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FC Everton: Wie man 200 Millionen Euro verbrennt

von Tristan Bernert
3 min.
Die Transferpolitik des FC Everton in einem Bild @Maxppp

200 Millionen Euro hat der FC Everton in den vergangenen zwei Transferperioden ausgegeben. 38 Spieltage und drei Trainer später stehen die Toffees nun vor dem Neustart. Die kurios planlose Transferpolitik des Klubs trägt die Hauptschuld.

Die meisten Klubs verfolgen auf dem Transfermarkt eine gewisse Strategie. Manche setzen auf günstige Talente, die nach ein paar Saisons teuer weiterverkauft werden. Andere setzen auf fertige Spieler, um möglichst schnell möglichst erfolgreich zu sein. Und dann ist da der FC Everton, dessen Strategie es in der abgelaufenen Saison zu sein schien, 200 Millionen Euro auf einen Haufen zu legen, Benzin drüber zu gießen und alles anzuzünden.

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Statistisch gesehen ist die Saison für die Toffees kein Misserfolg gewesen. Nach dem 38. Spieltag steht man auf dem achten Tabellenplatz und damit nur einen Platz hinter dem siebten Rang des Vorjahrs. Allerdings fuhr man zwölf Punkte weniger ein. Für Everton, das es sich eigentlich zum Ziel gesetzt hatte, mittelfristig den Anschluss an die Big Six der Premier League herzustellen, zu wenig.

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Wer ersetzt Lukaku?

Stattdessen endete die Saison der Liverpooler im Chaos. Nach einem katastrophalen Saisonstart wurde Trainer Ronald Koeman Ende Oktober entlassen. Auf Interimslösung David Unsworth folgte Sam Allardyce, dessen einzige Aufgabe es war, die Spielzeit irgendwie mit Würde zu Ende zu bringen. Nachdem das gelang, wurde auch der 63-Jährige vor wenigen Tagen vor die Tür gesetzt.

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Wie konnte es dazu kommen? Ein Hauptgrund für Evertons sportliche Misere ist die völlig planlose Transferpolitik der Klubführung. Der Transfersommer 2017 stand an der Mersey im Zeichen des Verkaufs von Romelu Lukaku. 85 Millionen Euro spülte der Belgier in die Kassen. Everton plante, das Gewicht seines Abgangs auf mehreren Schultern zu verteilen, doch dieses Vorhaben ging gehörig schief.

Bis heute hat es der Klub nicht geschafft, einen legitimen Nachfolger für Lukaku zu finden. Im Sommer holte man unerklärlicherweise mit Sandro Ramírez nur einen echten Stürmer, der jedoch ein völlig anderer Spielertyp als Lukaku ist. Natürlich floppte der Spanier. Auch Cenk Tosun, der im Winter geholt wurde, um notdürftig die größten Löcher des sinkenden Schiffs zu reparieren, hat nicht vollends überzeugen können. So entwickelten sich Oumar Niasse und Dominic Calvert-Lewin zu den wichtigsten Stürmern – beide hatten vor der Saison kaum Hoffnungen auf einen Kaderplatz.

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Kuriose Einkaufspolitik

Die meisten Toffee-Millionen flossen ins Mittelfeld. Nirgendwo zeigt sich die Konzeptlosigkeit der Liverpooler so anschaulich wie hier. Zunächst wurde Davy Klaasen von Ajax Amsterdam verpflichtet. Eine Woche später kam Rückkehrer Wayne Rooney, nach einem Monat Gylfi Sigurdsson. Was hat das Trio gemeinsam? Sie sind alle langsame, wenngleich spielstarke Zentrumsspieler.

Die Motivation hinter den Verpflichtungen ist klar erkennbar, doch sportlich kaum nachvollziehbar. Klaasen war offenbar der Wunschspieler von Landsmann Koeman. Erst nach dessen Entlassung kam der 27-Millionen-Mann auf seinen Stammplatz – allerdings auf der Tribüne. Ronneys Rückkehr war wohl rein von Emotionen getrieben. Der verlorene Sohn ist mit zehn Toren immerhin teamintern der beste Torschütze, zeigte jedoch auch eindrucksvoll, dass er soweit von seinem Zenit entfernt ist wie die Toffees von guten Neuzugängen. Auch Sigurdsson konnte nicht an alte Glanzleistungen anknüpfen.

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Lahme Flügel

Die Tatsache, dass der Isländer und auch Rooney oftmals auf der Außenbahn aushelfen mussten, zeigt das nächste Problem der Transferpolitik auf. Koeman ließ gerne mit Viererkette und zwei Flügeln spielen, hatte dazu jedoch nicht das passende Personal. Mit Kevin Mirallas, Aaron Lennon und Yannick Bolasie verfügte Everton zu Saisonbeginn über nur drei etatmäßige Flügelspieler. Nur Letztgenannter ist nun noch im Verein.

Theo Walcott, der im Winter kam, sollte die beiden Abgänge kompensieren, ist jedoch auch kein Spieler, der den Unterschied macht. Der Transfersommer der Toffees illustriert deutlich: Geld schießt keine Tore, Geld verbrennen noch weniger.

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