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Trainer schon weg: Sporting kommt nicht zur Ruhe

Bei Sporting Lissabon wähnte man sich nach einer guten Saison wieder in ruhigeren Fahrwassern. Doch nun, nach erst vier Spieltagen der neuen Saison, läuft man Gefahr, ein weiteres Mal ins Chaos zu verfallen. Am gestrigen Dienstag musste Trainer Marcel Keizer seine Koffer packen.

von Albert Oebel
3 min.
Sporting Lissabon Maxppp

Rückblick: Im Mai 2018 sorgte Sporting Lissabon für negative Schlagzeilen und schockte die Fußballwelt mit zuvor nicht gekannter Gewaltbereitschaft und chaotischen Verhältnissen. Rund 50 vermummte Anhänger hatten damals das Training ihrer Mannschaft gestürmt. Der Ursprung lag beim damaligen Präsidenten, Bruno de Carvalho, der nach dem Aus in der Europa League im März 2018 kurzerhand 19 Spieler suspendiert hatte. Folge waren verletzte Spieler und fristlose Kündigungen von Stars wie Portugals Nationaltorhüter Rui Patricio sowie Mittelfeldspieler William Carvalho.

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Rund 16 Monate später stand für Sporting am vergangenen Samstagabend das zweite Heimspiel der nächsten Saison gegen den Underdog FC Rio Ave an. Vor knapp 40.000 Zuschauern im heimischen Estadio José Alvalade eigentlich eine klare Angelegenheit für den 18-maligen portugiesischen Meister. Sollte man meinen. Doch die hoffnungsvollen Sporting-Fans wurden bitter enttäuscht. Um kurz vor 21 Uhr Ortszeit war die 2:3-Niederlage besiegelt. Diese Pleite wird nicht nur lange in Erinnerung bleiben, weil ein einziger Spieler gleich alle drei Elfmeter verschuldete. Sondern sie bedeutete auch das Ende der Amtszeit von Sporting-Coach Marcel Keizer.

Auf Double folgt Derby-Klatsche

Mit dem Gewinn des Doubles aus Pokal und Ligapokal sowie einem soliden dritten Platz in der Liga machten sich die Fans des Traditionsklubs vor Saisonbeginn noch Hoffnungen, die beiden Platzhirsche Benfica Lissabon und FC Porto wieder ernsthaft gefährden zu können. Die 0:5-Klatsche zum Saisonauftakt im portugiesischen Supercup gegen Benfica ließ aber gleich zu Anfang schon Böses erahnen. Die Machtdemonstration des Lokalrivalen rückte gleich die Frage in den Raum, ob mit Keizer noch der richtige Trainer an der Seitenlinie steht.

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Schon zuvor wurden viele Stimmen rund um den Verein laut, die besagten, der Niederländer würde seine Spieler nicht mehr erreichen. Ein weiterer Faktor war seine Rolle im Transfer von Bas Dost. Der Coach wollte seinen Schützling unbedingt halten und gefährdete dessen Wechsel zu Eintracht Frankfurt. Bis zuletzt am Trainer festgehalten hatte nur Sporting-Präsident Frederico Varandas, der dem Druck nach der jüngsten Niederlage aber auch nicht mehr Stand halten konnte.

Keizer verzichtet auf Geld

Zumindest die gute Beziehung zwischen dem Ex-Coach und dem Präsidenten konnte die Lage ein wenig entschärfen. Der Vertrag des 50-Jährigen läuft noch zwei Jahre, weshalb er noch auf eine saftige Abfindung bestehen hätte können. Mit dem Wissen, dass Sporting finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist, verzichtet der Coach auf einen Teil des ihm zustehenden Geldes. Logisch, dass die Verantwortlichen ausschließlich lobende Worte für ihren gerade erste geschassten Trainer übrig haben: „Wir sind sehr dankbar dafür, was Keizer bei uns geleistet hat. Er erfüllte seine Aufgabe mit Bravour, in dem knappen Jahr bei Sporting, in dem er zwei Titel gewonnen konnte“, so Varandas laut der portugiesischen Zeitung ‚Record‘.

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Obwohl die Entlassung von Keizer im Sinne vieler Sporting-Supporter ist, bekommt auch der Präsident Gegenwind. „Varandas hat nicht die Kompetenz, die Position des Präsidenten auszuführen“, sagt beispielsweise Madeira Rodrigues, ehemaliger Präsidentschaftskandidat. Der einstige Sporting-Spieler und -Trainer Carlos Manuel kann die Entlassung derweil nicht verstehen: „Wenn du die Niederlage gegen Rio Ave als Grund für die Entlassung nimmst, dann hätte der FC Porto nach dem Aus in der Champions League Qualifikation gegen Krasnodar auch seinen Coach Sérgio Conceição entlassen müssen.

U23-Trainer übernimmt

Vor allem im Hinblick auf die finanzielle Schieflage setzt Sporting zunächst einmal auf Leonel Pontes, der in der U23-Mannschaft der Löwen erfolgreiche Arbeit leistete. Fünf Siege in ebenso vielen Spielen und eine Tordifferenz von 19:2 sprechen eine eindeutige Sprache. Trotz alledem wird sich erst noch zeigen müssen, ob Pontes diesen Lauf zu den Profis transportieren kann. Die Installation eines Trainers, der mit dem Verein bereits über Jahre vertraut ist, zeigt allerdings, dass man zunächst auf Stallgeruch setzt. Trotzdem ist die Beförderung des 47-Jährigen mit einem gewissen Risiko verbunden, weshalb mit Aitor Karanka schon ein potenzieller Nachfolger gehandelt wird.

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Karanka war bereits bei Real Madrid als Co-Trainer aktiv und stand zudem beim FC Middlesbrough und Nottingham Forrest an der Seitenlinie. Großer Vorteil des Spaniers: Er beherrscht die portugiesische Sprache und hat bereits mit José Mourinho zusammengearbeitet. Dass dieser angesichts des Dauer-Chaos' bei Sporting den Weg zurück zu seinem Ex-Klub findet, ist dann doch ziemlich unwahrscheinlich.

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