alten Rangers schlicht und ergreifend nicht mehr. Von einem Old Firm könne unter diesen Umständen einfach nicht mehr die Rede sein. Dass man das auf Seiten des wiedererstarkten Rekordmeisters ganz anders sieht, liegt da beinahe auf der Hand. Die Rivalität übertrug sich aber auch auf die Akteure beider Klubs: Celtic-Kapitän Scott Brown und Rangers-Neuzugang Joey Barton etwa führten im Vorfeld des Spiels eine wochenlange Privatfehde, die sie in den schottischen Medien austrugen. „Die Leute reden immer über Scott Brown gegen Joey Barton. Aber er ist nicht einmal in meiner Liga. Er hat nicht mal annähernd das Level, das ich als Spieler habe“, stichelte Barton medienwirksam. Punktsieg für den Star der Rangers oder albernes Getue?

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Rangers-Haudegen auf dem Papier Außenseiter

Diese Streitereien werden pünktlich zum Anpfiff in den Hintergrund rücken, auch wenn beide Spieler eine Schlüsselrolle einnehmen werden. Barton, der vom FC Burnley kam, gehört bei den Rangers zu einer Reihe alter Haudegen, die neu zum Klub stießen. Der kroatische Ex-Nationalspieler Niko Kranjcar kam von New York Cosmos, muss allerdings seinen Fitnessrückstand aufholen und spielt derzeit noch keine Hauptrolle im Spiel der Rangers. Möglicherweise könnte dagegen Innenverteidiger Philippe Senderos direkt in die Startelf rücken. Der Alt-Internationale der Schweiz kam am letzten Tag der Transferphase aus Zürich und könnte an der Seite von Danny Wilson verteidigen. Gefährlichster Angreifer der Mannschaft von Trainer Mark Warburton ist übrigens Kenny Miller – auch so ein Haudegen, den mit 36 Jahren auch ein hitziges Derby nicht aus der Bahn werfen kann.

Den stärkeren Kader hat auf dem Papier allerdings ganz klar Celtic. Trainer Brendan Rodgers, der zuvor unter anderem den FC Liverpool trainierte, kann auf eine gesunde Mischung aus langjährigen Stammspielern wie eben jenem Scott Brown, Rechtsverteidiger Mikael Lustig oder Torjäger Leigh Griffiths und ambitionierten Neuzugängen wie Kolo Toure (FC Liverpool), Scott Sinclair (Aston Villa) oder Moussa Dembélé (FC Fulham) bauen. Dass das noch lange nicht den Derbysieg garantiert, daran haben sie im Lager der Grün-Weißen schmerzhafte Erinnerungen. Im Mai fand die letzte Begegnung beider Teams statt. Im Halbfinale des schottischen FA-Cups setzten sich die Rangers, damals noch Zweitligist, im Elfmeterschießen durch. Eine Niederlage, die dem damaligen Celtic-Coach Ronny Deila den Job kostete. Sein Nachfolger Rdogers muss es nun besser machen, anderenfalls stünde auch er direkt unter Druck.

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Es lässt sich also festhalten: Es ist wieder jede Menge Druck im Kessel, obwohl dieser 5. Spieltag noch keine Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen mit sich bringen wird. Da rückt die Frage, ob das Derby nun überhaupt noch ein reguläres Old Firm ist, fast in den Hintergrund.

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