Exklusiv-Interview mit Wolfgang Sidka: „Werder Bremen hatte mir Ailton versprochen“
Wolfgang Sidka führte den SV Werder Bremen in den UEFA-Cup und die Nationalmannschaft des Bahrain beinahe zur ersten WM-Teilnahme des kleinen arabischen Inselstaats. Im Gespräch mit FussballTransfers erzählt er, warum er Ailton zu spät kennenlernte und dass er gerne wieder ins Trainergeschäft einsteigen würde.

FT.com: Hallo Herr Sidka, wo erwischen wir Sie gerade?
Wolfgang Sidka: Ich wohne seit ziemlich genau zwei Jahren in Berlin. Seitdem ich aus dem Irak zurück bin.
FT.com: Sie sind seit ihrem Engagement als Nationaltrainer des Irak ein wenig von der Bildfläche verschwunden. Sind Sie derzeit noch im Fußball tätig?
Wolfgang Sidka: Ich habe mich leider vor gut einem Jahr beim Skifahren schwer an der Achillessehne verletzt. Aber jetzt will ich wieder als Trainer arbeiten.
FT.com: In ihrer ersten Spielzeit landeten sie mit Werder auf dem siebten Tabellenplatz. Im Jahr darauf folgte der Absturz und nach acht Spieltagen mussten Sie gehen. Was war ihrer Meinung nach der Grund für diesen schlechten Start?
Wolfgang Sidka: Ich hatte die Mannschaft von ganz unten (Tabellenplatz 18, Anm. d. Red.) wieder in den Europapokal geführt. Die zweite Saison war aber ganz schwierig. Zum einen waren Leistungsträger wie Andreas Herzog, Juri Maximov oder Christian Brand verletzt. Zum anderen hatte Werder Bremen mir versprochen, dass Ailton zum Saisonbeginn kommt, denn wir hatten andere Stürmer abgegeben (Bruno Labbadia, Arie van Lent, Harvard Flo; Anm. d. Red.). Zum Trainingsstart wurde mir aber leider mitgeteilt, dass der Transfer nicht zustande kommt. Am gleichen Tag wurde darüber hinaus mein bester Abwehrspieler Hany Ramzy nach Kaiserslautern verkauft. Wir standen also ohne Topstürmer und ohne Ramzy da. So kam eins zum anderen.
FT.com: Ailton kam also zu spät?
Wolfgang Sidka: Er kam im Oktober und ich habe ihn dann noch zehn Tage trainiert. Später ist er ja dann als erster Ausländer zum Spieler des Jahres in Deutschland gewählt worden. Er war also ein echter Volltreffer.
FT.com: Spielte auch Otto Rehagel noch eine Rolle beim SV Werder? War es kompliziert, sein Erbe anzutreten?
Wolfgang Sidka: Eindeutig. Es war für alle Nachfolger schwierig nach 14 Jahren Otto Rehagel. Selbst Thomas Schaaf hat ein paar Jahre gebraucht, bis er das internationale Geschäft erreicht hat. Bei anderen wurde das schneller gefordert.
FT.com: Anschließend waren Sie im Bahrain und Irak als Trainer tätig. Welche Eindrücke haben Sie von der Arbeit in diesen Ländern mitgenommen?
Wolfgang Sidka: Erstmal hat es großen Spaß gemacht, Nationaltrainer zu sein. Mit dem Bahrain sind wir in der Weltrangliste weit nach oben geklettert. Der Vorteil an den arabischen Ländern ist, dass sie einfach die Meisterschaft unterbrechen, wenn Länderspiele anstehen. Wir waren auch mal zwei Monate am Stück zusammen. Ich bin viel rumgekommen und kenne fast jedes arabische Land.
FT.com: Wie sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Wolfgang Sidka: Ich würde gerne wieder in Deutschland als Trainer arbeiten. Wenn ich einen Zweitliga-Einstieg hätte, wäre es super. Aber auch eine Nationalmannschaft würde mich reizen. Da käme aber nur das europäische Ausland infrage.
FT.com: Gab es zuletzt interessante Angebote?
Wolfgang Sidka: Ja, aus dem arabischen Raum. Aber ich würde wie gesagt gerne hierbleiben.
FT.com: Wir bedanken uns für das Gespräch uns wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft.
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