Kommentar: Lahm/Großkreutz-Experiment fehlgeschlagen

von Tobias Feldhoff
2 min.
Deutschland Philipp Lahm @Maxppp

Was für ein Dusel-Sieg der deutschen Mannschaft am gestrigen Dienstagabend gegen Chile (1:0). Zu keinem Zeitpunkt fand die DFB-Elf gegen das Pressing-Monster aus Südamerika zu ihrem gewohnten Passspiel – unter anderem eine Folge von Joachim Löws misslungenem Experiment.

Auf vielen Positionen hat die deutsche Nationalmannschaft ein Überangebot an Top-Spielern. Vor allem für die offensive Dreierreihe im Mittelfeld hat Joachim Löw die Qual der Wahl. Abstriche machen muss der Bundestrainer jedoch auf den Außenverteidiger-Positionen. Insbesondere dann, wenn er Deutschlands seit Jahren Besten ins zentrale Mittelfeld beordert.

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Zugegeben, einen Versuch war es wert, dem bei Borussia Dortmund so bärenstarken Kevin Großkreutz eine Chance auf der rechten Abwehrseite zu geben. Und wirklich schlecht gemacht hat der Dauerläufer seine Sache am gestrigen Mittwochabend gegen Chile nicht. Aber zur Irritation vieler war es in erster Linie die Mittelfeld-Zentrale, die dem Dauerdruck der pressingstarken Südamerikaner wenig entgegenzusetzen hatte. Ein ums andere Mal ließen sich Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und auch Lahm von Arturo Vidal und Co. den Ball schon im Spielaufbau abluchsen. Die gewohnte Ballzirkulation im gegnerischen Drittel kam so nur äußerst selten zustande.

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Und als Grund dafür sind neben der schlechten Tagesform von Kroos und Schweinsteiger auch die eingeschränkten Möglichkeiten von Kapitän Lahm in Sachen Spielaufbau zu nennen. Denn Diagonalbälle ebenso wie der Pass in die Nahtstelle der generischen Abwehr zählen nicht zu den Stärken des polyvalenten Defensivmanns. Bei den Bayern fallen diese Defizite nicht so schwer ins Gewicht, denn David Alaba, Dante und Rafinha verfügen über die nötige Passqualität, um sich aus engen Situationen sicher zu befreien.

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Hinzu kommt, dass Lahm – bei aller Wertschätzung für Großkreutz – auf dem rechten Flügel fehlt. Spielt dort der kleine Wusler vom FC Bayern, kann man das direkte Duell gegen den Linksaußen des Gegners zumeist schon als gewonnen abhaken. Darüber hinaus initiiert Lahm mit seinen schnellen Antritten so oft Gefahrenmomente wie kein anderer deutscher Außenverteidiger.

Fazit: Das Experiment sollte ein solches bleiben. Schließlich verfügt der DFB auf der Sechs über ausreichend hochkarätiges Personal, sofern Sami Khedira und Ilkay Gündogan rechtzeitig fit werden. Lahm bei der Weltmeisterschaft vor der Abwehr zu bringen und dafür auf seine Qualitäten in der Viererkette zu verzichten darf nicht mehr als eine Notlösung sein.

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