Vom Superstar zum Edeljoker: CR7 und die fehlende Demut

von Dominik Schneider
4 min.
Cristiano Ronaldo erhält Anweisungen vor seiner Einwechslung @Maxppp

Gegen die Schweiz stand Cristiano Ronaldo nur bedingt im Mittelpunkt. Während seine Teamkollegen die Schweiz mit 6:1 abfertigten, musste der Weltstar mit einem Platz auf der Ersatzbank vorliebnehmen. Am heutigen Mittwoch stand Ronaldo trotzdem nicht mit den anderen Ersatzspielern auf dem Spielfeld.

Überraschend mussten die Fans im Lusail Iconic Stadion am Dienstagabend feststellen, dass Cristiano Ronaldo nicht in der Startelf von Portugal gegen die Schweiz (6:1) steht. Stattdessen nahm Gonçalo Ramos den Platz im Sturmzentrum ein und lieferte mit einem Hattrick mindestens drei gute Gründe, warum er auch im Viertelfinale wieder von Beginn an spielen sollte.

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Ronaldo jubelte bei allen sechs Toren der Portugiesen ausgelassen mit. Er ließ sich nicht anmerken, dass ihm die Rolle als Ersatzspieler sauer aufstieß. Nach seiner Einwechslung in der 74. Spielminute wollte CR7 unbedingt treffen, um seinen Mehrwert für die Mannschaft zu untermalen. Obwohl seine Mitspieler immer wieder versuchten, ihn in Szene zu setzen, blieb der 37-Jährige am Ende torlos.

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Innerhalb des Teams ist der Respekt vor Ronaldo noch sehr groß. Das Tischtuch zwischen Coach Santos und dem Torjäger ist trotz der Degradierung ebenfalls nicht zerschnitten – anders als es zwischen Erik ten Hag und Ronaldo bei Manchester United war. Leistungstechnisch war jedoch zu erkennen, dass Portugal ohne Ronaldo besser spielte. Ob der exzentrische Stürmer selbst auch zu dieser Erkenntnis gekommen ist? Eher unwahrscheinlich.

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Topthema in den Medien

Obwohl die Seleção das Quinas mit einer herausragenden Leistung gegen die Schweiz in die nächste Runde einzog und Ramos sagenhafte drei Treffer beisteuerte, war natürlich auch die Situation von Ronaldo Gesprächsthema in den portugiesischen Medien. ‚O Jogo‘ platziert prominent auf der Titelseite: „Ramos nimmt Ronaldos Platz ein und erzielt den ersten Hattrick bei der WM.“

Die ‚Record‘ schaute nach dem Spiel genauer hin. „CR7 hatte das Spielfeld schon verlassen, als das restliche Team noch feierte“, nahm die Tageszeitung wahr. Ein weiteres Indiz dafür, dass Ronaldo trotz des ehrlichen Jubels mit seinen Kameraden mit seiner persönlichen Situation unzufrieden ist.

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Kein Bruch zwischen Ronaldo & Santos

Laut Santos handelte es sich bei der Maßnahme, den derzeit vereinslosen Angreifer auf die Bank zu setzen, um eine strategische. „Cristiano bleibt ein sehr wichtiger Spieler für Portugal“, so der erfahrene Übungsleiter nach dem Spiel gegen die Eidgenossen. Zudem ergänzte Santos: „Ich habe eine sehr enge Beziehung zu ihm, ich habe ihn mit 19 bei Sporting trainiert und wir hatten immer eine sehr starke Beziehung. Diese Beziehung ändert sich nicht. Weder er noch ich haben die Menschenfrage mit der Trainer- und Spielerfrage verwechselt.“

Teamplayer mit Mega-Ego

Auch wenn sich Ronaldo nach außen als Teamplayer inszeniert, lässt er durchblicken, dass ihm sein persönlicher Status mindestens genau so wichtig ist. Auf Instagram stellt Portugals Rekordtorschütze den Mannschaftserfolg in den Vordergrund: „Unglaublicher Tag für Portugal mit einem historischen Ergebnis im größten Wettbewerb des Weltfußballs. Wie eine Luxusausstellung, ein Team voller Talente. Unsere Auswahl ist zu beglückwünschen.“

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Laut ‚Marca‘ nahm Ronaldo am Mittwochvormittag nicht am Spielersatztraining teil. Diese Einheit ist normalerweise nach Spielen für Profis vorgesehen, die nicht oder nur wenig gespielt haben. CR7 hingegen entschied sich für einen Ausflug in den Kraftraum – dort waren aber eigentlich nur die Startelf-Spieler zugegen.

Die Vorzeichen für eine Rückkehr in Portugals Startelf stehen derzeit nicht gut für Ronaldo. Demut würde dem Superstar dementsprechend gut zu Gesicht stehen, auch um seinen ramponierten Ruf zu rehabilitieren. Nach seinem boulevardesken Abgang bei Manchester United würde ein ähnliches Szenario in der Nationalmannschaft inmitten einer Weltmeisterschaft sein Image unwiderruflich beschädigen.

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