Umbruch in vollem Gange: Die vielen Baustellen des FC Bayern

von Tristan Bernert
4 min.
Bei der Personalplanung der Bayern gibt es momentan viele Fragezeichen @Maxppp

Der FC Bayern München scheint auch in dieser Saison der Konkurrenz zu enteilen. Bereits vier Punkte hat der Rekordmeister auf Erzrivale Borussia Dortmund Vorsprung. Damit dies auch so bleibt, müssen die Verantwortlichen in naher Zukunft einige unangenehme Personalentscheidungen treffen und den Umbruch einleiten.

Auch wenn der FC Bayern München zuletzt gegen Atlético Madrid und den 1. FC Köln Federn lassen musste, zeigt sich der Rekordmeister auch dieser Saison von seiner dominanten Seite. In der Bundesliga stellt das Team von Carlo Ancelotti mit 16 Treffern die erfolgreichste Offensive und mit nur zwei Gegentoren die sicherste Defensive. Das Resultat: Platz eins in der Tabelle und bereits vier Punkte Vorsprung auf den Erzrivalen aus Dortmund.

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Obwohl sich die Sportliche Leitung der Münchner eigentlich zufrieden auf die Schulter klopfen könnte, ist man hinter den Kulissen eifrig damit beschäftigt, die Mannschaft der Zukunft zu formen. Denn der kommende Sommer könnte für den FC Bayern ein richtungsweisender werden. Das weiß auch Kapitän Philipp Lahm. „Es sind jetzt einige Spieler in einem Alter, wo man nicht mehr lange auf diesem Niveau Fußball spielen kann. Deswegen wird irgendwann ganz klar ein Umbruch anstehen", findet der 32-Jährige bei ‚Sport1‘ deutliche Worte.

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Star-Quintett mit auslaufenden Verträgen

2017 laufen die Verträge zahlreicher Leistungsträger aus. Zum einen ist da das Duo Franck Ribéry und Arjen Robben, das als berüchtigte Flügelzange eine Ära bei den Bayern prägte und weiterhin prägen möchte. Doch obwohl beide bereits verkündet haben, dass sie gerne beim Rekordmeister verlängern möchten und in Lahm einen einflussreichen Fürsprecher gefunden haben, warten die Verantwortlichen noch ab. Ob Robbery auch noch in der Saison 2017/2018 gegnerische Abwehrreihen das Fürchten lehrt, steht momentan noch in den Sternen.

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Gleiches gilt für Routinier Xabi Alonso. Der 34-Jährige zählt auf dem Platz schon länger nicht mehr zu denen, die dynamisch durchs Mittelfeld pflügen, doch als Taktgeber und Strippenzieher ist er unter Carlo Ancelotti nach wie vor gefragt. Siebenmal stand Alonso in dieser Saison bisher auf dem Platz. Mit seiner immer noch famosen Schusstechnik steuerte er zudem zwei Tore bei. Auch er sieht sich noch nicht am Ende seiner Karriere angekommen und möchte über 2017 hinaus beim FC Bayern bleiben. Denselben Wunsch hat auch Holger Badstuber, der aufgrund seines unfassbaren Verletzungspechs häufiger in der Rehaklinik als auf dem Platz aktiv ist. Auch der Vertrag von Rechtsverteidiger Rafinha läuft aus.

Die Bayern hüllen sich, was Vertragsverlängerungen betrifft, bisher in Schweigen. Die Verantwortlichen warten in Ruhe den weiteren Verlauf der Saison ab, um zu sehen, wie sich das Leistungsniveau des Quintetts entwickelt. Falls der Mannschaft auch zum Saisonende nicht die Puste ausgeht und die verletzungsanfälligen Stars wie Robben oder Badstuber es schaffen, gesund zu bleiben, stünde einer Verlängerung eigentlich nichts im Wege. In diesem Fall wäre der personelle Umbruch um ein Jahr verschoben. Dann stünde jedoch noch ein weiterer prominenter Abgang bevor: Lahm hat bereits verkündet, dass er 2018 die Schuhe an den Nagel hängen will.

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Schwache Jugendabteilung

Auch wenn noch nicht klar ist, wer auf die Altstars der Münchner folgen wird, liegt eine Vermutung nahe: Es wird sich nicht um interne Verstärkung halten. Die Jugendabteilung des FC Bayern hat in den vergangenen Jahren die Durchlässigkeit eingebüßt, über die sie unter Louis van Gaal noch verfügte, als Eigengewächse wie Thomas Müller oder David Alaba den Sprung zu den Profis schafften. Auch Lahm ist sich dieser Problematik bewusst: „Es hilft uns nicht wirklich, dass die Amateure in der vierten Liga spielen. Es wäre deutlich besser für die Spieler, wenn sie in der dritten Liga spielen könnten, da sie dann ein anderes Niveau hätten. Es ist wichtig für den Verein, dass immer wieder Spieler aus der Jugend nach oben kommen, die die nötige Qualität haben, da oben dabei zu sein." Obwohl die Bayern ihre Jugendarbeit zuletzt umstrukturierten, werden diese Reformen wohl erst viel später Früchte tragen.

Der Rekordmeister wird gezwungen sein, die Löcher im Kader mit externen Neuzugängen zu stopfen. Vor allem die Flügelpositionen müssten nach einem möglichen Abgang von Robbery generalüberholt werden. Schon im vergangenen Sommer haben sich die Bayern nach potenziellen Nachfolgern umgeschaut. Einer der Kandidaten war Ousamane Dembélé, mit dem Kaderplaner Michael Reschke verhandelte, sich jedoch offenbar einen Fauxpas leistete. Dembélé zog es bekanntermaßen zum BVB. Einen Namensvetter des Franzosen könnten die Bayern für den Sturm verpflichten. Dort fehlt es an einem jungen Backup für Robert Lewandowski, der den Polen beerben könnte, sollte der seine Zelte an der Säbener Straße irgendwann abbrechen. Moussa Dembélé von Celtic Glasgow wurde nach zwölf Toren in 17 Pflichtspielen mit den Münchnern in Verbindung gebracht.

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Die Suche nach dem Lahm-Nachfolger

Besonders schwierig wird es für die Bayern jedoch, einen Rechtsverteidiger zu finden, der Lahm 2018 beerben kann. Abgesehen davon, dass ein Spieler von Lahms Klasse kaum gleichwertig zu ersetzen ist, gibt der Außenverteidiger-Markt traditionsgemäß wenig her. Die Bayern täten gut daran, bereits im kommenden Sommer einen Nachfolger zu verpflichten, der vom Kapitän noch ein Jahr lang angeleitet werden könnte. Geeignete Kandidaten wurden bisher nicht gehandelt. Man darf gespannt sein, wann die Bayern den großen Umbruch wagen und welche Spieler zu den neuen Gesichtern des Vereins werden. Sicher ist momentan nur eins: Der Rekordmeister wird alles daran setzen, auch in den kommenden Jahren seine Dominanz nicht zu verlieren.

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