DFB-Neustart: Die letzten Mohikaner
Wenn die deutsche Nationalmannschaft am heutigen Montagabend (20:45 Uhr) in der Nations League auf die Niederlande trifft, ist es auch das Duell zweier Teams im Umbruch. Während die Elftal ihre jahrelange Krise langsam aber sicher zu überwinden scheint, steht das DFB-Team am Anfang eines Neuaufbaus.
Rückblick: Am 13. Juli 2014 wird Deutschland zum vierten Mal Weltmeister. Direkt im Anschluss treten mit Miroslav Klose, Philipp Lahm und Per Mertesacker drei Führungsspieler ab. Nach der EM 2016 folgen Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski. Mittlerweile sind Rücktritte aber offenbar aus der Mode.
Nach dem blamablen Ausscheiden bei der WM 2018 mussten Konsequenzen her. Als zunächst einziger Weltmeister wurde Sami Khedira fortan nicht mehr nominiert. Joachim Löw versuchte es zunächst weiter mit dem etablierten Personal. Spätestens das 0:3 im Hinspiel gegen Holland sorgte jedoch für ein Umdenken.
Thomas Müller saß schon beim anschließenden Spiel gegen Frankreich (1:2) nur auf der Bank, ebenso wie zuletzt gegen Russland (3:0). Jérôme Boateng wurde für die aktuellen Länderspiele erst gar nicht nominiert. Blickt man nun auf die voraussichtliche Aufstellung für heute Abend, sind wohl nur noch drei Leistungsträger von Rio mit von der Partie.
Keine Kompromisse im Tor
Zum einen ist das Manuel Neuer, der als mehrfacher Welttorhüter und Kapitän des DFB-Teams beim Bundestrainer unangefochten ist – auch wenn mit Marc-André ter Stegen eine bärenstarke Nummer zwei auf ihre Chance lauert. Nicht wenige sehen den Keeper des FC Barcelona schon vorne, Löw lässt in der Torhüterfrage aber nicht mit sich reden.
In der Abwehr dürfte Mats Hummels eine weitere Chance erhalten. Der Münchner zeigte sich in Verein und Nationalelf zuletzt formschwach. Löw ist aber ein großer Fan seiner intelligenten Spielweise und schätzt Hummels‘ Aufbauspiel. Dennoch muss der 29-Jährige zusehen, nicht das nächste prominente Opfer des Umbruchs zu werden.
Lieblingsspieler Kroos
Eine Sonderstellung nimmt dagegen der Lieblingsspieler des Bundestrainers ein. Toni Kroos wird sogar als einzigem Akteur gewährt, erst verspätet zum Team zu reisen. In Partien wie gegen Russland darf sich der Real Madrid-Star schonen. Als Ballverteiler ist Kroos für Löw unverzichtbar. Dass er mit der selbstauferlegten Bürde des Führungsspielers aber noch fremdelt, zeigte sich in Russland deutlich.
Dennoch ist kein Spieler derart gesetzt im DFB-Team wie der 28-Jährige. Zusammen mit Neuer und Hummels ist Kroos der letzte Mohikaner, der die Zäsur nach der WM und dem enttäuschenden Start in die Nations League überstanden hat. Rund um das erfahrene Trio scheint Löw nun sein neues Team aufbauen zu wollen. Heute Abend geht es gegen die Niederlande, deren Weg als Vorbild dienen könnte.
Die voraussichtliche Aufstellung
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