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Matthias Zimmermann im FT-Interview: „Keiner hat mit uns gerechnet“

von Marco Merkel
7 min.
Fortuna Düsseldorf Matthias Zimmermann @Maxppp

Wegen fehlender Perspektive ließ Matthias Zimmermann im Sommer den VfB Stuttgart hinter sich und wechselte zu Fortuna Düsseldorf. Im Interview mit FT verrät der 26-Jährige, warum der Transfer die richtige Entscheidung war. Darüber hinaus gibt er eine Prognose über die Zukunft von Dodi Lukebakio ab.

FT: Mit 31 Punkten steht Fortuna Düsseldorf nach 26 Spieltagen blendend da. Hätten Sie vor der Spielzeit mit einem solchen Saisonverlauf gerechnet?

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Matthias Zimmermann: Nein. Hätte uns jemand vor der Saison gesagt, dass wir gut dastehen, hätten sie ihn wahrscheinlich alle für verrückt gehalten. Umso schöner ist es jetzt, dass wir bereits 31 Punkte geholt haben. Allerdings ist mit 31 Punkten noch keine Mannschaft in der Liga geblieben. Es ist wichtig, in den letzten acht Spielen noch einige Punkte einzufahren.

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Als Aufsteiger hat die Fortuna bereits komfortable elf Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16. Das dürfte Sicherheit geben.

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Mit elf Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz haben wir uns eine komfortable Situation verschafft und alles in der eigenen Hand. Es gibt aber noch genügend Punkte zu ergattern, sodass die Mannschaften unter uns noch vorbeiziehen könnten. Deswegen brauchen wir noch ein paar Punkte, um den Klassenerhalt schnellstmöglich perfekt zu machen.

Nur wenige haben Düsseldorf so stark eingeschätzt. Woran liegt’s?

Vor der Saison hat keiner mit uns gerechnet. Wir haben uns im Laufe der Saison als Team weiterentwickelt, vor allem fußballerisch. Wir laufen und kämpfen füreinander und sind eine Einheit auf dem Platz.

Zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar konnte das Team vier Siege in Folge einfahren – darunter der Sensationscoup gegen Borussia Dortmund. Sind Sie stolz auf die Teamleistung?

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Die Serie war ganz wichtig für uns, da wir davor nur neun Punkte aus 14 Spielen geholt hatten. Durch die neun Punkte aus der englischen Woche vor der Winterpause haben wir uns enormes Selbstvertrauen für die Wintervorbereitung erarbeitet. Ja, ich bin sehr stolz auf die Teamleistung, da wir zuvor sechs Niederlagen am Stück einstecken mussten und uns dann als Team zurückgekämpft haben.

Im Moment läuft es ähnlich gut. In den zurückliegenden vier Ligabegegnungen ging die Fortuna zweimal als Gewinner vom Platz – darunter der berauschende 4:0-Auswärtssieg auf Schalke. Hätten Sie damit gerechnet?

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Ich denke, es hat keiner mit einem 4:0-Sieg auf Schalke gerechnet. Wir hatten noch eine Rechnung für das Hin- und das Pokalspiel offen, die wir beide verloren haben. Das war eine der besten Leistungen in dieser Saison von uns.

Ihr ehemaliger Klub VfB Stuttgart hat aktuell Tabellenplatz 16 inne. Noch vor Saisonbeginn kehrten Sie den Schwaben nach drei Jahren den Rücken, um beim Team von Trainer Friedhelm Funkel anzuheuern. War es nach derzeitigem Stand die richtige Entscheidung?

Ich hatte drei sehr schöne Jahre in Stuttgart. Im Sommer war ich in einer schwierigen Situation. Nach meiner Verletzung war es enorm wichtig, viel Spielpraxis zu sammeln. In Stuttgart war das für mich aufgrund der personellen Situation nicht mehr möglich. Ich bin sehr froh, dass Düsseldorf mir die Chance gegeben hat, mich zu beweisen und mir nach wie vor das Vertrauen schenkt. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und fühle mich sehr wohl.

Was hat letztlich den Ausschlag für einen Transfer in die Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen gegeben?

In den Gesprächen mit den Klubverantwortlichen habe ich sofort das Vertrauen gespürt und eine Chance gesehen, mich in der Bundesliga zu beweisen.

Was macht den Verein in diesem Zusammenhang so besonders?

Die Fortuna ist ein sehr familiärer Verein, in dem sehr bodenständig gearbeitet wird. Ich bin mir sicher, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und hier noch einiges erreicht werden kann.

In allen 26 Ligapartien standen Sie als Rechtsverteidiger in der Startelf – 25 Mal über die komplette Distanz. Das Ergebnis fleißiger Trainingsarbeit?

Ich versuche in jedem Training, immer 100 Prozent zu geben und mich für jedes Spiel am Wochenende anzubieten. Ich arbeite vor und nach dem Training eigenständig im Kraftraum und versuche, mich dadurch körperlich auf den besten Stand zu bringen.

Mit Marcin Kaminski und Jean Zimmer stehen zwei weitere ehemalige VfB-Spieler in Düsseldorf unter Vertrag. Wie ist ihr Verhältnis zu den beiden?

Wir verstehen uns jeweils gut. Marcin ist sogar mein Zimmerpartner. Jean und ich sind auf dem Platz ein gutes Team auf der rechten Seite.

Zimmer ist ebenfalls gelernter Rechtsverteidiger, spielte aber bis zu seiner Verletzung im rechten Mittelfeld. Hatten Sie vor Saisonbeginn Bedenken, dass ein ehemaliger Mitspieler ihren Platz in der Mannschaft streitig machen würde?

Nein, in jedem Verein herrscht Konkurrenzkampf. Es ist egal, ob es ein ehemaliger Mitspieler ist oder nicht. Mir war bewusst, dass Jean auch im rechten Mittelfeld und ich auf der 6er- oder 8er-Position im Mittelfeld spielen kann. Daher gab es von Anfang an mehrere Möglichkeiten, dass wir zusammen auf dem Platz stehen können.

Friedhelm Funkel lobte ihre Verpflichtung in den höchsten Tönen. Sie seien ein variabel einsetzbarer Spieler, der sowohl auf der Rechtsverteidiger-Position als auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann. Wo sehen Sie sich am besten aufgehoben?

Es spielt für mich keine Rolle, auf welcher Position ich eingesetzt werde. Wenn der Trainer mich in die Startelf beruft, versuche ich immer alles abzurufen, was von mir verlangt wird. Ich spiele auf beiden Positionen gerne.

Besonders Dodi Lukebakio verleiht dem Offensivspiel Durchschlagskraft. Wie sehen Sie die Chancen auf einen Verbleib des Stürmers?

Ich hoffe, dass Dodi noch ein weiteres Jahr bei uns bleibt und Bundesliga-Erfahrung sammeln kann. Klar ist aber auch, dass aufgrund der starken Auftritte weiterhin viele interessante Vereine auf ihn aufmerksam werden.

Mit 26 Jahren können Sie bereits weit über 150 Profispiele vorweisen. Ein Blick in Glaskugel: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Erstmal bin ich sehr froh, dass mir Düsseldorf die Chance ermöglicht hat, in der ersten Bundesliga spielen zu dürfen. Ich möchte mich bei der Fortuna nochmal weiterentwickeln und noch viele Bundesligaspiele machen.

In ihrer Karriere haben Sie sich immer wieder zurückgekämpft. Nach ihrer schwierigen Zeit bei Borussia Mönchengladbach kam 2015 ein Vertragsangebot des Reserveteams vom VfB Stuttgart gerade recht. Wie sehen Sie diese Zeit im Nachhinein betrachtet?

Es war eine schwere Zeit in Gladbach. Ich kam als junger Spieler zu einem großen Klub und habe mich anfangs sehr schwer getan. Ich war froh, dass mir Stuttgart 2015 die Chance gegeben hat, in der zweiten Mannschaft einen Neuanfang zu wagen. Ich habe aus der schwierigen Phase am Niederrhein viel gelernt.

Als gebürtiger Karlsruher sicherlich kein leichter Schritt, beim Rivalen zu unterschreiben. Wie waren damals die Reaktionen nach der Vertragsunterzeichnung?

Natürlich gab es auch vereinzelt negative Reaktionen. Jedoch war es keine Entscheidung zwischen Karlsruhe oder Stuttgart, denn es ging darum, wie es mit meiner Karriere weitergeht. Stuttgart hat mir die Chance gegeben, einen Neustart zu vollziehen und dafür bin ich sehr dankbar.

Ihre Eltern und ein Großteil der Familie leben noch in der Nähe von Karlsruhe. Kommt ein Wechsel an die alte Wirkungsstätte irgendwann in Frage?

Ich könnte es mir durchaus gut vorstellen. Ich bin in Karlsruhe geboren, habe viele Jahre beim Karlsruher SC gespielt und meine Eltern und viele Freunde leben immer noch dort. Daher zieht es mich regelmäßig in die Heimat. Allerdings weiß ich nicht, wie die Zukunft aussehen wird. Aktuell konzentriere ich mich ausschließlich auf meine Aufgabe bei der Fortuna.

Gut zehn Jahre ist es her, als Sie mit der deutschen U17 Europameister wurden. Wie beschreiben Sie diesen Moment?

Das war etwas Einzigartiges. Im Endspiel als damals 17-Jähriger vor 20.000 Zuschauern aufzulaufen und im eigenen Land den Titel zu holen. Das werde ich niemals vergessen.

Stichwort Nationalmannschaft: Träumen Sie zukünftig von einem Anruf von Bundestrainer Joachim Löw? Gute deutsche Rechtsverteidiger sind schließlich rar gesät und Sie spielen beständig auf einem hohen Niveau.

Es ist immer eine Ehre, für die A-Nationalmannschaft zu spielen und den Adler auf der Brust zu tragen. Aber so weit denke ich nicht. In erster Linie möchte ich mich in der Bundesliga etablieren und konstante Leistungen auf den Rasen bringen.

Philipp Lahm war beispielsweise ein sehr guter Rechtsverteidiger. War er eine Art Vorbild für Sie?

Lahm hat eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. Klar schaut man auf so einen Spieler auf.

Kommen außerhalb der Bundesliga noch andere Ligen für Sie in Frage?

Neben der Bundesliga finde ich die Premier League sehr interessant.

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