80 Millionen für die Offensive: Darum schießt Juve trotzdem keine Tore

von Lukas Hörster
3 min.
80 Millionen für die Offensive: Darum schießt Juve trotzdem keine Tore @Maxppp

Haarscharf schrammte Juventus Turin in der vergangenen Saison am ersten Triple der Vereinsgeschichte vorbei. Nur die Niederlage im Champions League-Finale gegen den FC Barcelona (1:3) verhinderte den historischen Triumph. Die heimische Serie A gewann man mit rekordverdächtigen 17 Punkten Vorsprung zum vierten mal in Folge. Doch die Abgänge einiger Leistungsträger wiegen schwer. Vor allem die Offensive lahmt – trotz Ausgaben in Höhe von 80 Millionen Euro.

Bereits in der Vorsaison war in erster Linie die Defensive das Prunkstück der 'Alten Dame'. Nur 24 Gegentore in 38 Meisterschaftsspielen ebneten den Weg zum ‚Scudetto‘. Juve ist keine Mannschaft, die regelmäßig für Kantersiege sorgt. Vielmehr war man in der Lage, ein Spiel bei Führung kontrolliert über die Bühne zu bringen. 72 mal traf man dabei ins gegnerische Tor.

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Bruch im Spiel

Doch diese Saison ist alles anders. Nach acht Spieltagen steht der Rekordmeister lediglich auf Platz 14. Gerade die zuvor beeindruckende Kaltschnäuzigkeit ist abhanden gekommen. Ein Torverhältnis von 9:8 sorgt dabei für neun Punkte. Die Abstiegszone ist nur vier Zähler entfernt.

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Natürlich werden die ‚Bianconeri‘ nicht auch am Ende der Saison im unteren Drittel der Tabelle stehen. Doch es gibt drei Gründe, die dazu führen, dass Juve den eigenen Ansprüchen bisher hinterher läuft.

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Die Abgänge: Mit Strippenzieher Andrea Pirlo verließ die spielbestimmende Figur der vergangenen Jahre den Verein Richtung New York. Darunter leidet die Struktur im Juve-Spiel merklich. Neuverpflichtung Sami Khedira hat andere Qualitäten, als das Spiel von hinten heraus aufzuziehen. Seine Stärken ähneln eher denen von Arturo Vidal, der mittlerweile sein Geld beim FC Bayern München verdient. Dessen Kampfbereitschaft gepaart mit seiner spielerischen Klasse aber ist eine Kombination, die man auf der Welt nicht häufig findet. Was das Thema Treffsicherheit betrifft, schmerzt allerdings insbesondere der Abgang von Carlos Tévez, der nach Argentinien zu seinem Jugendverein Boca Juniors zurückkehrte. 50 Tore erzielte der Argentinier in seinen zwei Jahren in Turin. Eine Quote, die eine Bürde für seine Nachfolger darstellt. Zusätzlich verlieh die ‚Alte Dame‘ Supertalent Kingsley Coman zu den Bayern, der dort zeigt, dass er durchaus für kreative Ideen auf dem Feld zu haben ist.

Die Neuzugänge: In Paulo Dybala, Mario Mandzukic, Simone Zaza, Juan Cuadrado und Hernanes kamen fünf neue Offensivkräfte für rund 80 Millionen Euro. Der 21-jährige Dybala, dem kein Geringerer als Weltstar Lionel Messi eine großartige Zukunft voraussagt, trifft dabei mit drei Ligatoren noch am zuverlässigsten. Er ist mit seinem fantastischen linken Fuß die spielerische Komponente in einer ansonsten sehr auf physische Durchschlagskraft ausgerichteten Offensivreihe. Zu dieser zählt auch der Ex-Bayer Mandzukic. Der Neuzugang von Atlético Madrid kommt in Italien noch nicht so recht in Tritt, nur zwei Tore steuerte der Kroate bisher bei. Ebenso wie Zaza, der zuletzt im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach von den eigenen Fans wegen einiger leichtfertiger Ballverluste verhöhnt wurde. Rechtsaußen Cuadrado hat bisher, genau wie Zehner Hernanes, noch keinen Treffer beisteuern können. Beide bleiben hinter den Erwartungen zurück.

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Das Spielsystem: Mit Tévez verließ nicht nur der beste Torschütze den Verein, sondern auch ein Spieler, der sich bestens mit Sturmpartner Alvaro Morata verstand. Während der Spanier eher der Typ Strafraumstürmer ist, der durch körperliche Präsenz und Torinstinkt auffällt, glänzte der 31-Jährige neben seiner Torgefahr auch mit enormem läuferischem Einsatz. Das Zusammenspiel der beiden funktionierte nahezu blind, was unteranderem auch Borussia Dortmund im Champions League-Achtelfinale zu spüren bekam (insgesamt 1:5). Nun muss Morata mitunter mit Partner Mandzukic vorliebnehmen, dessen Stärken denen des 23-Jährigen sehr ähneln. Beide leben unter anderem von einem lebhaften Flügelspiel, das in der häufig praktizierten 4-3-1-2-Formation der Turiner aber kränkelt. Die Kaderplanung ist in diesem Punkt misslungen, auch da ein Pendant zu Rechtsaußen Cuadrado fehlt.

Fazit: Die Qualität der Einzelspieler bei Juventus ist hoch genug, um sich am Ende der Spielzeit noch einen Champions League-Platz zu sichern. Dennoch befindet sich das Team nach den einschneidenden personellen Veränderungen im Sommer noch in der Findungsphase. Mit Dybala hat man ein Versprechen an die Zukunft verpflichten können, das aber bereits jetzt funktionieren sollte. Im Winter könnte insbesondere die Verpflichtung eines Linksaußens in den Vordergrund rücken. Somit hätte man eine höhere taktische Flexibilität, man könnte das System variieren und somit Morata und Mandzukic besser ins Spiel bringen, ohne dem Versuch zu erliegen, Pirlo, Tévez und Vidal als Zulieferer gleichwertig ersetzen zu wollen. Spieler, die dies könnten, sind für Juve nicht zu bekommen.

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