Brasilien - Kroatien: Ein Leckerbissen zum Auftakt

von Lukas Heimbach
3 min.
Superstar Neymar trägt die Hoffnungen eines ganzen Volkes @Maxppp

Brasilien. 21. Juni 2014. São Paulo. 22 Uhr. Arena Corinthians. Endlich Anpfiff zur 20. Fußballweltmeisterschaft. Rekordweltmeister Brasilien trifft zum Auftakt auf Kroatien. Verglichen mit dem Eröffnungsspiel vor vier Jahren ein echter Fußball-Leckerbissen. Damals trennten sich Südafrika und Mexiko in einem etwas biederen Spiel 1:1, das den nach Fußball dürstenden Zuschauer nur sehr bedingt befriedigen konnte.

Qualitativ darf man sich am heutigen Abend einiges mehr erwarten. Die Erwartungen an den Gastgeber vom Zuckerhut sind hoch, immens hoch. Nichts geringeres als der sechste WM-Titel soll es sein. Vor heimischem Publikum wird es dabei nicht ausreichen, mit europäischem Ergebnisfußball zu siegen. Die Fans der ‚Seleção‘ wollen begeistert und mitgerissen werden.

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Die Voraussetzungen scheinen in diesem Jahr bestens. Nachdem man am Kap 2010 nicht unbedingt als Favorit gehandelt worden war, hat es Luiz Felipe Scolari geschafft, aus einer Ansammlung von herausragenden Individualisten eine kompakte Einheit zu bilden, die sämtliche Egoismen für das Team hinten anstellt.

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Geniale Individualisten und mannschaftsdienliche Defensiv-Strategen

Mit Neymar und Oscar verfügt Brasilien in der Offensive über herausragende Einzelkönner, die für das kreative Moment zuständig sind. Hulk und Fred stehen hingegen für kraftvolles, physisches Spiel und ergänzen die beiden Edeltechniker vorzüglich.

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Im Spielaufbau agieren die beiden spielstarken Weltklasse-Innenverteidiger David Luiz und Thiago Silva, während die Außenverteidiger Dani Alves und Marcelo einen extremen Offensivdrang besitzen. Die beiden Defensiv-Ausputzer Paulinho und Luiz Gustavo halten den Offensiv-Geistern den Rücken frei.

Scolari hat eine Elf zusammengestellt, die bestens harmoniert. Ehemalige Welstars wie Ronaldinho und Kaka hat er bewusst aussortiert, damit erst gar keine Unruhe im Team entstehen kann und sich die jungen Spieler nicht gehemmt fühlen. Insbesondere wohl auch, damit der neue Star der Sambakicker, Neymar, sich vollends entfalten kann und Verantwortung übernimmt – dann ist er trotz seiner erst 22 Jahre absolute Weltklasse.

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Mit dieser neuen Disziplin und teamorientierten Feingeistern, die sich für nichts zu schade sind, ist Brasilien der Top-Favorit auf den Titel. Gegen Kroatien, das sicherlich nicht zu unterschätzen ist, aber dennoch mannschaftlich womöglich nicht geschlossen genug auftritt, wäre alles andere als ein Sieg des Gastgebers zum Auftakt eine große Überraschung.

Disziplin und Ordnung für die Jungs vom Balkan

Die Balkankicker, ebenfalls gespickt mit einigen Weltstars und zahlreichen Bundesligaspielern, zeigen sich vor dem Eröffnungsspiel dennoch zuversichtlich. „Ich hatte bisher keine Probleme mit Messi, Kaka oder Ronaldo“, verkündet Rechtsverteidiger Darijo Srna selbstbewusst. „Brasilien hat zwar die beste Abwehr der Welt, aber wir werden trotzdem mindestens ein Tor schießen“, versichert Wolfsburg-Stürmer Ivica Olic. Trainer und Ex-Bundesligaprofi Niko Kovac hat angekündigt, dass sein Team keineswegs Beton anrühren wird oder einen Bus vor dem eigenen Gehäuse parkt. Stattdessen will die ‚Kockasti‘ mitspielen und nicht nur reagieren.

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2010 blutete das kroatische Herz, als sich die Nationalmannschaft unter Coach Slaven Bilic nicht für die WM-Endrunde in Südafrika qualifizieren konnte. Umso erleichterter war man nach dem 2:0-Sieg im Relegations-Rückspiel gegen Island. In Reykjavík hatte es noch ein torloses Remis gegeben. Entsprechend haben sich die Kroaten einiges vorgenommen.

Ich will unbedingt wieder Ordnung schaffen“, gibt Trainer Niko Kovac die oberste Maxime vor. Damit spricht der ehemalige Bundesliga-Profis eines der Hauptprobleme der Balkan-Nation an. So verfügt der Nationaltrainer zwar über teilweise herausragende Einzelkänner wie Luka Modric von Real Madrid, Mario Mandzukic (noch FC Bayern) oder Ivan Rakitiv (bald FC Barcelona), jedoch mangelt es oftmals an Disziplin und Teamgeist. „Wenn der Bauch zu oft entscheidet, ist das meiner Meinung nach schwierig“, so der 42-Jährige.

Nach der WM-Sperre für Josip Simunic fehlt es zudem an Führungspersönlichkeiten. Denn so brillant Modric das Spiel der Kroaten auch lenkt, der schmächtige und schüchterne Spielgestalter ist mit Sicherheit kein Leader. Kapitän Darijo Srna ist diese Rolle noch am ehesten zuzumuten.

Bitter trifft die ‚Kockasti‘ auch der Ausfall von Bayern-Stürmer Mandzukic. Der 28-Jährige muss zum Auftakt rotgesperrt passen. Der laufstarke Olic erhält im Angriffszentrum wohl den Vorzug vor Nikica Jelavic von Hull City.

Ein Punkt zum Auftakt würde den Männern vom Balkan vermutlich schon genügen und neue Kräfte für die folgenden Gruppen-Partien freisetzen. Gewinnt Brasilien nicht, geht wohl gleich ein hysterischer Aufschrei durch das fußball-passionierte Land.

So könnten sie spielen

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