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Bayerns Talente-Verschleiß – Endstation vierte Liga?

von Lukas Hörster
4 min.
Matthias Sammer und der FC Bayern gehen leer aus @Maxppp

In den letzten Jahren wurde der FC Bayern häufig dafür kritisiert, junge Spieler mit angeblich großem Potenzial nicht ausreichend zu fördern. Mittlerweile finden sich tatsächlich viele Talente mit Profivertrag im Regionalligateam wieder. Doch es gibt beim FCB auch Beispiele, bei denen es anders lief. {{FussballTransfers}} nimmt die Nachwuchsförderung unter die Lupe.

Mit nur 13 Feldspielern reiste der FC Bayern zum letzten Spiel der Hinrunde bei Hannover 96 (1:0). Trotz der miserablen Personallage durch etliche Verletzungen entschied sich Coach Pep Guardiola, auf eine Aufstockung durch Talente aus dem Reserveteam zu verzichten.

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Sinan Kurt, Julian Green und Gianluca Gaudino wird das nicht besonders gefreut haben. Auf allen ruhten einst große Hoffnungen der Bayern-Verantwortlichen. Doch mittlerweile finden sie sich unisono in der zweiten Mannschaft des Rekordmeisters wieder.

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Dabei zeigte sich Noch-Bayern-Trainer Pep Guardiola noch im Sommer 2014 gerade von Gaudino sehr angetan: „Es ist schwierig als junger Spieler noch besser zu spielen, als er es in den vergangenen Partien getan hat“, stellte der Spanier dem Youngster nach nur wenigen Testspielen mit den Profis ein exzellentes Zeugnis aus.

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Tatsächlich sollte Guardiola dem Mittelfeldspieler in der folgenden Saison sein Vertrauen aussprechen. Gleich am ersten Spieltag stand Gaudino in der Startaufstellung, es folgten beachtliche zehn weitere Einsätze für den heute 19-jährigen. Auch der für 2,5 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtete Kurt durfte gegen Ende der Saison einmal Bundesligaluft schnuppern. Green befand sich damals bereits auf dem Abstellgleis des Hamburger SV, zu dem er verliehen war.

Degradierung oder Neuanfang?

Alles in allem kam die Maßnahme zu Beginn der laufenden Saison dann doch überraschend: Die drei Nachwuchskräfte sollten fortan nicht nur in der Regionalligamannschaft der Bayern spielen, sondern auch bei dieser trainieren. Bis dato erhielten sie zumindest die Möglichkeit, sich in den Übungseinheiten der Profis zu präsentieren. Guardiola erklärte den Schritt pragmatisch: „Junge Spieler müssen spielen, jedes Wochenende. Und wenn sie gut mit der zweiten Mannschaft spielen, haben sie auch mehr Möglichkeiten, mit uns zu spielen.“

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Die gegenwärtige Situation ist für die Aussortierten alles andere als leicht. Zum einen droht der Traum einer Profikarriere zu platzen, zum anderen spielt man mit den Amateuren in der laufenden Saison noch nicht mal um den Aufstieg. Höchste Zeit also, Veränderungen herbeizuführen. Kurt steht demnach vor dem Abgang in Richtung Hertha BSC, Gaudino liegen gleich zahlreiche Anfragen vor. Lediglich Green möchte sich in München „durchbeißen“.

Ausweg Ausleihe?

Doch woran liegt es, dass sich auch aus dieser Generation niemand einen Platz im Starensemble des Rekordmeisters ergattern konnte? Fakt ist in jedem Fall, dass seit David Alaba kein Spieler aus der eigenen Jugend mehr den Durchbruch beim FC Bayern geschafft hat. Der Österreicher ging auf dem Weg zu diesem einen beliebten (Um-)Weg: Wie auch vor ihm Philipp Lahm oder Toni Kroos ließ er sich innerhalb der Bundesliga verleihen, um an die nötige Spielpraxis auf höchstem Niveau zu gelangen. Aktuell versucht es etwa Pierre-Emile Höjbjerg auf dieselbe Weise.

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Bei Julian Green scheiterte dieser Versuch. Beim Hamburger SV bekam er im Profiteam kein Bein auf den Boden und kam enttäuscht zurück nach München. In diesem Fall gilt es sich zu fragen, ob die grundsätzliche Qualität des Spielers überhaupt hoch genug ist, um eine Rolle bei einem der größten Klubs der Welt zu spielen. Für Gaudino und Kurt steht diese Probe noch aus – wenngleich der Flügelspieler nicht einmal in der Reservemannschaft regelmäßig zum Einsatz kommt.

Geringe Durchlässigkeit

Dass der Durchmarsch aus dem Nachwuchs in die Stammformation des FCB kein Kinderspiel ist, belegt die Tatsache, dass dies auf direktem Wege – sprich ohne Ausleihe - seit der Jahrtausendwende lediglich Owen Hargeaves, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Holger Badstuber möglich war. Natürlich liegt das insbesondere an der hohen Qualitätsdichte des Kaders. Kein anderer Verein in Deutschland ist derart auf Erfolg gepolt wie die Bayern. Alleine deshalb ist es unabdingbar, stets die besten Spieler zu verpflichten. Auch auf die Gefahr hin, dadurch den eigenen Talenten den Weg zu verbauen.

Eine andere Möglichkeit, die dem Dreigestirn Gaudino, Green und Kurt offenstünde, wäre ein kompletter Neuanfang bei einem anderen Verein – sprich ein endgültiger Wechsel. Damit machten zuletzt unter anderem Emre Can und Mitchell Weiser gute Erfahrungen, die keine Perspektive mehr für sich sahen und nun Leistungsträger beim FC Liverpool beziehungsweise bei Hertha BSC sind. Als Ex-Spieler des FC Bayern genießen sie dort von Beginn an einen guten Ruf und haben nun die Chance, ihre Karriere weit entfernt von der bayrischen Landeshauptstadt voranzutreiben.

Verein gelobt Besserung

Um solche Fälle zukünftig zu vermeiden, wollen die Münchener ihre Jugendarbeit auf ein neues Level heben. Federführend ist dabei Ex-Präsident Uli Hoeneß, der auch den Bau des neuen Nachwuchszentrums mit vorantrieb. U19-Trainer Heiko Vogel lobt den 63-Jährigen: „Er möchte über alles Bescheid wussen und strahlt eine enorme Motivation und Neugier aus. Er ist ein Macher, er bewegt Menschen und unsere Jugendarbeit.“

Auch Sportvorstand Matthias Sammer gab bereits zu, „dass die Nachwuchsarbeit in den vergangenen zwei Jahren von meiner Seite aus zu kurz gekommen ist“. Bemerkenswert, da gerade diese bei seiner Verpflichtung im Sommer 2013 als sein großes Steckenpferd galt.

Man darf gespannt sein, wann dem nächsten Eigengewächs der Münchener der Durchbruch gelingt. Immerhin sind die zugekauften Youngster Joshua Kimmich und Kingsley Coman auf einem guten Weg, Leistungsträger beim FCB zu werden. In München hofft man dennoch auf künftige Aushängeschilder aus der Region wie Müller, Schweinsteiger, Lahm oder Badstuber.

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