„Scheißland“: Ibrahimovic schockt Frankreich

von Tobias Feldhoff
2 min.
„Scheißland“: Ibrahimovic schockt Frankreich @Maxppp

Zlatan Ibrahimovic bewegt nicht nur auf dem Fußballplatz die Massen. Mit seinen Schimpftiraden nach der Niederlage gegen Girondins Bordeaux (2:3) sorgte der Schwede am Wochenende für mächtig Aufsehen. Am Ende schaltete sich sogar Frankreichs Sportminister ein.

Personenkult im Fußball. Ein Phänomen, das in anderen Teilen Europas noch viel weiter verbreitet ist als in Deutschland. Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder auch Zlatan Ibrahimovic heißen die Helden der Fans. Wobei Letzterer nicht nur wegen seiner fußballerischen Qualitäten, sondern vor allem wegen seines spielerisch arroganten Habitus verehrt wird. Ibrahimovic-Interviews nach dem Spiel sind Kult. „Als ich die Rote Karte sah, dachte ich nur: Der Typ weiß nicht, was er da macht, oder er hat etwas anderes gesehen. Das Schlimmste daran war aber, wie alle Chelsea-Spieler um mich herum standen. Ich fühlte mich, als ob ich elf Babys um mich herum hätte“, sagte der der Schwede zuletzt nach dem Weiterkommen in der Champions League gegen den FC Chelsea – und erntete in den Sozialen Medien viel positive Resonanz.

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„Ein Scheißland“ – den Bogen überspannt

Dass sich selbst ein Spieler wie Ibrahimovic nicht alles herausnehmen darf, zeigte die Reaktion auf seinen Wutausbruch nach der 2:3-Niederlage gegen Girondins Bordeaux am gestrigen Sonntag. „Ich spiele seit 15 Jahren Fußball und habe nie so einen schlechten Schiedsrichter gesehen wie in diesem Scheißland. Dieses Land verdient PSG nicht“, wütete der 33-Jährige mit freiem Oberkörper durch die Mixed Zone stapfend, „PSG sollte nicht in diesem Land spielen. Wir sind zu gut für dieses Land.“

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Schimpftiraden, die man als Außenstehender mit einem belustigten Lächeln quittieren mag. Doch im überdurchschnittlich nationalstolzen Frankreich war es ein Affront gegen eine gesamte Nation. Im Handumdrehen hatte sich der Erguss des Stürmerstars viral verbreitet. Und die Reaktionen waren vernichtend. Die Tageszeitung ‚Le Parisien‘ nannte Ibrahimovics Verhalten „Inakzeptabel“, auch das Sportblatt ‚L'Équipe‘ kritisierte den eigentlich Unantastbaren. Im Endeffekt forderte kein Geringerer als der französische Sportminister Patrick Kanner den PSG-Torjäger auf, sich öffentlich zu entschuldigen.

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Ibrahimovic springt über seine Schatten

Und sehr selten ist es in der langen Laufbahn des exzentrischen Stürmers bislang vorgekommen, dass er einer Aufforderung so schnell nachgekommen ist. Doch in diesem Fall stand vor allem seine Stellung als Liebling der Massen auf dem Spiel. Prompt richtete Ibrahimovic das Wort via Facebook an seine wütenden Fans: „Meine Aussagen nach dem Spiel waren nicht gegen Frankreich oder die Franzosen gerichtet“, schrieb der Angreifer, „ich habe über Fußball gesprochen. Ich kann nicht akzeptieren, wenn die Schiedsrichter sich nicht an die Regeln halten. Es war nicht das erste Mal, und es nervt mich einfach. Ich entschuldige mich, wenn sich jemand angegriffen fühlt.“

Minister Kanner nahm die Worte wohlwollend zur Kenntnis und sprach von einer „willkommenen Entschuldigung eines großen Champions“. Ende gut, alles gut, will man meinen. Doch Ibrahimovics Ausraster war in erster Linie die Reaktion auf die sportlich angespannte Situation bei PSG, denn nach der Niederlage gegen Bordeaux beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Olympique Lyon bereits zwei Punkte. Das Verpassen des Ligue 1-Titels wäre angesichts des millionenteuren Kaders eine Katastrophe. Auf Ibrahimovic' Status als Fußball-Götze hätte dieses mannschaftliche Versagen allerdings deutlich weniger Einfluss als die gestrige Kränkung der eigenen Fans.

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