Bayern: Chancen & Risiken einer Dest-Verpflichtung

Schon 2020 versuchte der FC Bayern, Sergiño Dest von Ajax Amsterdam zu verpflichten. Den Zuschlag erhielt der FC Barcelona. Dest wechselte für 21 Millionen Euro vom niederländischen Rekordmeister zu den Katalanen – die Bayern schauten in die Röhre. Nun könnte sich der Bundesligist den Rechtsverteidiger mit etwas mehr als einem Jahr Verzögerung doch noch schnappen.

Barça muss Einnahmen generieren und Gehaltsbudget freischaufeln, um den Kader im Winter zu verstärken. Auf Dest kann man offenbar verzichten. Der Abwehrmann setzte sich in Barcelona bislang nicht durch. Auch unter Neu-Trainer Xavi kommt der 21-Jährige nur selten zum Einsatz. Die Bayern wittern ein Schnäppchen und sollen sich mit dem Spieler schon einig sein.

Ob Dest auf Leihbasis zum Bundesliga-Primus kommt oder ob er permanent wechselt, steht dem Bericht zufolge noch nicht fest. Für die Bayern ist diese Frage essentiell. Mit Bouna Sarr (29), den man 2020 als Alternative für Dest verpflichtete, griff man für acht Millionen Euro daneben. Nochmal sollte eine derartige Fehlinvestition nicht passieren – vor allem würde Dest höchstwahrscheinlich deutlich teurer.

Die Chancen

Mit der möglichen Verpflichtung von Dest bietet sich Julian Nagelsmann die Chance, taktisch noch variabler vorzugehen. Der fließende Übergang zwischen Vierer- und Dreierkette wurde von der Mannschaft inzwischen verinnerlicht. Mit Dest als rechtem Schienenspieler, der einen stark ausgeprägten Offensivdrang besitzt, hätte man das passende Äquivalent zur linken Außenbahn, die Alphonso Davies (21) beackert.

In der laufenden Spielzeit übernahm diese Aufgabe zumeist Benjamin Pavard. Der 25-jährige Franzose ist bekannt für seine solide Defensivarbeit. Dazu traut er sich inzwischen auch mehr und mehr Vorstöße in des Gegners Hälfte zu. Seine Flanken und sein Gespür für das Angriffsspiel haben sich verbessert, können aber nicht mit der Qualität von Davies auf der linken Seite mithalten.

So entsteht eine gewisse Asymmetrie im Spiel des Rekordmeisters. Die Erwartungshaltung bei den Bayern wird sein, dass Dest dieses Ungleichgewicht auflöst. Könnte der FCB auch über die rechte Seite noch gefährlicher mit Tempo und scharfen Flanken in Erscheinung treten, würde es dem Offensivspiel der Bayern einen neuen Aspekt hinzufügen und es unberechenbarer machen.

Die Risiken

Aufgrund von Dests Bestreben, ausgiebig an Offensivaktionen der eigenen Mannschaft zu partizipieren, lässt er die Rückwärtsbewegung hin und wieder außer Acht. Das machte Barça anfällig für Konterangriffe über seine Seite. Ein Grund dafür, dass Dest in Barcelona auch häufiger als Flügelstürmer spielen musste.

Im Spiel der Bayern wird der 15-fache Nationalspieler diese Rolle aber nicht ausfüllen. Bei gegnerischem Ballbesitz versuchen die Münchner, hohen Druck auf den Ballführenden auszuüben und mit aggressivem Gegenpressing früh den Ball in der gegnerischen Hälfte zu erobern. Wichtig für diese Art des Spiels ist, dass die sogenannte Restverteidigung verlässlich vorhanden ist.

Da Dest allerdings schon bei einer Vierer- oder Fünferkette unter Ronald Koeman und Xavi Probleme hatte, seine Defensivaufgaben zufriedenstellend zu bewältigen, muss er bei einem Wechsel zu den Bayern einen Gang hochschalten. Natürlich wird man sich am Offensivspiel des Rechtsfußes erfreuen, lässt Dest über seine Seite jedoch zu viele Gegenangriffe zu, könnte er sich schnell auf der Bank neben seinem Vorgänger und Konkurrenten Sarr wiederfinden.