Die zwei Gesichter des Antoine Griezmann

von Jakob Strauß
3 min.
Antoine Griezmann kostete Barça 120 Millionen Euro @Maxppp

In der französischen Nationalmannschaft läuft es für Antoine Griezmann, beim FC Barcelona verlief der Saisonstart hingegen ähnlich holprig wie die gesamte vergangene Spielzeit. FT wirft einen Blick auf Griezmanns unterschiedliche Rollen und analysiert die verzwickte Situation des Angreifers.

Antoine Griezmann erzielte am vergangenen Mittwochabend beim 7:1 gegen die Ukraine seinen 32. Treffer im Dress der französischen Nationalmannschaft und weilt nun unter den fünf besten Torschützen in der Geschichte von Les Bleus. Dabei verdrängte der technisch beschlagene Linksfuß niemand Geringeres als Zinedine Zidane.

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Im Nationalteam kam Griezmann nun in 39 aufeinander folgenden Spielen zum Einsatz. Nur der ehemalige Weltklassespieler Patrick Vieira hatte zwischen 1999 und 2004 häufiger ohne Unterbrechung (44 Mal) für Frankreich auf dem Platz gestanden.

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Im Gegensatz dazu lief Griezmanns vergangene Spielzeit in Barcelona äußerst bescheiden – der 29-Jährige kam zumeist über den Flügel, wo er weitestgehend zahn- und ideenlos agierte. In der Équipe Tricolore spielt Griezmann hingegen als Zehner und darf seine Paradeposition bekleiden.

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Andere Rolle im Nationalteam

Im Nations-League-Spiel gegen Portugal am Sonntagabend (0:0) zeigte er im offensiven Mittelfeld eine sehr ansprechende Leistung. Mit klugen Schnittstellenpässen und geschmeidigen Bewegungen zwischen den Ketten war er Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel der Franzosen.

Seine Stärken kommen in zentraler Position optimal zum Tragen: Dort genießt Griezmann die Freiheiten, die er für sein Spiel benötigt. Dies erkannte auch Chef-Trainer Didier Deschamps, der Griezmann einst ebenfalls auf der rechten Flügelposition einsetzte. Ab dem Viertelfinale der EM 2016 gegen Island (5:2) fiel dann der Groschen, Griezmann spielte fortan im Zentrum.

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Koemans neuer Plan

Mit der Neu-Ankunft von Ronald Koeman beim FC Barcelona sollte für Griezmann nach einer schwachen Debütsaison alles anders werden. Der Niederländer verkündete gleich bei seiner Ankunft, dass er den wenig eingebundenen Star stärker in das neue Spielsystem integrieren wolle. Bisher allerdings mit mäßigem Erfolg: Griezmann kam in den ersten drei Ligaspielen über die ungeliebte rechte Seite zum Einsatz. In allen drei Spielen wurde der 29-Jährige ohne Torbeteiligung ausgewechselt. Zwar genießt der Franzose nun mehr Freiheiten auf Außen, die Räume, in denen er sich wohlfühlt, besetzen jedoch weiterhin andere.

Und hier steckt das große Problem: Griezmann ist ein ähnlicher Spielertyp wie Lionel Messi (33), der ebenso aus der Tiefe kommt, das Spiel lenkt und sich gerne ins Mittelfeld fallen lässt, um den Spielrhythmus zu diktieren. Messi kommt nun vermehrt im Sturmzentrum zum Einsatz – auch mangels echten Mittelstürmer-Alternativen im Kader der Blaugrana.

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Versperrt Coutinho den Weg?

Doch da wäre auch noch Phillipe Coutinho (28), der sich zu Saisonbeginn in starker Verfassung präsentiert und auf Griezmann Lieblingsposition in Barças neuem 4-2-3-1-Spielsystem hinter der Spitze agiert. Der Brasilianer ist eine der Überraschungen der noch jungen Saison und überzeugt durch seine starke Physis – dem Vernehmen nach legte der 28-Jährige in der Vorbereitung viele Extra-Schichten ein.

Coutinho will seine zweite Chance bei Barça definitiv nutzen. Dieser Biss geht Griezmann gefühlt ab, der 120-Millionen-Mann wirkt teilweise lethargisch und resigniert – mit seiner Rolle kann er sich bisher nicht anfreunden.

Und nun?

Grundsätzlich hat Griezmann seit seinem Wechsel von Atlético Madrid zum FC Barcelona im Juli des vergangenen Jahres an Schnelligkeit und Durchsetzungsfähigkeit eingebüßt. Der offensichtliche physische Fall ist eigentlich kaum zu erklären – mit 29 Jahren befindet er sich noch im besten Fußballeralter. Doch eines steht fest, die Saison hat gerade erst begonnen, Griezmann kann es in seinem zweiten Jahr bei Barça allen Kritikern zeigen.

Dazu muss er die veränderte Rolle akzeptieren und seine Stärken produktiver einbringen. Hier ist auch Koeman gefragt, der das Kunststück vollbringen muss, drei kreative Freigeister und fußballerische Virtuosen mit ähnlichen Stärken und Positionen (Messi, Coutinho und eben Griezmann) in sein Spielsystem zu integrieren.

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