Erneuter Final-Coup? Kroatiens WM-Chancen im Check

von Fabian Angermeier - Jan-Philipp Schmidt - Tom Dubey
4 min.
Erneuter Final-Coup? Kroatiens WM-Chancen im Check @Maxppp

Kroatien hat seinen Kader für die WM bekanntgegeben. Höchste Zeit also, den Vizeweltmeister unter die Lupe zu nehmen.

Der Weg zur WM

Unter heftigem Platzregen gelang Kroatien mit einem 1:0-Heimsieg gegen Russland die direkte WM-Qualifikation erst auf den letzten Drücker. Mit je sechs und sieben Punkten Vorsprung auf die Verfolger Slowenien und die Slowakei lief es in Gruppe H bereits früh auf einen Zweikampf der beiden Nationen hinaus.

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In zehn Quali-Partien musste Kroatien nur eine Niederlage einstecken. Am ersten Spieltag konnte Slowenien die Balkan-Kicker mit 1:0 besiegen, seitdem verloren sie mit Ausnahme des EM-Achtelfinals gegen Spanien (3:5) kein Spiel mehr. Die vergangenen drei Nations League-Vergleiche gegen Österreich (3:1), Dänemark (2:1) und Frankreich (1:0) gingen allesamt an die Vatreni. Ordentlich Rückenwind also für den Turnierstart.

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Stärken & Schwächen

In Kroatiens Mittelfeld tummelt sich die perfekte Mischung aus Erfahrung und Spielwitz. Altstar Luka Modric wird in Katar bereits sein achtes Turnier mit der Nationalmannschaft spielen, mit Lovro Majer und Mateo Kovacic stehen zudem zwei weitere Passmaschinen im Kader der Kockasti. Letzterer konnte sich mit Real Madrid und dem FC Chelsea bereits viermal zum Champions League-Sieger krönen.

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Auch die Abwehr kommt namhaft daher. Zwar stehen mit Domagoj Vida und Dejan Lovren zwei 33-jährige Defensiv-Akteure im kroatischen Aufgebot, doch Bayern-Talent Josip Stanisic (22) und RB-Star Josko Gvardiol (20) senken den Altersschnitt deutlich. Im Angriff könnte es allerdings eng werden für die Elf von Trainer Zlatko Dalic. Tore erzielte man vor allem aus dem Mittelfeld heraus. Die Stürmer Andrej Kramaric und Ante Budimir zeigten sich in der laufenden Saison nicht wirklich treffsicher. Will Kroatien in Katar etwas reißen, sollten sie dringend daran arbeiten.

Der Trainer: Zlatko Dalic

Zlatko Dalic

Der größte Erfolg in Zlatko Dalics Amtszeit ist zweifelsohne die Vizeweltmeisterschaft 2018. Das Endspiel gegen Frankreich ging zwar verloren (2:4), dennoch wurde das Team im gesamten Land als Helden gefeiert. Bei der EM 2021 erreichte man zudem das Achtelfinale. Seit 2017 steht der 56-Jährige schon an der Seitenlinie und übertrifft damit die Amtszeit aller seiner Vorgänger.

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Besonders interessant: Dalic ist der erste Nationaltrainer Kroatiens, der eine Qualifikationsrunde für eine Welt- oder Europameisterschaft überstand, ohne entlassen zu werden. Die diesjährige WM macht ihn damit zum einzigen Coach seines Landes, unter dessen Leitung mehr als ein Turnier gespielt wurde. Sein Punkteschnitt von 1,79 aus 62 Partien kann sich sehen lassen.

Der Star: Luka Modric

Fünfmaliger Champions League-Sieger mit Real Madrid, Weltfußballer (2018), zehnfacher Fußballer des Jahres in Kroatien: Die Bilanz von Luka Modric ist beeindruckend. Dazu ist der mittlerweile 37-Jährige Rekordnationalspieler des Landes. Sein Debüt feierte der zentrale Mittelfeldspieler 2006, bis zum jetzigen Zeitpunkt kann er 154 Einsätze vorweisen.

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Seine wohl bitterste Karriereniederlage erlebte Modric bei der vergangenen WM 2018 in Russland. Im Finale unterlag man dem damaligen Topfavoriten Frankreich mit 2:4. Der große Titeltraum platze. Ob der Star eine weitere Weltmeisterschaft spielen würde, war lange Zeit offen. Doch nun ist klar: Modric möchte ein letztes Mal mit der Nationalmannschaft angreifen: „Ich bin mir dessen bewusst, dass ich in einem bestimmten Alter bin und dass das mein letztes Turnier in der kroatischen Nationalmannschaft ist.“

Player to watch: Lovro Majer

Lovro Majer

Ein hierzulande relativ Unbekannter mit großem Potenzial: Lovro Majer könnte bei den Kroaten die Überraschung des Turniers werden. In der aktuellen Saison überzeugt der 24-Jährige bei Stade Rennes (18 Spiele, zwei Tore und drei Vorlagen). Erst vor kurzem verlängerte der aufstrebende Mittelfeldspieler trotz namhafter Interessenten seinen auslaufenden Vertrag bis 2027.

Für die Kroaten kam Majer bisher zehnmal zum Einsatz, mit drei Toren und einer Vorlage bewirbt er sich für die Startelf. Zuhause fühlt sich Majer im offensiven Mittelfeld. Mit seiner kreativen und unaufgeregten Art, feinen Technik und seinem gutem Passspiel könnte er das fehlende Puzzleteil einer immer älter werdenden kroatischen Offensive werden. Abzuwarten bleibt, ob Nationaltrainer Dalic auf Majer setzt.

Topelf

Prognose

In einer nicht unkomplizierten Gruppe mit Belgien, Kanada und Marokko müssen sich die Kroaten erst einmal beweisen. Das Ziel sollte allerdings ganz klar der Einzug in die K.o.-Runde sein. Der Kader ist mit großen Namen und viel Erfahrung gespickt, gerade das Mittelfeld um Modric, Kovacic und Brozovic kann sich sehen lassen. Beste Voraussetzung, um wieder voll anzugreifen. FT sagt: Kroatien könnte eine Überraschungsmannschaft werden.

Der Kader

Tor: Dominik Livakovic (Dinamo Zagreb), Ivica Ivusic (NK Osijek), Ivo Grbic (Atlético Madrid)

Abwehr: Domagoj Vida (AEK Athen), Dejan Lovren (Zenit St. Petersburg), Borna Barisic (Glasgow Rangers), Josip Juranovic (Celtic Glasgow), Josko Gvardiol (RB Leipzig), Borna Sosa (VfB Stuttgart), Josip Stanisic (FC Bayern), Martin Erlic (US Sassuolo), Josip Sutalo (Dinamo Zagreb)

Mittelfeld: Luka Modric (Real Madrid), Mateo Kovacic (FC Chelsea), Marcelo Brozovic (Inter Mailand), Mario Pasalic (Atalanta Bergamo), Nikola Vlasic (FC Turin), Lovro Majer (Stade Rennes), Kristijan Jakic (Eintracht Frankfurt), Luka Sucic (RB Salzburg)

Angriff: Ivan Perisic (Tottenham Hotspur), Andrej Kramaric (TSG Hoffenheim), Bruno Petkovic (Dinamo Zagreb), Mislav Orsic (Dinamo Zagreb), Ante Budimir (CA Osasuna), Marko Livaja (Hajduk Split)

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