Conte bei den Spurs: Drahtseilakt à la Mourinho

von Georg Kreul
2 min.
Antonio Conte ist neuer Trainer von Tottenham @Maxppp

Mit Antonio Conte sollen bei Tottenham Hotspur wieder bessere Zeiten einkehren. Der Meistertrainer von Inter Mailand tritt bei den Londonern allerdings ein kompliziertes Erbe an und hat wie bereits sein Vorvorgänger José Mourinho einen schwierigen Spagat zu meistern.

Nach nur zehn Premier League-Spielen ist Nuno Espírito Santo bei Tottenham Hotspur bereits wieder Geschichte. Der biedere Defensivfußball und die ideenlose Offensive zwangen Klubchef Daniel Levy in der Trainerfrage zum Handeln. Der am heutigen Dienstag vorgestellte Antonio Conte soll die auf Platz neun gefallenen Londoner wieder in die Spur bringen und gleichzeitig zur unterhaltsamen Spielphilosophie des Klubs zurückführen.

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Die passende Lösung

Dabei hätte Levy für diese Aufgabe gefühlt kein dickerer Fisch ins Netz gehen können als der Meistertrainer von Inter Mailand. Mit unterhaltsamem Offensivspiel brachte Conte die Nerazzurri nach eher durchschnittlich torgefährlichen Spielzeiten in der vergangenen zwei Jahren wieder auf Vordermann: 81 sowie 89 Ligatreffer stellen für Inter historische Bestmarken dar. Der 52-Jährige ist quasi der Gegenentwurf zu seinem Vorgänger Espírito Santo und war bereits Sommer einer der zahlreichen Trainerkandidaten.

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Bislang erzielte nur Ligaschlusslicht Norwich City nach zehn Spieltagen weniger Tore als jene neun Treffer der Spurs. Seit zwei Stunden und 16 Minuten gelang der Mannschaft um Topstürmer Harry Kane nicht einmal mehr ein Schuss auf das gegnerische Tor. Das Experiment mit Espírito Santo, der in der ursprünglichen Liste der Wunschkandidaten weit unten auftauchte, ist krachend gescheitert.

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Conte hat nun in kürzester Zeit die gleiche Aufgabe zu bewältigen, vor der im November vor knapp zwei Jahren schon sein Vorgänger Mourinho stand: Sofortiger Erfolg mit allen Mitteln. Doch während The Special One bei der Aufgabenstellung den Angriffsfußball seines Vorgängers zugunsten von pragmatischem Ergebnisfußball opferte, soll Contes Offensivstil aus Inter-Zeiten so schnell wie möglich zünden – mit Blick auf die Kaderzusammenstellung der Spurs kein so einfaches Unterfangen.

Das Kane-Problem

Topstürmer Kane ist seit dem Wechsel-Drama im Sommer nur noch ein Schatten seiner selbst, dahinter klafft im Angriff ein großes Loch. Einen Ersatz für den 28-Jährigen gibt es nicht. Klubchef Levy sah wohl auch angesichts des Streits mit Kane davon ab, einen geeigneten Erben für den Angreifer zu verpflichten. Den zuvor ausgeliehenen Backup-Stürmer Carlos Vinícius schickte man ersatzlos zurück zu Benfica Lissabon.

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Der einzige Offensivneuzugang Bryan Gil fällt derzeit mit einer Oberschenkelverletzung aus, ansonsten muss Conte mit dem altbewährten und gleichzeitig überschaubaren Personal im Angriff seine Ideen verwirklichen. Die Chance, dass Kane in Partnerschaft mit Heung-Min Son im bevorzugten 3-5-2-System des italienischen Übungsleiters zurück zur alten Form findet, ist trotz der aktuellen Krise aber zweifelsfrei vorhanden.

Anspruch und Wirklichkeit

Dennoch sind die Londoner von ihrem Status als ernster Titelherausforderer weit entfernt. Bei Sondierungsgesprächen im abgelaufenen Sommer waren die Ambitionen von Tottenham ein zentraler Gesprächspunkt in den Verhandlungen mit Conte. Seine vergangenen drei Klubs formte der 52-Jährige jeweils zum Meister – bei den Spurs gab es zuletzt in der Saison 1998/99 eine Pokalfeier.

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Eine angeblich bis zum Platzen gefüllte Transferkasse für den Winter soll die Mannschaft zügig wieder konkurrenzfähig machen. Bis Conte einkaufen darf, stehen jedoch sportlich schwierige Wochen ins Haus.

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