La Liga

Sportliche & mentale Probleme: Mbappé packt aus

Stolperstart bei Real Madrid, Rechtsstreitigkeiten mit Ex-Klub Paris St. Germain und mehrere Nichtberücksichtigungen für die Equipe Tricolore – der Saisonstart 2024/25 ist für Kylian Mbappé einer zum Vergessen. In einem mehr als einstündigen Interview mit dem französischen Sender Canal+ sprach der Starstürmer nun über eine schwere Zeit, die Last des großen Namens und die Gefahr von Depressionen.

von Martin Schmitz - Quelle: Canal+
4 min.
Kylian Mbappé im Trikot von Real Madrid @Maxppp

Kylian Mbappé durchlebt aktuell die sicher härteste Zeit seiner Karriere. Dabei hatte für den Starstürmer im Juni alles nach einer rosigen Zukunft ausgesehen. Kurz vor der Europameisterschaft in Deutschland wurde der Wechsel des 25-Jährigen von Paris St. Germain zu seinem Traumverein Real Madrid öffentlich. Ab da jedoch wollte dem Angreifer nichts mehr gelingen.

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Bei der EM war Mbappé der Hoffnungsträger der ganzen Nation, konnte aber sein Potenzial nicht ansatzweise ausschöpfen. Der Rechtsfuß wirkte weder fit noch spielfreudig und brach sich direkt im ersten Gruppenspiel gegen Österreich (1:0) zu allem Überfluss die Nase. Er erzielte nur einen einzigen Turniertreffer, Frankreich schleppte sich wenig überzeugend immerhin bis ins Halbfinale, scheiterte dort jedoch am späteren Europameister Spanien (1:2).

Schwere Vorwürfe

Die Probleme mit der Nase und der fehlenden Fitness zogen sich noch bis in die Vorbereitung. Der Start bei Real verlief unglücklich, Mbappé darf in Carlo Ancelottis System nur selten auf seiner Lieblingsposition auf dem linken Flügel ran, da dort Vinicius Junior eingeplant ist. Schnell machten sich Gerüchte breit, dass der Franzose nur wegen seines großen Namens geholt und eigentlich gar nicht benötigt wurde. Dazu soll es Dissonanzen in der Kabine geben. Medlungen über außersportliche Aktivitäten und Zoff im Nationalteam kamen dazu.

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In der Sendung ‚Clique‘ auf dem französischen ‚Canal+‘ bezog Mbappé am gestrigen Sonntag nun Stellung zu den Presseberichten der vergangenen Monate. Über eine Stunde äußerte sich der Nationalspieler zu allen strittigen Themen: „Wenn du ein Star bist und wenn du nicht redest, spricht man für dich. Weil man über dich reden muss. Jeden Tag gibt es Dinge, obwohl ich mit niemandem gesprochen habe. Daher möchte ich mich jetzt endlich selbst äußern.“

Mit bisherigen Leistungen nicht zufrieden

Die Kritik zu seinem Real-Start sei heftig, betonte der Offensivspieler: „Seit ich 14 Jahre alt war, haben mir alle gesagt, dass ich einmal groß werden würde. Aber wenn du groß bist, fühlst du dich manchmal klein. Das Fußballpublikum ist sehr wandelbar. Wer heute gefeiert wird, wird morgen kritisiert.“ Generell könne er aber verstehen, dass die Fans mit seinen bisherigen Leistungen noch nicht zufrieden sind: „Es ist nicht der beste Start in die Saison, aber wir bereiten uns auf die Trophäen vor, die zählen werden. Wir haben bereits den europäischen Supercup gewonnen. Das war nicht das, was wir erwartet hatten, aber bei Real erwartet man dich in der zweiten Saisonhälfte. Dort wirst du beurteilt.“

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Grundsätzlich sei er kein Mensch, der den Kritiken und Storys in der Presse große Beachtung schenkt, dennoch bleibe er von ihnen nicht unberührt: „Die Kritiken? Es ist eher ein Bumerang-Effekt, wenn sie auf deine Angehörigen trifft. Ich habe hier keinen Kontakt zum französischen Fernsehen. Ich schaue es mir nicht an. Es sind eher meine Verwandten, die schauen und mir davon erzählen. Ich wollte hier wirklich etwas entdecken. Darauf habe ich mich konzentriert.“

Keine Depressionen

Seine Verwandten würden sich Sorgen machen, wenn sie zu viele Geschichten über seine schwere Zeit hören, das sei jedoch nicht nötig. „Ich hatte Momente, in denen ich müde war, aber ich war nicht depressiv. Es gibt Menschen, die wirklich an Depressionen leiden und denen muss man helfen. Es gab nur einen Moment, in dem ich erschöpft war. Ich hatte keine Ruhephasen, ich hatte sportliche Enttäuschungen“, so der Weltmeister von 2018.

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Neben dem sportlich schwierigen Start bei Real gibt es um Mbappé großen Zoff in Frankreich. Der Abgang des Flügelstürmers von PSG im Sommer verlief keinesfalls reibungslos. Der Klub und die katarischen Eigentümer zeigten sich beleidigt ob des Verlustes ihres Aushängeschilds und verweigern noch immer ausstehende Prämien- und Gehaltszahlungen in Höhe von 55 Millionen Euro. Der Franzose zerrte den Klub daher vor Gericht. Trotzdem sei Mbappé weiter ein Anhänger des Klubs: „Ich habe Konflikte mit einzelnen Leuten, ich habe meine Rechte als Spieler verteidigt, aber das repräsentierte nicht den Verein. Der Verein hat mir vom ersten bis zum letzten Tag alles gegeben.“

Keine Probleme mit Deschamps

Streitigkeiten oder zumindest Unstimmigkeiten gibt es dem Vernehmen nach derzeit auch mit dem französischen Nationaltrainer Didier Deschamps. Nachdem Mbappé im September freiwillig auf Länderspiele verzichtet hat, um sich bei Real besser einzuleben und vor Ort zu trainieren, wurde diese Priorisierung im Land nicht gut aufgenommen. Auch Deschamps zeigte sich nicht glücklich und lud den Kapitän der Auswahl zu den folgenden beiden Länderspielen nicht ein.

Gerüchte, dass er keine Lust mehr auf die Nationalmannschaft habe, wies Mbappé am Sonntag jedoch klar zurück: „Ich habe immer gesagt, dass es nichts Wichtigeres gibt. Meine Liebe zur Équipe de France hat sich nicht geändert. Es ist eine Entscheidung des Trainers, ich stehe hinter ihm. Ich respektiere seine Entscheidung. Ich wollte kommen, aber ich kann nicht sagen, warum ich nicht berufen wurde.“

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