Tousarts Gratwanderung: Zwischen Führungsspieler und Sündenbock

von Vincent Bauer
2 min.
Hertha BSC Lucas Tousart @Maxppp

Bei Olympique Lyon zählt Lucas Tousart zu den unumstrittenen Stammspielern. Trotzdem konnte man an der Rhône Freude vernehmen, als der Wechsel zu Hertha BSC vermeldet wurde. FT hat sich auf Spurensuche in Frankreich begeben, um zu erfahren, warum Tousart nicht von allen nachgetrauert wird.

Mit 22 Jahren zählt Lucas Tousart schon zu den erfahrensten Akteuren bei Olympique Lyon. 109 Ligaspiele hat der Franzose bereits auf dem Buckel, hinzu kommen 14 in der Champions League und weitere 16 Einsätze in der Europa League. Diese geballte Erfahrung hat sich Hertha BSC für 24 Millionen Euro gesichert. Betrachtet man die reinen Zahlen, kann man in der heutigen Zeit von einem günstigen Transfer sprechen.

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Doch in der Stadt an der Rhône waren kurz nach der Verkündung des Wechels Stimmen laut geworden, die es kaum fassen konnten, dass so viel Geld für Tousart in die Hand genommen wird. Aus diesem Grund hat sich unsere Redaktion in Frankreich umgehört und Antworten von FT-Korrespondentin Dahbia Hattabi bekommen.

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Der Sündenbock

Tousart hat bei den Fans von OL einen schweren Stand. Die mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive der Lyoner wird vor allem an Herthas Neuverpflichtung festgemacht. „Viele Fans mögen sein Spiel nicht. Etwa die Tatsache, dass er oft nach hinten spielt oder dass er in seinem Spiel nicht genug Risiken eingeht“, erklärt Hattabi.

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Doch der Mangel an zündenden Ideen ist nicht der einzige Kritikpunkt, der Tousart angelastet wird. Was noch viel mehr zu seiner Unbeliebtheit beiträgt, ist die Tatsache, dass sich Tousart lange schützend vor seinen ehemaligen Trainer Bruno Génésio gestellt hat, „obwohl die Mannschaft zu dieser Zeit wirklich schlecht gespielt hat“.

Tousart geht voran

Wirklich gerecht wird dem 22-Jährigen diese Kritik allerdings nicht. „Gleichzeitig versteckten sich die meisten anderen Spieler aus der Mannschaft hinter ihm und kamen mit der Bitte, Verantwortung zu übernehmen und seine Rolle als Führungskraft einzunehmen“, berichtet Hattabi. Trotz seines jungen Alters ist Tousart jemand, der sich Widrigkeiten in den Weg stellt und die Marschroute vorgibt.

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Er ist ein wirklich begabter Spieler, der eine gute Einschätzung und Analyse der Dinge hat“, beschreibt ihn Hattabi weiter. Seine Stärken liegen dabei vor allem in der Defensive. Als kampfstarker Sechser definiert sich Tousart über einen ausgeprägten Siegeswillen und die Bereitschaft, sich aufopferungsvoll in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

Harte Konkurrenz in Berlin

Wenn Tousart im Sommer seine Zelte in Berlin aufschlagen wird, dürfte ihn ein lebendiger Konkurrenzkampf erwarten. Mit Santiago Ascacibar hat die Alte Dame einen weiteren Mann fürs defensive Mittelfeld verpflichtet, der sich ebenfalls durch sein Geschick in der Balleroberung auszeichnet. Hinzu kommt, dass sich der 22-jährige Argentinier schon ein halbes Jahr an die Gegebenheiten in Berlin anpassen kann, bevor im Sommer Tousart zur Mannschaft stößt.

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Doch nicht nur der Ex-Stuttgarter könnte dem Franzosen das Leben schwer machen. Auch Arne Maier (21) sowie die Routiniers Vladimir Darida (29) und Per Skjelbred (32) pochen auf einen Platz in der Mittelfeldzentrale. Es erwartet Tousart kein gemachtes Nest, sondern eher die Realität, bei Null anfangen zu müssen. Anhand dessen, wie der Franzose diese Herausforderung annimmt, wird man ablesen können, wie ausgeprägt der Durchsetzungswille des Berliner Neuzugangs wirklich ist.

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