Nachgehakt: Ist Hernández 80 Millionen wert?

von Tristan Bernert
2 min.
Lucas Hernández wird vom FC Bayern umworben @Maxppp

Die Bundesliga hat einen neuen Rekordtransfer: 80 Millionen Euro zahlt der FC Bayern München für Lucas Hernández an Atlético Madrid. Doch ist der französische Weltmeister diese Summe überhaupt wert?

Als der FC Liverpool im Januar 2018 Virgil van Dijk zum teuersten Verteidiger in der Geschichte des Fußballs machte, erntete der Klub von Trainer Jürgen Klopp hauptsächlich Hohn und Spott. Die umgerechnet rund 84 Millionen Euro Ablöse seien grundsätzlich zu viel für einen Verteidiger. Und überhaupt, ist dieser van Dijk überhaupt gut oder ist er nur ein weiteres Beispiel für den Transferwahnsinn, der vor allem in der Premier League herrscht?

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Gut 15 Monate später lässt sich konstatieren, dass der Niederländer jeden Cent wert war. Der 27-Jährige verkörpert Weltklasse, ist wohl einer der drei besten Spieler auf seiner Position und hob die Defensive der in diesem Mannschaftsteil oftmals anfälligen Liverpooler auf ein neues Level.

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Bayerns van Dijk

An der Säbener Straße wird der Name van Dijk in den vergangenen Monaten auch öfter gefallen sein. Nicht, weil der FC Bayern den Abwehrhünen verpflichten wollte, sondern weil die Münchner sich von ihrem jüngsten Neuzugang wohl eine ähnliche Entwicklung versprechen: 80 Millionen zahlt der deutsche Rekordmeister für Lucas Hernández. Der 23-Jährige ist damit nicht nur teuerster Bayern-Transfer aller Zeiten, teuerster Bundesliga-Transfer aller Zeiten, sondern hinter van Dijk zweitteuerster Verteidiger aller Zeiten.

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Kann der Franzose diesem Preisschild überhaupt gerecht werden? Auf den ersten Blick erscheint es schwierig. Die Bayern befinden sich zwar im Umbruch und sind bereit, eine Rekord-Transferoffensive zu starten. Mit Hernández, Benjamin Pavard (35 Millionen) und der potenziellen Festverpflichtung von James (42 Millionen) haben die Münchner nun schon kräftig geshoppt, ohne jedoch die klaffenden Kaderlücken im Sturm und auf den Flügeln überhaupt anzugehen.

Der Schuh drückt anderswo

In der Innenverteidigung haben die Bayern Stand jetzt neben Hernández und Pavard auch Mats Hummels, Jérôme Boateng und Niklas Süle im Kader. Dabei wird es nicht bleiben, überbesetzt sind die Münchner auf der Position aber allemal. Zudem wird wohl niemand mit ruhigem Gewissen sagen können, dass Hernández der Abwehrchef aus den fünf Genannten wäre. Genau das – und darüber hinaus ein Unterschiedsspieler – müsste er aber sein, um die 80 Millionen zu rechtfertigen.

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Zwar kann Hernández wie auch Pavard auf der defensiven Außenbahn spielen. Als Links- respektive Rechtsverteidiger wurden beide Weltmeister. Ihre Paradeposition ist das jedoch nicht. Und auch ein Verein, der finanziell so stark aufgestellt ist wie der FC Bayern, sollte es sich zweimal überlegen, eine Rekordablöse für einen Spieler zu zahlen, der auf zwei Positionen halb eingeplant wird, weil er auf keiner Position gänzlich gebraucht wird.

Final zu bewerten wird der Hernández-Transfer jedoch frühstens dann sein, wenn die Alte Garde um Hummels und Boateng den Staffelstab endgültig an die nächste Generation abgibt. Spätestens dann muss Hernández einer der besten Verteidiger der Welt sein, oder aber mit dem Prädikat überteuert leben. Hohn mussten jedoch auch andere schon ertragen – zum Beispiel van Dijk und Liverpool.

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