Thomas Tuchel gerät bei Paris St. Germain in die Schusslinie. Zum Streit mit Sportdirektor Leonardo kommt nun auch noch die Pleite gegen Manchester United hinzu.
Es war eine schmerzende Niederlage, die tiefe Spuren hinterlassen könnte. Das 1:2 gegen Manchester United war die erste Heimpleite in der Champions League-Gruppenphase seit 2004 für Paris St. Germain. Mit anderen Worten: Seit einer Ewigkeit.
Die Tatsache, dass man gegen den englischen Rekordmeister verliert, wiegt bei den ambitionierten Franzosen schon schwer. Dass United dabei aber auch noch das bessere Team war, wirft Fragen auf. Fragen, die auch an den Trainer gerichtet sind.
Das Projekt bröckelt
Mehr als zwei Jahre ist Thomas Tuchel nun im Amt. Am großen Ziel der katarischen Geldgeber, dem Gewinn der Champions League, war er mit der Finalniederlage gegen den FC Bayern (0:1) so nah dran wie kein PSG-Coach vor ihm.
Und doch bröckelt das „Projekt“, wie Vereine in Frankreich zu sagen pflegen, immer mehr. Insbesondere nach einem schwierigen Saisonstart in der Ligue 1, Transfer-Streitereien mit Sportdirektor Leonardo und nun nach der Niederlage gegen United.
Superstars tauschen Positionen
„Tuchel wirkt etwas überfordert“, meint Foot Mercato-Journalist Aurélien Léger-Moëc, der mit Blick auf die gestrige Partie anmerkt: „Das Mittelfeld funktionierte überhaupt nicht. Danilo, Herrera und Gueye brachten keinerlei Kreativität.“
Zudem kritisiert Léger-Moëc, dass Neymar auf der linken Seite und Kylian Mbappé im Sturmzentrum startete. „Beim Final-8-Turnier in Lissabon war es umgekehrt und es funktionierte. Die Spieler entschieden gestern eigenständig, ihre Rollen wieder zu tauschen.“
Auf Tuchel wirft das kein gutes Licht. Auch nicht, dass er immer wieder auf die verletzten Spieler verweist und gestern „Probleme mit der geistigen Frische“ feststellte. Schon vor Anpfiff fand er „die Atmosphäre etwas zu ruhig. Ich hatte ein komisches Gefühl, weil wir normal sehr laut Musik hören.“
„Fehlende Anspannung“
Eingegriffen hat der ehemalige BVB-Trainer dennoch nicht. „Ich dachte, wir seien konzentriert, ich wollte nichts erzwingen.“ Wie sich herausstellte, war es eher „fehlende Anspannung“, wie es Kapitän Presnel Kimpembe nannte.
Wie es für Tuchel weitergeht? Offen. Mit einer kurzfristigen Entlassung muss der 47-Jährige wohl nicht rechnen. Wohl aber damit, dass die Luft für ihn immer dünner wird. Sein Lieblingsfeind Leonardo deutete bereits vor der Länderspielpause an, dass Tuchel gehen könne, wenn er nicht glücklich sei. Auch ein solches Szenario scheint nicht mehr ausgeschlossen.
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