Financial Fairplay: UEFA-Chef kündigt harte Sanktionen an

von Remo Schatz - Quelle: Sportschau
4 min.
Alexander Ceferin will hart durchgreifen @Maxppp

Das Financial Fairplay wurde eingeführt, um die Schere zwischen reichen und weniger reichen Klubs nicht noch größer werden zu lassen. Paris St. Germain tanzte der UEFA dabei nicht nur in diesem Sommer auf der Nase herum. Präsident Alexander Ceferin will sich das nicht länger bieten lassen und kündigt Sanktionen an.

In mittlerweile gewohnter Regelmäßigkeit haben die europäischen Fußballklubs reihenweise neue Transferrekorde aufgestellt. Vom Financial Fairplay, das von außen betrachtet so wirksam ist wie die Drogenkontrolle vor dem Berghain in Berlin, lassen sich Klubs wie Paris St. Germain, der AC Mailand und Manchester City schon lange nicht mehr aufhalten. Alexander Ceferin will nun durchgreifen.

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Es ist einer der entscheidenden Momente, denke ich, ja“, hat der UEFA-Präsident im Interview mit der ‚Sportschau‘ erkannt und zeigt sich entschlossen: „Das Financial Fairplay wurde eingeführt, um die Stabilität im Fußball zu erhöhen. Und es war erfolgreich. Aber Zeiten ändern sich. Wir müssen es anpassen, es modernisieren, und wir müssen was für die Ausgeglichenheit des sportlichen Wettbewerbs machen, weil die Schere zwischen den großen und den kleinen Klubs größer und größer wird. Ich glaube nicht, dass wir diese Entwicklung komplett stoppen können, aber wir können sie verlangsamen. Und wir müssen jetzt was unternehmen.

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„Wir werden harte Strafen aussprechen“

Angesichts der jüngsten FFP-Verstöße hat der slowenische Anwalt bereits konkrete Sanktionen im Sinn: „Da ich Anwalt bin, weiß ich: Wenn du einmal mit einer Geldstrafe sanktioniert hast, dann musst du beim zweiten Mal eine andere Sanktion aussprechen. Ich spreche hier nicht über konkrete Klubs, da unsere Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. Aber eins ist doch klar: Wenn du die Strafen nicht ernst nimmst, dann passiert auch nichts. Wir werden alle Beteiligten daran erinnern, die Regeln zu befolgen. Und wenn das nicht klappt, dann werden wir harte Strafen aussprechen, die zeigen, dass wir die regierende Institution sind“, so Ceferin, der vor den großen Klubs keine Angst zeigt: „Nein, natürlich nicht. (Er grinst) Sie sehen so aus, als wenn Sie mir nicht glauben würden. (Er lacht) Glauben Sie mir, die Regeln sind genau die gleichen für die Großen und die Kleinen.

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Ceferin sieht sich aber nicht nur in der Pflicht, Klubs wie PSG zu bestrafen. Der Funktionär plant tiefgreifende Veränderungen. Ein Dorn im Auge sind die unzähligen Leihgeschäfte: „Wir haben einiges im Kopf. Wir denken an eine stärkere Begrenzung der pro Verein registrierten Spieler. Außerdem müssen wir das Verleihen von Spielern begrenzen. Einige Vereine haben 50 Spieler gleichzeitig verliehen. Ich kann verstehen, dass man junge Talente, 18-, 19-Jährige verleiht. Aber wenn man einen 30-Jährigen kauft und dann verleiht, dann geht es doch nur darum, andere Klubs zu schwächen. Wir haben einen Verein in Europa, der hat gerade 22 Spieler verliehen und 20 sind über 25 Jahre alt. Viele Klubs entwickeln keine jungen Spieler mehr, sie kaufen sie anderen weg, um sie dann zu verleihen und sie beeinflussen so den Wettbewerb.

Drei konkrete Maßnahmen

Aber auch die Entwicklung der Profigehälter, die scheinbar keine Grenzen mehr kennt, soll gestoppt werden: „Nennen wir es eine Gehaltsobergrenze. Ich weiß, dass der langjährige Chef der Europäischen Klubvereinigung ECA, Karl-Heinz-Rummenigge, und der frühere UEFA-Präsident Michel Platini mit der Europäischen Kommission darüber gesprochen haben und die gesagt hat, das ist unmöglich, weil es Europäischem Recht widerspricht. Ich bin da nicht so sicher. Wir werden sehen, was wir machen können.

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Als dritte Maßnahme will Ceferin den Vorschlag forcieren, das Sommertransferfenster auf einen Monat zu beschränken: „Ja, ich denke, das Transferfenster ist zu lange offen. Es ist seltsam, dass die Saison beginnt, du für einen Klub spielst und dann wechseln kannst und einfach für den nächsten spielst. Das ist nicht gut für den Wettbewerb. Da sind wir in ernsthaften Gesprächen, das Transferfenster zu verkürzen. Ich denke, es ist keine schlechte Idee zu sagen, das Fenster endet Ende Juli.

Ceferin gibt sich angriffslustig

Im finanzstarken Mikrokosmos Fußball hat sich über Jahrzehnte hinweg die Korruption breit gemacht und das Vertrauen in die Institutionen nahezu vollends zerstört. Dementsprechend spöttisch wird das Financial Fairplay in Fan-Kreisen betrachtet. Ceferin weiß, dass er und die UEFA durch den Neymar-Transfer auf die Probe gestellt werden. Ganz der Anwalt, umschifft er gekonnt, sich zur andauernden Ermittlung gegen die Pariser zu äußern. Die Worte des UEFA-Präsidenten lassen aber die Entschlossenheit und Angriffslust erahnen:

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Ich kann keine konkreten Fälle kommentieren, das würde so aussehen, als wenn der Richter schon ein Urteil fällt, bevor der Fall beendet ist. Aber glauben Sie mir, wir haben sehr hochqualifiziertes Personal, das sich nicht durch einige Manöver täuschen lässt. Es gibt auch viele Wege, um neue Einnahmequellen zu generieren. Aber das darf dann nicht mit den Eigentümern verknüpft sein. Es ist nicht so einfach, neues Geld auf den Tisch zu legen und jeden zu kaufen, den du willst. Wir werden alles überprüfen, das kann ich Ihnen versichern.

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