Rummenigge contra Hoeneß: Wird das Kompetenzgerangel zur Gefahr?

von Lukas Heimbach - Quelle: FT-Kommentar
2 min.
Uli Hoeneß versäumte die Verpflichtung eines Flügelflitzers @Maxppp

Rund zweieinhalb Jahre hatte Karl-Heinz Rummenigge das Sagen beim FC Bayern und baute ihn zu einer global extrem erfolgreichen Marke aus. Mit der Rückkehr von Uli Hoeneß aber entwickelt sich der Verein bipolar. Das birgt Gefahr.

Seit Uli Hoeneß von seiner abgesessenen Haftstrafe zurück ist, haben sich die Fronten in der Führungsetage des FC Bayern Fronten verhärtet. Ein Zwist zwischen Karl-Heinz Rummenigge und dem Vater des Erfolgs schwebt über der Säbener Straße.

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Ich habe immer gesagt, wir waren und sind Freunde. Aber in dieser Zeit – das ist, wie wenn so eine Scheidung war. Dann musst du wieder zusammenkommen. Dieser Prozess findet jetzt gerade statt. Da sind wir meiner Meinung nach auf einem sehr guten Weg“, gesteht Hoeneß ein.

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Rummenigge fühlt sich in Kompetenzen beschnitten

Rummenigge wirkt derweil unzufrieden, fühlt sich in seinen Kompetenzen beschnitten. Schließlich hatte er die Geschicke des Rekordmeisters in Hoeneß‘ Abwesenheit äußerst erfolgreich fortgeführt, baute den FC Bayern zunehmend zu einer globalen Marke aus. Dem traditionsbewussten Grantler Hoeneß aber passt das nur bedingt in den Kram. Er versucht, die Dinge wieder etwas zu entschleunigen und alte Werte zu erhalten.

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Nicht von ungefähr kritisierte Hoeneß die Asienreise in der Vorbereitung öffentlich scharf. Während Rummenigge die Strapazen als Marketing-Coup feierte. Auch bei der Wahl des Sportdirektors trat die klaffende Lücke zwischen den beiden Alphatieren hervor: Hoeneß wollte Max Eberl, Rummenigge Philipp Lahm. Dass Lahm absagte, hatte direkt mit Hoeneß zu tun, der dem Weltmeister keine weitreichenden Kompetenzen einräumen wollte.

Brazzo als Vermittler

Dass Hasan Salihamidizc am Ende der Auserwählte wurde, passt in das derzeit konfuse Machtgefüge der Münchner. Brazzo ist charismatisch und ein verdienter Ehemaliger – dennoch ist er bestenfalls dritte Wahl. Wann hat man sich damit zuletzt bei den Bayern begnügt?

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Auch dessen Vorstellung verdeutlichte die divergierende Prioritäten der Bayern-Bosse: Während Rummenigge schwärmte, dass Salihamdizic fünf Sprachen spricht, hob Hoeneß hervor, man wolle mit dem Bosnier zurück „zu den Wurzeln“. So scheint Salihamidzic eine Art Konzessionsentscheidung, die zwischen dem Führungsduo vermitteln soll, ehe größerer Schaden angerichtet wird.

Um Klubs wie den FC Bayern München zu formen, gehöre „Vision, Leidenschaft, Fleiß, Empathie, Kompetenz, Durchsetzungsvermögen und Ehrgeiz in beeindruckender Art und Weise miteinander verbinden“, schrieb der verflossene Technische Direktor Michael Reschke nach seinem Abschied vom FCB. Diese Voraussetzungen scheinen, anders als zu Zeiten seines Amtsantritts 2015, nicht mehr zwingend vorhanden – oder in Gefahr.

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Kompetenzgerangel: Kehrt Einsicht ein?

Auch die Transferpolitik in diesem Sommer lässt Parallelen zu Zeiten erkennen, als Hoeneß noch nicht als Steuersünder entlarvt worden war. Die Verpflichtungen von Sebastian Rudy, Niklas Süle und Serge Gnabry etwa sind nicht vergleichbar mit Douglas Costa, Kingsley Coman oder Joshua Kimmich.

Hoeneß und Rummenigge: Zwei mächtige Männer, denen der Erfolg in ihrer Karriere fast immer recht gegeben hat. Jetzt aber ziehen sie nicht mehr an einem Strang, was für den Verein dauerhaft gefährlich werden könnte. Dessen sollten sich beide bewusst werden. In der Generation, aus der beide kommen, sind Zugeständnisse aber immer ein Zeichen von Schwäche. Deshalb sollte der ganze Klub zusehen, eine Lösung für das Kompetenzgerangel der beiden Macher finden. Ein Brazzo allein könnte da zu wenig sein.

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