Arsenal-Ikone Henry macht Schluss: Abschied eines Superhelden

von Lukas Heimbach
4 min.
Für immer im Herzen der Arsenal-Fans: Klublegende Thierry Henry @Maxppp

Mit Thierry Henry hat eine der prägendsten Ikonen des vergangenen Jahrzehnts die schillernde Fußballbühne verlassen. Für eine ganze Generation war der Weltmeister von 1998 ein Superheld aus Kindertagen. Nun wechselt die Arsenal-Legende zum Fernsehen. Eine Hommage an einen der größten Stürmer der Geschichte.

Wenn ich auf den Platz gehe, wenn ich den Ball habe, weiß ich, er ist mein – es ist einfach ein Gefühl“, umschreibt Thierry Henry seine einzigartige Sinnessymbiose, wenn er das Spielfeld betritt. Längst ist der französische Welt- und Europameister eine lebende Legende – nicht nur beim FC Arsenal, wo er sich mehr als bei allen anderen Stationen seinen Kultstatus erzauberte. 1999 schlug der Torjäger das Kapitel im damaligen Highbury auf und schrieb dort zunächst bis 2007 Geschichte, ehe er 2012 noch einmal für zwei Monate nach Nordlondon zurückkehrte. Zwischendurch sackte der heute 37-Jährige mit dem FC Barcelona die Champions League ein (2009) und ließ seine Karriere schließlich in den Staaten bei New York RB ausklingen.

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Nach 20 Jahren habe ich entschieden, mich vom professionellen Fußball zu verabschieden. Es war eine unglaubliche Reise und ich würde gerne all den Fans danken, meine Teamkollegen und alle Leuten, die beteiligt waren bei Monaco, Juventus, Arsenal, Barcelona, New York Red Bulls und natürlich in der Nationalmannschaft. Sie haben meine Zeit so speziell gemacht“, gab Henry am heutigen Dienstagmorgen das Ende seiner aktuellen Laufbahn bekannt. Der 16. Dezember 2014 wird somit als historischer Tag in die Erinnerung aller Bewunderer des filigranen Torjägers eingehen. Dem Fußball bleibt der Altstar aber erhalten. Zukünftig wechselt er zum TV und wird Experte für Sky Sports: „Es ist jetzt Zeit für einen anderen Karriereweg: Ich freue mich, nach London zurückzukehren und mich Sky Sports anzuschließen.

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„Sei nie mit dir zufrieden“

344 Tore erzielte der Franzose in seiner Karriere in seinen insgesamt 709 Pflichtspielen. 226 Treffer waren es für Arsenal. Damit geht er als erfolgreichster Schütze der Vereinshistorie in die Geschichtsbücher der ‚Gunners‘ ein. „Wenn man das ganze Paket betrachtet, mit allem was Henry mitbringt, denke ich nicht, dass es einen solchen Spieler irgendwo anders gibt“, singt Arsenal-Ikone Dennis Bergkamp eine Lobeshymne auf seinen alten Teamkollegen, „du gibst ihm den Ball am richtigen Platz und seine Beschleunigung lässt ihn an jedem Verteidiger der Welt vorbeiziehen.“ 2004 schrieb er mit den ‚Invincibles‘ Geschichte, als der FC Arsenal ungeschlagen den Meistertitel in der Premier League holte. Viermal war der 1,88 Meter große Angreifer Torschützenkönig, 2003 wurde er Welttorjäger.

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Aufgewachsen im Ghetto eines Pariser Vororts begann Henrys Karriere einst beim französischen Klub CO Les Ullis. Über US Palaiseau und ES Viry-Châtillon entdeckten Talentscouts den damals 13-jährigen Kicker und lotsten ihn in ein Fußballinternat in Clairefontaine. „*Mein Vater hat mir in den Kopf gesetzt, dass ich der Beste sein muss, nie mit mir zufrieden sein darf. Meine Tage damals waren genauso gleichförmig wie der Schlag des Metronoms. Es gab nur Training und Schule.

„Ich denke nicht nach – ich mache“

Wenn ich nach der Schule trödelte und fünf Minuten zu spät kam, durfte ich mir etwas anhören“, erzählt er rückblickend auf die strenge Disziplin in seiner Kindheit, „schon als ich sieben Jahre alt war, sagte er zu den Eltern anderer Spieler: Schaut euch meinen Sohn gut an, er wird ein großer Spieler werden.“ Und Henry senior sollte Recht behalten. „Rückblickend bin ich ihm für seine Verbissenheit sehr dankbar. Er hat mir beigebracht, dass sich harte Arbeit auszahlt*“, so Henry junior.

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Ein Jahr später ging es ins namhafte Versailles, ehe seine Profikarriere bei der AS Monaco begann, wo er erstmals mit Trainer Arsène Wenger zusammenarbeitete. Nach starken Leistungen im Fürstentum heuerte Henry mit 21 Jahren im Januar 1999 bei Juventus Turin an. Nur ein halbes Jahr wechselte ‚Titi‘ schließlich für 16,1 Millionen Euro zum FC Arsenal. Sein ehemaliger Lehrmeister Wenger hatte sich für die Verpflichtung des Ausnahmekönners eingesetzt. Von da an nahm eine grandiose Karriere seinen Lauf. „Ich weiß, manchmal bin ich ein Stechen im Nacken, ‘Der Boss’ (Arsène Wenger, Anm. d. Red.) weiß das. Aber das bin ich, ich bin 100 Prozent. Was auch immer ich mache, ich mache es mit meinem Herzen. Ich denke nicht viel nach – ich mache“, beschreibt die Arsenal-Ikone ihr passioniertes Handeln auf dem Platz.

Lobeshymnen von Messi, Ronaldinho und Zidane

Das Wort großartig wird überproportional benutzt, aber in Thierrys Fall ist es absolut wahr“, sagt der ehemalige ‚Gunners‘-Keeper Bob Wilson (1963–1974). Auch die ganz großen Namen des Weltfußballs adeln das französische Genie.

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Das erste Mal als er den Umkleideraum betrat, habe ich mich nicht getraut, ihm ins Gesicht zu schauen. Ich wusste alles, was er in England geschafft hatte“, verrät der ehrfürchtige vierfacher Weltfußballer Lionel Messi. Auch Ronaldinho umschrieb fasziniert: „Henry ist ein fantastischer Spieler und verfügt über eine komplette Technik. Ich bewundere ihn beim Zusehen. Ich respektierte ihn sehr als Mensch und als Fußballer.” Insbesondere aber sein Landsmann und Weltmeister-Kollege von 1998, Zinedine Zidane, lobt Henry in den Himmel: „Ronaldinho ist ein besonderer Spieler, aber Thierry Henry ist technisch sicherlich der meist gesegnete Fußballer, der dieses wunderschöne Spiel jemals gespielt hat.

Die 14 prägte eine ganze Generation

Sein eleganter Bewegungsablauf, sein fantastisches Gespür für Ball und Gegenspieler sowie seine exquisite Technik ließen den französischen Weltstar zum Idol einer ganzen Generation werden. Nie zuvor wurde das Trikot mit der Rückennummer 14 in Jugend- und Amateurteams mit einer solchen Begeisterung und Hochachtung getragen wie zur Hochzeit von ‚Titi‘.

Da kann ein Johan Cruyff noch so viele Ären geprägt haben und als knallorangefarbener Rohrspatz rumschimpfen, er sei der Größte. Pustekuchen – Thierry Henry ist zumindest für seine Generation der größte Torjäger aller Zeiten. Sicherlich aber war und ist er – mit Verlaub – der beste Stürmer in der glorreichen Geschichte der englischen Premier League.

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