Katar greift nach United: Sind die fetten PSG-Jahre bald vorbei?
Seit über einem Jahrzehnt hält sich Paris St. Germain als katarisches Prestige-Projekt und französischer Branchenprimus im Kreis der europäischen Topklubs. Doch wie lange noch?

Vor fast zwölf Jahren erwarb der katarische Staatsfond Qatar Sports Investments (QSI) für gerade einmal 30 Millionen Euro sämtliche Anteile am französischen Traditionsklub Paris St. Germain. Mit Milliarden-Investitionen avancierte der Verein aus der Stadt der Liebe zum Flaggschiff der zahlreichen Prestige-Sportprojekte des Emirats.
Dass der Plan der Kataris zumindest teilweise aufgegangen ist, lässt sich kaum in Abrede stellen. PSG dominiert seitdem die Ligue 1, ist zu einer großen Marke im Weltfußball aufgestiegen. Sechsmal zog man mindestens bis ins Viertelfinale der Champions League ein, zweimal ins Halbfinale, 2020 ins Finale. Zum ganz großen Wurf hat es bislang aber noch nicht gereicht.
4,5-Milliarden-Angebot
Die jüngste Entwicklung lässt Zweifel aufkommen, ob es dafür überhaupt noch einmal reichen könnte. Englische Medien berichten schon seit einer Weile von katarischen Plänen, der Glazer-Familie den Premier League-Riesen Manchester United abzukaufen. Ein Angebot in Höhe von 4,5 Milliarden Euro werde erwartet.
Ein Bericht der französischen ‚L’Équipe‘ widmet sich in diesem Zusammenhang den Folgen, die die Übernahme des Manchester-Klubs für PSG haben würde. Es gibt Anlass zur Annahme, dass United die Pariser als Flaggschiff des katarischen Klubimperiums langfristig ablösen würde.
Nur noch die zweite Geige?
Hierzu zitiert die Fachzeitung eine Insider-Quelle: „Wenn Katar Manchester United kauft, werden sie wahrscheinlich nicht mehr so großzügig mit PSG umgehen und den Verein wie einen Ligue 1-Klub behandeln, nicht mehr wie einen Champions League-Sieger.“ Wären die fetten Jahre in der französischen Hauptstadt mit der Übernahme der Red Devils also vorbei? Offensichtlich.
Katars neue Prioritätensetzung wäre nicht nur nicht verwunderlich, sondern entspräche voll und ganz der Marktlogik. Die Ligue 1, das muss auch ‚L’Équipe‘ einräumen, ist ein sehr begrenzter Markt, im Vergleich zur alles überstrahlenden Premier League deutlich kleiner und ökonomisch wie sportlich weit weniger attraktiv. Über zwölf Milliarden Euro streicht die Premier League in drei Jahren an TV-Geldern ein.
Schlechte Karten also für PSG. Sollte Katar künftig die Hand über Manchester United halten, ist die Zeit der großen Superstars à la Neymar, Mbappé und Messi in Paris womöglich schnell vorbei. Noch allerdings bleibt all das Spekulation – erst müssten sich die Bieter aus dem Emirat gegen Sir Jim Ratcliffe durchsetzen. Der englische Chemie-Milliardär hat seine Teilnahme an der Ausschreibung bereits angekündigt.
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